In den letzten zwei Monaten hatte ich einen wunderbaren
Schulweg. Ich bin morgens immer normal durch Asebi gelaufen, aber nachmittags,
war ich von der Mittagshitze und der Arbeit so erschöpft, dass ich einfach
keine Lust mehr auf all das Ge-Twi-e und all den Obrouni-Smalltalk in Asebi
hatte. Alberta hat mir den Weg durch die Riverside nach Sepe gezeigt. Ich ließ
mich also in den letzten zwei Monaten nach der Schule von Gifties und Ivettes
Taxifahrer ein Stück mitnehmen und in Sepe rauslassen. Von dort aus musste ich
nur hundert Meter durch ein Wohnviertel laufen und kam zur Riverside. Die
Riverside ist eine große, grüne Wiese mit ein paar Bäumen und einem Bach. Sie
ist zwar ziemlich verdreckt und im Bach würde ich auch nicht schwimmen gehen
wollen, obwohl einige Kinder das gerne tun, aber es gefällt mir wirklich gut
dort! Dort trifft man wenige Menschen, die einen auch meistens noch nicht kennen und oft nicht ansprechen. Man
läuft einen kleinen Trampelpfad entlang, springt über zwei kleine Gruben und
springt dann über den Fluss. Ich dachte wirklich jedes Mal, ich lande gleich im
Wasser. Dann läuft man noch ein paar Meter über Müll und kommt im unteren Teil
von Asebi, wo mich auch niemand kennt, heraus. Von dort aus ist es nicht mehr
weit bis zu unserem Haus.
Das Problem an diesem Weg ist, dass dort jeden Nachmittag
eine riesen Herde Kühe, Kuhmele, entlang getrieben wird. Kuhmele ist der Name
den Tina und ich diesen Tieren gegeben haben, denn sie sehen mit ihrem Höcker
und dem schwabbeligen Hals aus wie eine Mischung aus Kuh und Kamel. Meine erste
Begegnung auf diesem Weg mit den Tieren war einwenig Angst einflößend. Ich war
schon über den Fluss gesprungen und wollte gerade um die Ecke auf die Straße
nach Asebi einbiegen, da kamen plötzlich hundert Kuhmele an getrottet. Ich
blieb wie angewurzelt stehen und Bauern, die im Feld etwa hundert Meter weit
weg arbeiteten, riefen mir zu ich soll ruhig stehen bleiben. Die meisten
Kuhmele, trotteten etwa 3 Meter von mir entfernt weiter und beachteten mich gar
nicht. Aber dann kamen drei Kühe, die das Fleckchen wo ich stand ganz schön
fanden und sich um mich stellten, um zu grasen. Ich blieb regungslos wie ein
Baum einfach stehen. Eine weiter schwangere Kuh kam hinzu und musterte mich. Sie
hat sich aber dazu entschlossen, dass ich uninteressant bin und fing an direkt
neben mir an zu grasen. Die Bauern beobachteten das ganze kritisch und nach
einer Weile zogen die grasenden Kühe weiter in Richtung ihrer Freunde. Ich
dachte also die Luft ist rein und ging zum Weg, da sehe ich weitere Kühe,
diesmal mit weniger schwabbeligem Hals, dafür mit riesigen, langen Hörnern, auf
mich zu galoppieren. Die Bauern schrieen und ich drehte mich auf dem Absatz um
und rannte zurück. Diesmal versteckte ich mich hinter einer Palme. Fast alle
Kühe galoppierten an der Palme vorbei, nur eine galoppiert eine Kurve und
direkt auf mich zu. Kurz vor der Palme machte sie eine Vollbremsung und starrte
mich gefühlte 5 Minuten lang an. Dann drehte sie sich um und rannte zu den
anderen Kuhmelen. Die Bauern und ich waren erleichtert, dass ich nicht
aufgespießt wurde und wir mussten lachen.
Gleich am nächsten Tag begegnete ich den Kuhmelen wieder,
allerdings auf der Straße in Asebi. Ich wollte gerade in den Weg zu unserem
Haus einbiegen, da guckte die erste Kuh um die Ecke. Weit und breit gab es kein
Versteck, also bin ich durch das offene hohe Stahltor in den nächsten Garten
geschlüpft. Dort stand ich in einem Haufen Lehm und ein Bauarbeiter schaute
mich verdutzt an. Ich meinte die Kühe kommen und ob ich mich hier verstecken
könnte. Das durfte ich. Ich beobachtete also hinter dem halb geöffneten Tor die
Herde vorbei ziehen, als plötzlich ein Kuhkopf um das Tor herum guckt und mich
anstarrt. Diese Kuh ist allerdings recht schnell weiter getrottet. Als es so
aussah, als wäre der Zug zu Ende, ging ich mit dem Bauarbeiter auf die Straße
nachschauen. Ganz am Ende der Straße kamen drei Hirten mit einer letzten Kuh
angelaufen. Ich wollte noch in wenig warten, aber der Bauarbeiter meinte ich
brauch keine Angst haben und er würde mich ein Stück begleiten. Er kam dann
auch mit bis wir an der letzten Kuh vorbei waren und verabschiedete sich von
mir. Ein netter Mann.
"schwabbel wabbel"
Seit diesem Monat kann ich leider nicht mehr durch die
Riverside gehen, denn nach einer langen Trockenzeit, regnet es nachts wieder
öfter. Deshalb ist der Bach nun viel zu breit, um drüber zu springen und die
Wiese ist matschig. Schade, schade, denn trotz der Kuhmele, war mir dieser Weg
lieber, als der anstrengende Weg durch Asebi.
Bei den ersten großen Regenstürmen nach der Trockenzeit,
wurde halb Asebi weg geweht. Wellblechdächer wurden abgerissen, Holzhütten sind
einfach weg geflogen und Strommasten sind umgestürzt. Als ich an jenem Sonntag
durch Asebi lief, sah es wirklich schrecklich aus. In Asokore Mampong, dem
Nachbarort, wurde nicht so viel verwüstet und in Krappa, wo Tina wohnt, war der
Regen nur leicht. Da hat es uns wohl ziemlich schlecht getroffen. Trotzdem war
an diesem Sonntag auch in Asokore Mampong die Kirche überflutet. Deshalb haben
alle bevor der Gottesdienst anfing, erst einmal das Wasser aus der Kirche
geschafft. Als ich ankam, wollte man mir einen Stuhl reichen, damit ich mich
hinsetzten kann, während die anderen arbeiten. Die Leute waren ganz schön
verblüfft, als ich als Weiße den Stuhl ablehnte, einen Lappen nahm und anfing
das Wasser aufzuwischen.