Beschreibung

Hallo,

mein Name ist Isabel Unger. Ich bin 19 Jahre alt und habe mich entschieden ab August 2012 für ein Jahr in Ghana zu leben. Mein Wohnort wird die große Stadt Kumasi sein, in der mich eine Gastfamilie aufnehmen wird. Vor Ort werde ich im Rahmen des EMC-Ghana Projektes an der Garden City Special School, einer Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, arbeiten.

Auf diesem Blog werde ich Berichte vom Leben und der Arbeit in Ghana, sowie Fotos hochladen.

Viel Spaß beim Lesen, eure Isa

Mittwoch, 20. März 2013

26.2.13: Kissi



Das letzte Wochenende haben wir in Kissi verbracht. Kissi ist ein kleines Dorf in der Central Region, indem die Baobab Schule steht. Es ist eine Schule für sozial benachteiligte oder körperlich behinderte Kinder, deren Familie ihnen keine schulische Ausbildung ermöglichen kann. Die meisten Schüler leben auf dem Schulgelände und nach dem Unterricht, aber vor allem in den Samstag-Workshops, erlernen die Kinder ein Handwerk, z.B. Holz- und Bambusarbeit, Weben, Batiken, Malen, Perlenketten herstellen, Nähen und Farming. Die hergestellten Produkte werden im Baobab House in Cape Coast verkauft. Das Baobab House ist ein Guesthouse mit vegetarischem Restaurant und Laden.
In der Baobab Foundation arbeiten vier Freiwillige, die wir in Cape Coast kennen gelernt und auf dem Zwischenseminar wieder getroffen haben. Hannah und Lara sind überwiegend in Kissi und Gloria und Julius arbeiten hauptsächlich in Cape Coast.

Wir sind also am Freitag schon etwas früher von der Schule aufgebrochen, damit wir noch einen MMTBus nach Cape Coast erwischen. Immerhin waren wir für das Projekt unterwegs. Freitag Abend sind wir in Cape Coast angekommen und haben uns im Baobab House mit Magda zum Essen getroffen. Das vegetarische Restaurant ist super lecker!! Es gibt von europäischen Gerichten, wie Nudeln mit Pilz- Creme- Soße, bis hin zu ghanaischem Essen, wie Reisball mit Erdnusssuppe, alles. Es war schon zu spät, um weiter zu reisen, also verbrachten wir die Nacht in Cape Coast. Im Baobab haben wir leider zu spät nach einem Zimmer gefragt, sie waren schon ausgebucht. Wir hatten also im Sammos ein Zimmer für drei reserviert. Als wir dort ankamen, im Dunkeln, war keine Reservierung eingetragen und es gab kein Dreierzimmer mehr. Also mussten wir mehr Geld für ein Einzel- und Doppelzimmer bezahlen. Wir haben uns aufgeregt, weil was wäre passiert, wenn wir spät abends ankommen wären und gar kein Raum mehr frei gewesen wäre. Der Rezeptionist konnte das überhaupt nicht nachvollziehen. Wir sagten natürlich auch, dass es nicht seine Schuld sei, sondern die des Managers, der unseren Anruf entgegen genommen hatte. Er sollte seinem Manager also ausrichten, dass so etwas nicht passieren sollte und wir nicht wieder ins Sammos kommen werden. An sich ist das Guesthouse aber ganz schön, mit Sitzgelegenheiten im Hof und einer Dachterrasse mit Bar. Wir ließen den Abend dann also gemütlich auf der Dachterrasse bei einem Malzbier ausklingen.
Am nächsten morgen mussten wir schon früh abreisen, denn um 10 Uhr fingen die Workshops in Kissi an. Als wir die Treppe hinunter kamen saß dort breitbeinig ein Mann im Sessel und fragte „ Are you Tina?“, und dann hat er sich herzlich schlapp gelacht. Ah, also der Manager. Sympathischer Typ, wie er mit Beschwerden umgeht ist wirklich nett. Nein, da werden wir nicht mehr hingehen. Nach einem Pfannkuchen-mit-Schokosoße-und-Mango-Frühstück im Baobab, haben wir uns auf den Weg nach Kissi gemacht. Nach einer halbstündigen Trotrofahrt, wurden wir an einer Junction herausgelassen. Von dort aus mussten wir zunächst ins Dorf laufen, um am anderen Ende wieder aus dem Dorf hinaus zulaufen in Richtung Baobabschule. Total verschwitzt kamen wir an und wurden von Hannah begrüßt. Sie hat uns das Freiwilligenhaus, indem wir zwei Zimmer bezogen, gezeigt und wir sind direkt mit zum Ketten-Workshop gekommen, wo Lara schon mit den Schülern fleißig bei der Arbeit war.
Wir wurden herzlich begrüßt und die Schüler haben uns bereitwillig und stolz ihre Arbeiten gezeigt. Zu sehen wie dieser Workshop organisiert wird, was für Materialien benötigt und wie sie verwendet werden, war für das EMC-Project wirklich sehr hilfreich! Nach dem Ketten-Workshop sind wir zu den Näherinnen gegangen. Dort hat uns Patience, eine Schülerin, gezeigt wie man Taschen und Etuis aus Water Saches, den Trinkwasserbeuteln in Ghana, näht. Sie hat uns eingeladen am Nachmittag, an dem sie eigentlich frei hat, noch einmal vorbei zu kommen, dann hätte sie Zeit uns alles was wir wissen möchten zu zeigen.
In der Mittagspause sind wir mit Hannah über die Biofram der Baobab Foundation gelaufen. Dort wird alles Mögliche angepflanzt, was dann im vegetarischen Restaurant gekocht wird. Es gibt dort Tomaten, Salat, Kohl, Frühlingszwiebeln, Lauch, ghanaischen Spinat, der hier eine Rangpflanze ist, die sich an einem Baum empor windet, und in der Regenzeit gibt es noch viel, viel mehr. Es gibt einen Medizin Garten, der riesig und wunderschön angelegt ist und das ganze Jahr über blüht. Außerdem werden in einem Holzhaus Pilze gezüchtet, was eine ganzschön komplizierte Angelegenheit zu sein scheint.
Nach einer kurzen Verschnaufpause im wunderschönen Freiwilligenhaus ging das Nachmittagsprogramm weiter, Lara musste im Baobab House in Cape Coast arbeiten und Hannah musste auch irgendetwas erledigen. Wir sind zurück zu Patience in die Näherei gegangen und sie hat uns gezeigt, wie man Geldbeutel aus Water Saches näht. Erst hat sie „Little Bag“, was wir auch sehr unglücklich ausgedrückt haben, andres verstanden und uns eine Mini-Einkaufstasche genäht. Das war interessant, vor allem weil wir keine Ahnung hatten was es werden soll, und es hat verdammt lange gedauert, aber schließlich haben wir uns noch einmal besser ausgedrückt und sie hat uns einen Geldbeutel genäht.
Später nachmittags sind wir mit Hannah nach Kissi gelaufen und haben ihre Gastfamilie kennen gelernt, denn nur Lara wohnt auf dem Schulgelände. In Hannahs Zimmer konnten wir unsere Handys aufladen, denn in der Schule gibt es keinen Strom. Wir sind weiter ins Dorf gelaufen und haben Brot für das Abendessen gekauft.
Zurück in der Schule sind Hannah und ich zur Farm gelaufen, bei der sich die Freiwilligen immer bedienen dürfen, und haben Kohl, Frühlingszwiebeln und Lauch geerntet. Von der Medizinfarm haben wir verschiedenste Blätter gepflückt, Hannah kennt sich da mittlerweile aus, und sind noch am Zimtbaum vorbei gegangen, mit dessen Blättern wir Tee kochen wollten. Aus all den Blättern, dem Gemüse und noch restlichen Zwiebeln, Knoblauch und Tomaten im Freiwilligenhaus, haben wir eine richtig leckere und zur Abwechslung mal gesunde Suppe gekocht. Geschnibbelt, gekocht und gegessen wurde bei Kerzenlicht, denn Strom gibt es auf dem Gelände ja nicht. Es war ein wirklich schöner Abend, doch leider eine ganz schön beschissene Nacht, denn so gesundes Essen war mein Magen einfach nicht mehr gewöhnt. Ich hatte Magenkrämpfe und habe in kürzester Zeit, alles wieder ausgebrochen.
Am nächsten Morgen haben wir Früchte und so etwas wie sauren Haferschleim gegessen.
Danach ging es zu Gottesdienst. Das war mal ein wirklich toller Gottesdienst! In einem Klassenraum wurden alle Tische heraus und alle Stühle herein geräumt. Die Schüler haben die meiste Zeit gesungen und getanzt, und wir haben mitgetanzt. Danach durfte jeder der wollte nach vorne kommen und ein Lied singen. Der zuständige Lehrer hielt eine Predigt und dann wurde eine Ewigkeit fanatisch gebetet. Die Schüler standen, die Augen geschlossen und redeten laut vor sich hin. Einige weinten und fielen die Arme zum Himmel gestreckt auf die Knie. Das war wirklich ein interessanter Gottesdienst. Vor allem das singen und tanzen fand ich großartig! Obwohl mir der Gottesdienst Spaß gemacht hat, war ich froh als er vorbei war, denn mir ging es nach dieser Nacht immer noch nicht gut und ich war schrecklich müde. Ich hab mich also ein paar Stündchen hingelegt. Hannah musste nach Cape Coast fahren, um dort zu arbeiten und eine Weile waren wir allein im Haus. Wir durften beim Mittagessen mitessen, aber leider haben wir die Glocke nicht gehört, sodass wir zu spät kamen. Die Schüler hatten schon gegessen, aber wir bekamen trotzdem noch etwas. Es gab Gare, das lässt sich am ehesten mit Paniermehl mit scharfer Soße vergleichen. Gegen 16 Uhr kamen dann Lara und Gloria. Wir haben mit Gloria Sheabutter gekocht und angefüllt für den Laden.
Abends haben wir uns dann Reis mit Bohnen aus der Küche geholt und uns zum Nachtisch Milchreis mit Zimtblättern gekocht.
Tina und ich hatten die Erlaubnis bis Montag in Kissi zu bleiben, denn in dieser Woche war die monatliche Workshopweek, in der die Kinder nur handwerklich arbeiten und keinen schulischen Unterricht haben. Wir wollten gerne sehen wie man Kettenanhänger aus Kokosnüssen fertigt. Zunächst hatten wir aber um 7 Uhr morgens traditionelles Tanztraining. Lara und Hannah treffen sich jeden Montag mit der Köchin und dem Trommler und lernen traditionelle Tänze. Dieses Mal durften wir mittanzen. Es hat auch total Spaß gemacht und war gar nicht so leicht! Meistens läuft man bei solchen Tänzen in einer Reihe, während man Bewegungen macht, die etwas mit der täglichen Arbeit zu tun haben, z.B. sähen.
 Leider haben wir uns zu viel Zeit mit dem Frühstück, Brot und Früchte, gelassen, sodass wir kaum noch Zeit hatten für die Kokosnüsse. Hannah hat es uns aber erklärt und wir sind noch kurz zum Malworkshop gegangen und haben dort zugeschaut. Es gibt wirklich talentierte Schüler dort!
Um 10 Uhr mussten wir schon abreisen, damit wir früh in Kumasi ankommen. Mit Lara, die in Cape Coast arbeiten musste, sind wir zurück gefahren. Wir haben im Baobab gegessen und als wir auf die Uhr schauten war es schon halb eins. Eigentlich wollten wir um halb 12 im MMTBus sitzen. Leider war der Bus als wir kamen auch erst halb voll, sodass wir erst um 15 Uhr losfahren konnten. Das war ziemlich doof, denn dadurch sind wir erst im Dunkeln in Kumasi angekommen. Im Moment gibt es vom Auswärtigen Amt Warnungen, dass man nicht in der Dunkelheit draußen sein sollte, da besonders oft abends Fahrzeuge mit „Weißen“ überfallen werden. Man sollte auch nicht in abgelegene Gegenden fahren, nicht nachts und nicht Tagsüber. In diesem Moment blieb uns allerdings nichts anderes übrigen und wir haben einen netten Taxifahrer gefunden der uns beide für 25 Cedi erst zu mir und Tina dann nach Hause gefahren hat.
Das war ein wirklich schönes verlängertes Wochenende und die Baobab Foundation ist ein ganz, ganz tolles Projekt!
Die Schüler dort bekommen eine schulische und eine Berufsausbildung, bekommen eine Unterkunft und Essen. Die ganze Atmosphäre im Projekt ist unglaublich harmonisch und die Schüler sind sehr, sehr nett und freundlich.

Das hier ist der Link zur Homepage, falls ihr noch mehr über das Projekt erfahren wollt:

Außerdem suchen noch einige Kinder nach Paten, denn nur über Patenschaften, kann ihr Aufenthalt in der Baobab Foundation dauerhaft finanziert werden. Es gibt die Möglichkeit mit dem Patenkind eine Brieffreundschaft aufzubauen und ihm kleine Geschenke zum Geburtstag, z.B. ein Heft und Stift, oder ein Tshirt o.ä., zukommen zulassen. Am meisten freuen sich die Kinder aber über Post und Fotos von ihren Paten.