Das letzte Wochenende haben wir in Kissi verbracht. Kissi
ist ein kleines Dorf in der Central Region, indem die Baobab Schule steht. Es
ist eine Schule für sozial benachteiligte oder körperlich behinderte Kinder,
deren Familie ihnen keine schulische Ausbildung ermöglichen kann. Die meisten
Schüler leben auf dem Schulgelände und nach dem Unterricht, aber vor allem in
den Samstag-Workshops, erlernen die Kinder ein Handwerk, z.B. Holz- und
Bambusarbeit, Weben, Batiken, Malen, Perlenketten herstellen, Nähen und
Farming. Die hergestellten Produkte werden im Baobab House in Cape Coast
verkauft. Das Baobab House ist ein Guesthouse mit vegetarischem Restaurant und
Laden.
In der Baobab Foundation arbeiten vier Freiwillige, die wir in
Cape Coast kennen gelernt und auf dem Zwischenseminar wieder getroffen haben.
Hannah und Lara sind überwiegend in Kissi und Gloria und Julius arbeiten
hauptsächlich in Cape Coast.
Wir sind also am Freitag schon etwas früher von der Schule
aufgebrochen, damit wir noch einen MMTBus nach Cape Coast erwischen. Immerhin
waren wir für das Projekt unterwegs. Freitag Abend sind wir in Cape Coast
angekommen und haben uns im Baobab House mit Magda zum Essen getroffen. Das
vegetarische Restaurant ist super lecker!! Es gibt von europäischen Gerichten,
wie Nudeln mit Pilz- Creme- Soße, bis hin zu ghanaischem Essen, wie Reisball
mit Erdnusssuppe, alles. Es war schon zu spät, um weiter zu reisen, also
verbrachten wir die Nacht in Cape Coast. Im Baobab haben wir leider zu spät
nach einem Zimmer gefragt, sie waren schon ausgebucht. Wir hatten also im
Sammos ein Zimmer für drei reserviert. Als wir dort ankamen, im Dunkeln, war
keine Reservierung eingetragen und es gab kein Dreierzimmer mehr. Also mussten
wir mehr Geld für ein Einzel- und Doppelzimmer bezahlen. Wir haben uns
aufgeregt, weil was wäre passiert, wenn wir spät abends ankommen wären und gar
kein Raum mehr frei gewesen wäre. Der Rezeptionist konnte das überhaupt nicht
nachvollziehen. Wir sagten natürlich auch, dass es nicht seine Schuld sei,
sondern die des Managers, der unseren Anruf entgegen genommen hatte. Er sollte
seinem Manager also ausrichten, dass so etwas nicht passieren sollte und wir
nicht wieder ins Sammos kommen werden. An sich ist das Guesthouse aber ganz
schön, mit Sitzgelegenheiten im Hof und einer Dachterrasse mit Bar. Wir ließen
den Abend dann also gemütlich auf der Dachterrasse bei einem Malzbier
ausklingen.
Am nächsten morgen mussten wir schon früh abreisen, denn um
10 Uhr fingen die Workshops in Kissi an. Als wir die Treppe hinunter kamen saß
dort breitbeinig ein Mann im Sessel und fragte „ Are you Tina?“, und dann hat
er sich herzlich schlapp gelacht. Ah, also der Manager. Sympathischer Typ, wie
er mit Beschwerden umgeht ist wirklich nett. Nein, da werden wir nicht mehr
hingehen. Nach einem Pfannkuchen-mit-Schokosoße-und-Mango-Frühstück im Baobab,
haben wir uns auf den Weg nach Kissi gemacht. Nach einer halbstündigen
Trotrofahrt, wurden wir an einer Junction herausgelassen. Von dort aus mussten
wir zunächst ins Dorf laufen, um am anderen Ende wieder aus dem Dorf hinaus
zulaufen in Richtung Baobabschule. Total verschwitzt kamen wir an und wurden
von Hannah begrüßt. Sie hat uns das Freiwilligenhaus, indem wir zwei Zimmer
bezogen, gezeigt und wir sind direkt mit zum Ketten-Workshop gekommen, wo Lara
schon mit den Schülern fleißig bei der Arbeit war.
Wir wurden herzlich begrüßt und die Schüler haben uns
bereitwillig und stolz ihre Arbeiten gezeigt. Zu sehen wie dieser Workshop
organisiert wird, was für Materialien benötigt und wie sie verwendet werden,
war für das EMC-Project wirklich sehr hilfreich! Nach dem Ketten-Workshop sind
wir zu den Näherinnen gegangen. Dort hat uns Patience, eine Schülerin, gezeigt
wie man Taschen und Etuis aus Water Saches, den Trinkwasserbeuteln in Ghana,
näht. Sie hat uns eingeladen am Nachmittag, an dem sie eigentlich frei hat,
noch einmal vorbei zu kommen, dann hätte sie Zeit uns alles was wir wissen
möchten zu zeigen.
In der Mittagspause sind wir mit Hannah über die Biofram der
Baobab Foundation gelaufen. Dort wird alles Mögliche angepflanzt, was dann im
vegetarischen Restaurant gekocht wird. Es gibt dort Tomaten, Salat, Kohl,
Frühlingszwiebeln, Lauch, ghanaischen Spinat, der hier eine Rangpflanze ist,
die sich an einem Baum empor windet, und in der Regenzeit gibt es noch viel,
viel mehr. Es gibt einen Medizin Garten, der riesig und wunderschön angelegt
ist und das ganze Jahr über blüht. Außerdem werden in einem Holzhaus Pilze
gezüchtet, was eine ganzschön komplizierte Angelegenheit zu sein scheint.
Nach einer kurzen Verschnaufpause im wunderschönen
Freiwilligenhaus ging das Nachmittagsprogramm weiter, Lara musste im Baobab
House in Cape Coast arbeiten und Hannah musste auch irgendetwas erledigen. Wir
sind zurück zu Patience in die Näherei gegangen und sie hat uns gezeigt, wie
man Geldbeutel aus Water Saches näht. Erst hat sie „Little Bag“, was wir auch
sehr unglücklich ausgedrückt haben, andres verstanden und uns eine
Mini-Einkaufstasche genäht. Das war interessant, vor allem weil wir keine Ahnung
hatten was es werden soll, und es hat verdammt lange gedauert, aber schließlich
haben wir uns noch einmal besser ausgedrückt und sie hat uns einen Geldbeutel
genäht.
Später nachmittags sind wir mit Hannah nach Kissi gelaufen
und haben ihre Gastfamilie kennen gelernt, denn nur Lara wohnt auf dem
Schulgelände. In Hannahs Zimmer konnten wir unsere Handys aufladen, denn in der
Schule gibt es keinen Strom. Wir sind weiter ins Dorf gelaufen und haben Brot
für das Abendessen gekauft.
Zurück in der Schule sind Hannah und ich zur Farm gelaufen,
bei der sich die Freiwilligen immer bedienen dürfen, und haben Kohl,
Frühlingszwiebeln und Lauch geerntet. Von der Medizinfarm haben wir
verschiedenste Blätter gepflückt, Hannah kennt sich da mittlerweile aus, und
sind noch am Zimtbaum vorbei gegangen, mit dessen Blättern wir Tee kochen
wollten. Aus all den Blättern, dem Gemüse und noch restlichen Zwiebeln,
Knoblauch und Tomaten im Freiwilligenhaus, haben wir eine richtig leckere und
zur Abwechslung mal gesunde Suppe gekocht. Geschnibbelt, gekocht und gegessen
wurde bei Kerzenlicht, denn Strom gibt es auf dem Gelände ja nicht. Es war ein
wirklich schöner Abend, doch leider eine ganz schön beschissene Nacht, denn so
gesundes Essen war mein Magen einfach nicht mehr gewöhnt. Ich hatte
Magenkrämpfe und habe in kürzester Zeit, alles wieder ausgebrochen.
Am nächsten Morgen haben wir Früchte und so etwas wie sauren
Haferschleim gegessen.
Danach ging es zu Gottesdienst. Das war mal ein wirklich
toller Gottesdienst! In einem Klassenraum wurden alle Tische heraus und alle
Stühle herein geräumt. Die Schüler haben die meiste Zeit gesungen und getanzt,
und wir haben mitgetanzt. Danach durfte jeder der wollte nach vorne kommen und
ein Lied singen. Der zuständige Lehrer hielt eine Predigt und dann wurde eine
Ewigkeit fanatisch gebetet. Die Schüler standen, die Augen geschlossen und
redeten laut vor sich hin. Einige weinten und fielen die Arme zum Himmel
gestreckt auf die Knie. Das war wirklich ein interessanter Gottesdienst. Vor
allem das singen und tanzen fand ich großartig! Obwohl mir der Gottesdienst
Spaß gemacht hat, war ich froh als er vorbei war, denn mir ging es nach dieser
Nacht immer noch nicht gut und ich war schrecklich müde. Ich hab mich also ein
paar Stündchen hingelegt. Hannah musste nach Cape Coast fahren, um dort zu
arbeiten und eine Weile waren wir allein im Haus. Wir durften beim Mittagessen
mitessen, aber leider haben wir die Glocke nicht gehört, sodass wir zu spät
kamen. Die Schüler hatten schon gegessen, aber wir bekamen trotzdem noch etwas.
Es gab Gare, das lässt sich am ehesten mit Paniermehl mit scharfer Soße
vergleichen. Gegen 16 Uhr kamen dann Lara und Gloria. Wir haben mit Gloria
Sheabutter gekocht und angefüllt für den Laden.
Abends haben wir uns dann Reis mit Bohnen aus der Küche
geholt und uns zum Nachtisch Milchreis mit Zimtblättern gekocht.
Tina und ich hatten die Erlaubnis bis Montag in Kissi zu
bleiben, denn in dieser Woche war die monatliche Workshopweek, in der die
Kinder nur handwerklich arbeiten und keinen schulischen Unterricht haben. Wir
wollten gerne sehen wie man Kettenanhänger aus Kokosnüssen fertigt. Zunächst
hatten wir aber um 7 Uhr morgens traditionelles Tanztraining. Lara und Hannah
treffen sich jeden Montag mit der Köchin und dem Trommler und lernen
traditionelle Tänze. Dieses Mal durften wir mittanzen. Es hat auch total Spaß
gemacht und war gar nicht so leicht! Meistens läuft man bei solchen Tänzen in
einer Reihe, während man Bewegungen macht, die etwas mit der täglichen Arbeit
zu tun haben, z.B. sähen.
Leider haben wir uns
zu viel Zeit mit dem Frühstück, Brot und Früchte, gelassen, sodass wir kaum
noch Zeit hatten für die Kokosnüsse. Hannah hat es uns aber erklärt und wir
sind noch kurz zum Malworkshop gegangen und haben dort zugeschaut. Es gibt
wirklich talentierte Schüler dort!
Um 10 Uhr mussten wir schon abreisen, damit wir früh in
Kumasi ankommen. Mit Lara, die in Cape Coast arbeiten musste, sind wir zurück
gefahren. Wir haben im Baobab gegessen und als wir auf die Uhr schauten war es
schon halb eins. Eigentlich wollten wir um halb 12 im MMTBus sitzen. Leider war
der Bus als wir kamen auch erst halb voll, sodass wir erst um 15 Uhr losfahren
konnten. Das war ziemlich doof, denn dadurch sind wir erst im Dunkeln in Kumasi
angekommen. Im Moment gibt es vom Auswärtigen Amt Warnungen, dass man nicht in
der Dunkelheit draußen sein sollte, da besonders oft abends Fahrzeuge mit
„Weißen“ überfallen werden. Man sollte auch nicht in abgelegene Gegenden
fahren, nicht nachts und nicht Tagsüber. In diesem Moment blieb uns allerdings
nichts anderes übrigen und wir haben einen netten Taxifahrer gefunden der uns
beide für 25 Cedi erst zu mir und Tina dann nach Hause gefahren hat.
Das war ein wirklich schönes verlängertes Wochenende und die
Baobab Foundation ist ein ganz, ganz tolles Projekt!
Die Schüler dort bekommen eine schulische und eine
Berufsausbildung, bekommen eine Unterkunft und Essen. Die ganze Atmosphäre im
Projekt ist unglaublich harmonisch und die Schüler sind sehr, sehr nett und
freundlich.
Das hier ist der Link zur Homepage, falls ihr noch mehr über
das Projekt erfahren wollt:
Außerdem suchen noch einige Kinder nach Paten, denn nur über
Patenschaften, kann ihr Aufenthalt in der Baobab Foundation dauerhaft
finanziert werden. Es gibt die Möglichkeit mit dem Patenkind eine
Brieffreundschaft aufzubauen und ihm kleine Geschenke zum Geburtstag, z.B. ein
Heft und Stift, oder ein Tshirt o.ä., zukommen zulassen. Am meisten freuen sich
die Kinder aber über Post und Fotos von ihren Paten.