Beschreibung

Hallo,

mein Name ist Isabel Unger. Ich bin 19 Jahre alt und habe mich entschieden ab August 2012 für ein Jahr in Ghana zu leben. Mein Wohnort wird die große Stadt Kumasi sein, in der mich eine Gastfamilie aufnehmen wird. Vor Ort werde ich im Rahmen des EMC-Ghana Projektes an der Garden City Special School, einer Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, arbeiten.

Auf diesem Blog werde ich Berichte vom Leben und der Arbeit in Ghana, sowie Fotos hochladen.

Viel Spaß beim Lesen, eure Isa

Sonntag, 24. März 2013


23.3.13:Lehrerstreik

Seit einer Woche streiken die Lehrer. Die Lehrer und vorallem Klassenassistenten unserer Schule habe teilweise seit 3 Jahren kein Gehalt mehr bekommen! Hoffentlich wird sich durch diesen Streik etwas ändern und hoffentlich bekommen sie bald ihr Geld! Vielleicht steigt dann auch die Motivation zu unterrichten ein wenig, das wäre schön.
Ich langweile mich allerdings in diesen Schulfreientagen zu Tode!! Und auch für unser Projekt, ist diese Pause nicht gerade vorteilhaft....

19.3.13: Kosa und Hexengeschichten



Es wurde mal wieder Zeit weg zufahren! Am letzten Wochenende sind wir nach Schulschluss mit unseren Rucksäcken zur MMTStation gefahren. Dort konnten wir direkt in einen Bus nach Cape Coast steigen, der auch innerhalb von 10 min los fuhr. Perfekt! Wir kamen noch vor der Dunkelheit an und wollten deshalb mit dem Trotro und nicht mit dem Taxi weiter fahren. Leider kam man von der Busstation nur mit einem Taxi zur Sudu Junnction, von wo aus die Reise weiter gehen sollte. Als wir ankamen hatte die Sudu Junction leider schon zu, der Platz, der normalerweise voller Trotros steht, war leer. Wir versuchten unser Glück also am Straßenrand, doch die meisten Trotros waren voll oder meinten sie hätten Feierabend. So etwas hab ich ja noch nie erlebt. Der alte Mann der neben uns stand sagte, wir kriegen wohl kein Trotro mehr. Wir hielten ein Taxi an, überredeten den Fahrer uns nach Kosa zu fahren und nahmen den alten Mann, der auch in diese Richtung musste, gleich mit. Er wollte erst nicht mit, da er sich kein Drittel der Taxifahrt leisten konnte. Wir haben dann aber abgemacht, dass er den normalen Trotro-Preis bezahlt und wir den Rest. Die Fahrt war ganz schön teuer, aber als es plötzlich dunkel wurde, waren wir ganz froh in einem Taxi zu sitzen.
Im Kosa Beach Resort wartete schon Magda auf uns und wir haben direkt zu abend gegessen.
Ich hatte einen unglaublich leckeren Salat mit Artischocken, Oliven, getrockneten Tomaten, frischen Tomaten, Salatblättern und Balsamico Dressing! Dazu Pommes.
Am nächsten morgen waren wir überrascht von der Schönheit des Resorts. Es lag direkt am Meer! Man musste keine Stufe mehr gehen, die Wiese vor dem Restaurant ging direkt in den Strand über. Nach einem Müsli mit Früchten und einem Tee sind Magda und ich schwimmen gegangen und haben uns danach gesonnt. Tina ist in der Zeit nach Cape Coast  gefahren, um dort Souvenirs zu shoppen und zum Geldautomaten zu gehen. Mittags habe ich dann einen Strandspaziergang gemacht, denn wenn man rechts den Strand entlang geht, sieht man bis zum Horizont keine Stadt und kein Dorf. Ich hab mich auf Felsen gesetzt, an denen die Wellen hoch spritzen und habe in Wasserlöchern im Felsen Krebse und Fische beobachtet. Als ich zurück kehrte und mich auf meine Liege legte, kam direkt eine Frau mit Sohn an. Beide pflanzten sich zu mir auf die Liege. Die Frau war ganz witzig. Sie hat mich auf Twi zugetextet und meine Beine getätschelt. Dann hat sie meine Sonnencreme entdeckt und ihre Arme und meine Beine eingesprüht. Ich wollte eigentlich schlafen oder lesen, aber sie hat mich immer wieder wachgerüttelt, um mir irgendetwas auf Twi zu erzählen. Ich dachte mir, ich schaue mal wie weit meine Twi Kenntnisse ausreichen, um eine Konversation mit ihr zu führen. Wir haben darüber geredet wo ich wohne, wann ich wieder fahre, warum ich ihr kein Handy und auch kein Matzbier kaufe, warum ich kein Handy mehr benutze, dass sie keine Sonnencreme braucht mit ihrer dunklen Haut, ich mit meiner hellen aber schon, weil sonst wird sie rot und tut weh, und dass ich ihr meine Sonnencreme auch nicht schenke usw. Ich war tatsächlich überrascht, dass ich doch ein bisschen was verstehe und auch antworten kann. 



Nach einer Weile und nachdem ich zum 50sten mal gesagt habe, ich möchte gerne lesen, ist sie dann gegangen.
Nachmittags kam dann Hannah aus Kissi zu Besuch, wir haben Sandwichs gegessen und Kaffe getrunken und gequatscht. Auch Edith, Hannah deutsche Chefin war an dem Nachmittag in Kosa. Sie hat uns gesehen und sich dazu gesetzt. Ich fand es wirklich interessant Edith mal kennen zu lernen, aber vielleicht war es für Hannah nicht so toll, ihren freien Tag in der Woche mit ihrer Chefin zu verbringen.
Edith lebt seit vielen Jahren in Ghana und kommt jedes Jahr auch für ein paar Monate nach Deutschland. Sie hat die Baobab Foundation gegründet und aufgebaut. Und sie hatte viel zu erzählen, z.B. wie sie Augustina befreit haben. Augustina ist eine Schülerin der Baobab Schule. Mit 8 Jahren wurde sie als Hexe beschimpft und für den Tot ihres Vaters verantwortlich gemacht. Sie hat Epilepsie. Ihre Mutter hat sie einen Holzverschlag vor dem Haus eingesperrt und nur ihre ältere Schwester, die auch Epilepsie hat, hat ihr ab und an Essen gebracht. Nach 8 Jahren hat ein Junge, der früher Augustinas Spielkamerad war, Leute vom Baobab auf diese Familie aufmerksam gemacht. Der ghanaische Manager ist also zu der Familie gegangen und hat nach Augustina gefragt. Es wurde ihm erzählt, dass sie schon lang nicht mehr hier lebt, aber er hat Geräusche aus dem Holzverschlag gehört. Er hat also den Stein vor der Tür entfernt und hineingeschaut. Augustina hatte viele Knochenbrüche, u.a. am Oberschenkel und Oberarm, die schief zusammen gewachsen waren. Sie hatte lange verfilzte Haare und lange Nägel. Sie hatte sich ein Loch gebuddelt indem sie zusammen gerollt lag. Der Manager hat das Haus verlassen, Edith verständigt, das Radio und das Fernsehen informiert und kam mit all diesen Leuten zurück. Sie haben Augustina, die nur noch Haut und Knochen war, in ein Krankenhaus gebracht und dort behandelt. Danach kam sie für 9 Monate in eine Klinik, in der ihre Knochenbrüche gerichtet wurden. Heute lebt sie in einer Pflegefamilie vom Baobab.
Und auch eine andere Baobab Schülerin wurde als Hexe beschimpft. Als sie nach den Ferien nicht wiederkehrte, hat sich Edith informiert und herausgefunden, dass Patience eine Hexe sei. Man hat sie in ein Exorzismus Camp gebracht. Dort hat man ihr so sehr eingeredet, dass sie eine Hexe sei und das Brotgeschäft der Tante ruiniert habe, dass sie es selbst glaubte und zugab. In einer Exorzismuszeremonie wurde sie dann von Edith geholt. Sie setzte sich in die Kirche und schaute sich den „Gottesdienst“ an. Die Hexe steht dabei in der Mitte und alle Leute laufen um sie herum und beten und schlagen auf sie ein. In diesem Gottesdienst wurden auch drei kleine Mädchen zwischen 4 und 8 Jahren beschuldigt die Gebärmutter einer jungen Frau gestohlen zu haben. Man hat den Mädchen das eingeredet und darauf hin haben sie es während des „Gottesdienstes“ gestanden.
Vor der Kirche hat Edith Patience abgefangen und nach Kissi zurück gebracht.
In Ghana gibt es einige von diesem Exorzismuskirchen, man sieht viele Penticost Church –Schilder, u.a. das sind Kirchen in denen Exorzismus auf brutale Weise betrieben wird.
Am Abend haben uns Hannah und Edith verlassen, Magda, Tina und ich haben lecker gegessen und noch den ganzen Abend zusammen gesessen.
Sonntags sind wir sehr früh, um 6 Uhr, aufgestanden, um noch einmal an den Strand zu gehen. Wir haben gefrühstückt, wurden von einem Taxi abgeholt und für wenig Geld zur Kosa Junction gefahren worden. Von dort aus haben wir ein Trotro nach Cape Coast genommen. Im Baobab haben wir Gloria noch einen Besuch abgestattet und ich hab mir eine wunderschöne Lampe im Baobabshop gekauft! Um 11.30 Uhr sind wir an der MMTStation gewesen, eine Stunde später als geplant, und haben den Bus nach Kumasi gerade verpasst. Wir saßen also wieder einmal in einem leeren Bus und mussten noch eine ganze Weile warten bis er los fuhr. Trotzdem kamen wir noch im hellen in Kumasi an, sodass wir mit dem Trotro nach Hause fahren konnten.

Zu Hause habe ich direkt Alberta die Geschichte von Augustina und Patience erzählt.
Alberta, eine sehr moderne Ghanaerin die Miniröcke trägt und in Clubs geht, hat mir dann erzählt, dass die beiden ja durchaus Hexen sein könnten. Es gäbe nämlich Hexen, die nachts über die Häuser fliegen und sich zu ihren Zeremonien treffen. Aber dafür gibt es die Fetischpriester. Wenn die Hexen über dem Haus den Fetischpriesters fliegen, dann würden sie abstürtzen und durch einen Zauber vom Priester zu einem Tier mit Menschenkopf werden. Am nächsten morgen sehe man dann wer aus der Nachbarschaft eine Hexe, oder ein Hexenmeister, ist. Sie selbst habe mit 6 Jahren einen halb-Tier-halb-Mensch- Menschen gesehen.
Außerdem war in ihrer Kirche (Alberta geht auch zu einer dieser laut schreienden und grölenden Kirchen, bei denen die ganze Nachbarschaft mit den immer gleichen gegrölten Sätzen beschallt wird) ein Mann, der während des geschrieenen Gebetes rief, er brenne. Der Priester fragte wieso? Und der Mann erzählte, dass er Hexenmeister sei und nachts ein Kind gegessen hätte, um jemanden zu bestrafen. Dieses Kind hat er nicht wirklich gegessen, erklärte mir Alberta, er habe die Seele gegessen, aber ohne die Seele kann man nicht leben, deshalb ist das Kind jetzt tot. Auf jeden Fall musste dann die ganze Gemeinde ewig lang und laut für diesen Mann beten, damit Gott ihm vergibt, er in den Himmel kommt und nicht mehr Hexenmeister ist.

7.3.13: Wir streichen


Letztens haben wir das Wohnzimmer gestrichen. Die zwei französischen Freiwilligen von project abroad haben ja einiges an Geld mit in die Familie gebracht. Davon wurde das Haus erst einmal auf Fordermann gebracht, denn Beatrice, die Besitzerin, die jetzt in den USA lebt, wollte uns im April einen Besuch abstatten. (Das wird sie jetzt übrigens doch nicht mehr.) In der Abstellkammer wurde plötzlich eine Plastikplane in Linoleumoptik ausgelegt und wir haben einen neuen Wasserkocher gekauft, der mittlerweile auch schon wieder kaputt ist. Ich habe Alberta gesagt, dass man den, genauso wenig wie den Letzten, ins Wasser neben der Spüle stellen darf, aber das wollte sie mir nicht glauben. Außerdem haben wir unsere Sofas neu bezogen und das Wohnzimmer gestrichen.
Das war eine ziemlich lustige Aktion. Wir haben die gelbe Farbe mit dreimal so viel Wasser verdünnt, sodass sie überhaupt nicht mehr gedeckt hat. Zuerst haben wir dann mit Küchenmessern den abbröckelnden Putz auf den Wasserflecken abgeklopft und einfach drüber gestrichen. Das war ziemlich schwierig, da die Farbe nicht wirklich halten wollte, sondern vielmehr noch mehr Putz von der Wand holte und an den Pinsel klebte. Und wirklich abgedeckt wurden die Flecken auch nicht. Auch die ganzen Bleistiftkritzeleien an den Wänden sieht man leider immer noch. Da wir vorher nichts weggeräumt oder abgeklebt haben, sehen Boden, Möbel und Türrahmen auch dem entsprechend aus. Alberta meinte das macht gar nichts, denn wir sind ja keine professionellen Maler.
Da wir nur einen Pinsel hatten, habe den größten Teil der Arbeit ich erledigt. Hat aber auch echt Spaß gemacht. Ein Viertel hat Joshua gestrichen und die Stellen, an denen wir nicht bis zur Decke kamen, hat Alberta übernommen.
Das war ein ziemlich lustiger Tag!

 
Der Witz an dieser Geschichte ist allerdings nicht das Streichen selbst, sondern, dass Alberta eine Woche später Vorhänge gekauft hat und damit die Wände behangen hat. Da hätten wir uns das Geld und den Aufwand auch sparen können. :D

7.3.13: Die Riverside und der Regen


In den letzten zwei Monaten hatte ich einen wunderbaren Schulweg. Ich bin morgens immer normal durch Asebi gelaufen, aber nachmittags, war ich von der Mittagshitze und der Arbeit so erschöpft, dass ich einfach keine Lust mehr auf all das Ge-Twi-e und all den Obrouni-Smalltalk in Asebi hatte. Alberta hat mir den Weg durch die Riverside nach Sepe gezeigt. Ich ließ mich also in den letzten zwei Monaten nach der Schule von Gifties und Ivettes Taxifahrer ein Stück mitnehmen und in Sepe rauslassen. Von dort aus musste ich nur hundert Meter durch ein Wohnviertel laufen und kam zur Riverside. Die Riverside ist eine große, grüne Wiese mit ein paar Bäumen und einem Bach. Sie ist zwar ziemlich verdreckt und im Bach würde ich auch nicht schwimmen gehen wollen, obwohl einige Kinder das gerne tun, aber es gefällt mir wirklich gut dort! Dort trifft man wenige Menschen, die einen auch meistens noch  nicht kennen und oft nicht ansprechen. Man läuft einen kleinen Trampelpfad entlang, springt über zwei kleine Gruben und springt dann über den Fluss. Ich dachte wirklich jedes Mal, ich lande gleich im Wasser. Dann läuft man noch ein paar Meter über Müll und kommt im unteren Teil von Asebi, wo mich auch niemand kennt, heraus. Von dort aus ist es nicht mehr weit bis zu unserem Haus.
Das Problem an diesem Weg ist, dass dort jeden Nachmittag eine riesen Herde Kühe, Kuhmele, entlang getrieben wird. Kuhmele ist der Name den Tina und ich diesen Tieren gegeben haben, denn sie sehen mit ihrem Höcker und dem schwabbeligen Hals aus wie eine Mischung aus Kuh und Kamel. Meine erste Begegnung auf diesem Weg mit den Tieren war einwenig Angst einflößend. Ich war schon über den Fluss gesprungen und wollte gerade um die Ecke auf die Straße nach Asebi einbiegen, da kamen plötzlich hundert Kuhmele an getrottet. Ich blieb wie angewurzelt stehen und Bauern, die im Feld etwa hundert Meter weit weg arbeiteten, riefen mir zu ich soll ruhig stehen bleiben. Die meisten Kuhmele, trotteten etwa 3 Meter von mir entfernt weiter und beachteten mich gar nicht. Aber dann kamen drei Kühe, die das Fleckchen wo ich stand ganz schön fanden und sich um mich stellten, um zu grasen. Ich blieb regungslos wie ein Baum einfach stehen. Eine weiter schwangere Kuh kam hinzu und musterte mich. Sie hat sich aber dazu entschlossen, dass ich uninteressant bin und fing an direkt neben mir an zu grasen. Die Bauern beobachteten das ganze kritisch und nach einer Weile zogen die grasenden Kühe weiter in Richtung ihrer Freunde. Ich dachte also die Luft ist rein und ging zum Weg, da sehe ich weitere Kühe, diesmal mit weniger schwabbeligem Hals, dafür mit riesigen, langen Hörnern, auf mich zu galoppieren. Die Bauern schrieen und ich drehte mich auf dem Absatz um und rannte zurück. Diesmal versteckte ich mich hinter einer Palme. Fast alle Kühe galoppierten an der Palme vorbei, nur eine galoppiert eine Kurve und direkt auf mich zu. Kurz vor der Palme machte sie eine Vollbremsung und starrte mich gefühlte 5 Minuten lang an. Dann drehte sie sich um und rannte zu den anderen Kuhmelen. Die Bauern und ich waren erleichtert, dass ich nicht aufgespießt wurde und wir mussten lachen.
Gleich am nächsten Tag begegnete ich den Kuhmelen wieder, allerdings auf der Straße in Asebi. Ich wollte gerade in den Weg zu unserem Haus einbiegen, da guckte die erste Kuh um die Ecke. Weit und breit gab es kein Versteck, also bin ich durch das offene hohe Stahltor in den nächsten Garten geschlüpft. Dort stand ich in einem Haufen Lehm und ein Bauarbeiter schaute mich verdutzt an. Ich meinte die Kühe kommen und ob ich mich hier verstecken könnte. Das durfte ich. Ich beobachtete also hinter dem halb geöffneten Tor die Herde vorbei ziehen, als plötzlich ein Kuhkopf um das Tor herum guckt und mich anstarrt. Diese Kuh ist allerdings recht schnell weiter getrottet. Als es so aussah, als wäre der Zug zu Ende, ging ich mit dem Bauarbeiter auf die Straße nachschauen. Ganz am Ende der Straße kamen drei Hirten mit einer letzten Kuh angelaufen. Ich wollte noch in wenig warten, aber der Bauarbeiter meinte ich brauch keine Angst haben und er würde mich ein Stück begleiten. Er kam dann auch mit bis wir an der letzten Kuh vorbei waren und verabschiedete sich von mir. Ein netter Mann.

                                         der Anführer, ein riesiger Bulle!
                                          "schwabbel wabbel"

Seit diesem Monat kann ich leider nicht mehr durch die Riverside gehen, denn nach einer langen Trockenzeit, regnet es nachts wieder öfter. Deshalb ist der Bach nun viel zu breit, um drüber zu springen und die Wiese ist matschig. Schade, schade, denn trotz der Kuhmele, war mir dieser Weg lieber, als der anstrengende Weg durch Asebi.

Bei den ersten großen Regenstürmen nach der Trockenzeit, wurde halb Asebi weg geweht. Wellblechdächer wurden abgerissen, Holzhütten sind einfach weg geflogen und Strommasten sind umgestürzt. Als ich an jenem Sonntag durch Asebi lief, sah es wirklich schrecklich aus. In Asokore Mampong, dem Nachbarort, wurde nicht so viel verwüstet und in Krappa, wo Tina wohnt, war der Regen nur leicht. Da hat es uns wohl ziemlich schlecht getroffen. Trotzdem war an diesem Sonntag auch in Asokore Mampong die Kirche überflutet. Deshalb haben alle bevor der Gottesdienst anfing, erst einmal das Wasser aus der Kirche geschafft. Als ich ankam, wollte man mir einen Stuhl reichen, damit ich mich hinsetzten kann, während die anderen arbeiten. Die Leute waren ganz schön verblüfft, als ich als Weiße den Stuhl ablehnte, einen Lappen nahm und anfing das Wasser aufzuwischen.

6.3.13: Independence Day


Heute ist der ghanaische Unabhängigkeitstag. Der wird jedes Jahr gleich gefeiert.
Morgens versammelten sich alle Lehrer und Schülervertreter der umliegenden Viertel auf der großen Wiese der Kumasi Acadamy. Für die Lehrer waren dort Zelte aufgestellt und es gab mal wieder eine Bühne, auf der wichtige Menschen saßen. Das Programm wurde eröffnet und alle Schulen, die von je 30 Schülern, vertreten wurden, marschierten ein. Unsere Schule natürlich auch. Zum Schluss marschierten die Militärschüler mit Holzgewehren und vier Ausbildersoldaten ein, gefolgt von Fahnenträgern, einem Kerl mit Säbel und einer Blaskapelle. Ein paar der wichtigen Personen, sind an den stramm stehenden Schülern vorbei gelaufen, um deren Anwesenheit zu würdigen. Danach wurde gebetet und endlos lange Reden gehalten. In diesen 2-3 Stunden mussten die Schüler die ganze Zeit stramm in der prallen Sonne stehen. Nach und nach sind Schüler umgefallen. Die vier Soldaten haben sie dann vom Platz getragen. Auch große Männer der Militärschule und der Fahnenträger sind einfach zusammen gebrochen. Das war wirklich schrecklich! Die ganzen Lehrer und Schaulustige sitzen dort mit Wasser im Schatten und die armen Schüler stehen in der prallen Sonne ohne zwischendurch was zu trinken. Unsere Kindern haben die Hausmütter aber mit Wasser versorgt, sie durften sich auf den Boden setzten und haben von Tina Traubenzucker bekommen. Am Ende der Veranstaltung wurden die besten Marschierer gekürt. Unsere Schule hat, wie jedes Jahr, den ersten Platz gemacht. Die Garden City Schüler sind, aber auch am schönsten gelaufen! Jeder auf seine Art, mal mit dem Arm gestreckt, mal im doppelten Takt und mal eher hüpfend. Sie haben von den Leuten unter den Zelten im vorbeilaufen tosenden Beifall bekommen. Dieser Zuspruch tat unseren Schülern mit Sicherheit gut und ich fand den Applaus großartig!
An sich war die Veranstaltung ganz schön, vor allem für die stolzen Schüler, die ihre Schulen repräsentieren durften, aber trotzdem finde ich, dass sie den Ablauf überdenken sollten. Es kann nicht sein, dass die Schüler über so lange Zeit in der Sonne stehen müssen ohne zu trinken. Und es ist nicht das erste Jahr indem so viele zusammen gebrochen sind. Jährlich fallen um die 30 Schüler einfach um.
                                          der christliche Chief
                                          der muslimische Chief
                                          Einmarsch der Schulen
                                          Einmarsch der Garden Ciity Special School!:)
                                          die Militärschule
                                          eine Pfadfinderschule

3.3.13: Weißsein


Das Weiß sein ist für mich ziemlich anstrengend! Man fällt IMMER auf. Und alle 2m ruft jemand „Weiße“ und erwartet ein Winken oder ein Hallo. Und wehe ich hör diese Person aus versehen nicht! Dann kommt direkt jemand angerannt und beschimpft mich.
Es nimmt sich auch jeder das Recht raus einen anzufassen, kein über den Arm streicheln und mal schauen wie sich weiße Haut anfühlt, sondern man wird festgehalten. Und sobald man sich losreißt, sind die meist jungen Männer, die einen festhalten, so beleidigt, dass sie einen beschimpfen oder schlagen wollen. Die meisten, vor allem jungen Männer, denken auch sie hätten das Recht zu beschließen, dass wir jetzt Freunde sind und falls man das gar nicht will, dann ist das auch ein Grund einen zu beschimpfen oder schlagen.
Von den Schulkindern wird man 10 000 mal gerufen, aber das macht mir nichts aus. Die freuen sich wenn ich winke, hören dann aber trotzdem nicht auf zu rufen. Anstrengend sind Mädchen zwischen 17 und 27. Die lachen sich meist schlapp, kommen auf mich zu und sagen mit übertrieben hoher Stimme „Weiße, wie geht’s?“ und lachen sich kringelig. Die bekommen von mir meist eine Antwort in der gleichen übertrieben hohen und verarschenden Stimme.
Auch im Trotro gibt es oft Situationen, in denen das ganze Trotro auf Twi über einen redet und sich kaputt lacht. Und natürlich verstehe ich mindestens Schlagworte wie „Weiße“ und kann mir auch erschließen, dass über mich gelacht wird, wenn sich die ganze Zeit alle umdrehen und mich anschauen während sie sich kringelig lachen.

Natürlich trifft man auch täglich auf Vorurteile, z.B. das alle Weißen reich sind. Und die meisten gehen davon aus, dass man als Weiße nichts im Haushalt machen kann. In diesem Punkt stellen sich Ghanaer gerne über einen. Meine Cousine hat mir am Anfang weder zugetraut meine Wäsche mit der Hand zu Waschen oder Geschirr zu spülen, noch zu bügeln. Sie nahm mir die Nudeln aus der Hand, als ich Nudeln kochen wollte und auch den Schlüssel, als ich ein Schloss aufschließen wollte.

Es gibt auch viele Leute, die mich viel höher als sich selbst stellen. Alberta hat einmal gesagt, ich soll ihr den Lappen geben, denn sie ist hier die Schwarze und ich die Weiße, also müsste sie ja wohl für mich abspülen. Natürlich meinte ich, dass sie völligen Blödsinn reden. Und auch als die Kirche überflutet war, wurde mir ein Stuhl angeboten während alle anderen den Boden wischten (natürlich habe ich den Stuhl nicht angenommen).

Und wiederum gibt es Situationen bei denen man ausgeschlossen wird, einfach nur auf Grund seiner Hautfarbe. Ich war auf dem Markt, habe mir einen Stoff angeschaut und wollte wissen, wie teuer er ist. Die Frau hat mich auf Twi angebrüllt, dass ich gehen soll. Ich meinte auf Twi, warum? Was sie bitte für ein Problem hat? Und sie hat weiter geschimpft, sie verkaufe nicht an Weiße „geh, geh, geh“. Ich habe mich in der Situation wirklich angegriffen gefühlt. Einfach nur wegen der Hautfarbe ein Geschäft nicht betreten zu dürfen…Ich wusste immer, dass es echt scheiße sein muss für Dunkelhäutige, wenn sie in Deutschland nicht in Clubs usw. kommen und das oft. Aber jetzt weiß ich selbst wie das Gefühl ist, ich war wirklich geschockt. Und Dunkelhäutige in Deutschland erleben solch Situationen bestimmt noch öfter als ich hier.
Außerdem gibt es auf meinem Schulweg einen Jungen, um die 17 Jahre alt denke ich, der mir immer sagt, ich soll zurück gehen wo ich her komme, sonst würde er mich erschießen. So ein Idiot. Mittlerweile strecke ich ihm nur noch die Hand entgegen und sage „ Talk to my hand“ (= Rede mit meiner Hand).

Mittwoch, 20. März 2013

28.2.13: Kochen mit Fanny und Laura

Im Januar und Februar sind zwei französische Volunteers ins Haus gezogen. Sie haben zwei Monate im Weisenhaus im Kumasi gearbeitet. Fanny und Laura sind super nett und ich habe mich wirklich gefreut, die beiden als Gastschwestern zu haben! Trotzdem hatte ihr Auftauchen auch negative Seiten, z.B. dass ich nicht mehr draußen mit der Familie auf dem Boden und mit den Händen essen durfte. Ich musste nun am Tisch mit Messer und Gabel essen, "weil das nun meine Obrouni-Familie ist". Außerdem gab es stäääändig Spagethi zu essen, die mir eh schon zum Hals raushängen. Ende Februar haben die beiden uns dann wieder verlassen. Das war ein ziemlich trauriger Tag, aber ich bin mir sicher, dass wir uns bald in Europa wieder sehen werden!
Auf diesem Foto durften wir tatsächlich alleine (!!), ohne Albertas Aufsicht zusammen kochen. Hat auch verdammt gut geschmeckt.

26.2.13: Kissi



Das letzte Wochenende haben wir in Kissi verbracht. Kissi ist ein kleines Dorf in der Central Region, indem die Baobab Schule steht. Es ist eine Schule für sozial benachteiligte oder körperlich behinderte Kinder, deren Familie ihnen keine schulische Ausbildung ermöglichen kann. Die meisten Schüler leben auf dem Schulgelände und nach dem Unterricht, aber vor allem in den Samstag-Workshops, erlernen die Kinder ein Handwerk, z.B. Holz- und Bambusarbeit, Weben, Batiken, Malen, Perlenketten herstellen, Nähen und Farming. Die hergestellten Produkte werden im Baobab House in Cape Coast verkauft. Das Baobab House ist ein Guesthouse mit vegetarischem Restaurant und Laden.
In der Baobab Foundation arbeiten vier Freiwillige, die wir in Cape Coast kennen gelernt und auf dem Zwischenseminar wieder getroffen haben. Hannah und Lara sind überwiegend in Kissi und Gloria und Julius arbeiten hauptsächlich in Cape Coast.

Wir sind also am Freitag schon etwas früher von der Schule aufgebrochen, damit wir noch einen MMTBus nach Cape Coast erwischen. Immerhin waren wir für das Projekt unterwegs. Freitag Abend sind wir in Cape Coast angekommen und haben uns im Baobab House mit Magda zum Essen getroffen. Das vegetarische Restaurant ist super lecker!! Es gibt von europäischen Gerichten, wie Nudeln mit Pilz- Creme- Soße, bis hin zu ghanaischem Essen, wie Reisball mit Erdnusssuppe, alles. Es war schon zu spät, um weiter zu reisen, also verbrachten wir die Nacht in Cape Coast. Im Baobab haben wir leider zu spät nach einem Zimmer gefragt, sie waren schon ausgebucht. Wir hatten also im Sammos ein Zimmer für drei reserviert. Als wir dort ankamen, im Dunkeln, war keine Reservierung eingetragen und es gab kein Dreierzimmer mehr. Also mussten wir mehr Geld für ein Einzel- und Doppelzimmer bezahlen. Wir haben uns aufgeregt, weil was wäre passiert, wenn wir spät abends ankommen wären und gar kein Raum mehr frei gewesen wäre. Der Rezeptionist konnte das überhaupt nicht nachvollziehen. Wir sagten natürlich auch, dass es nicht seine Schuld sei, sondern die des Managers, der unseren Anruf entgegen genommen hatte. Er sollte seinem Manager also ausrichten, dass so etwas nicht passieren sollte und wir nicht wieder ins Sammos kommen werden. An sich ist das Guesthouse aber ganz schön, mit Sitzgelegenheiten im Hof und einer Dachterrasse mit Bar. Wir ließen den Abend dann also gemütlich auf der Dachterrasse bei einem Malzbier ausklingen.
Am nächsten morgen mussten wir schon früh abreisen, denn um 10 Uhr fingen die Workshops in Kissi an. Als wir die Treppe hinunter kamen saß dort breitbeinig ein Mann im Sessel und fragte „ Are you Tina?“, und dann hat er sich herzlich schlapp gelacht. Ah, also der Manager. Sympathischer Typ, wie er mit Beschwerden umgeht ist wirklich nett. Nein, da werden wir nicht mehr hingehen. Nach einem Pfannkuchen-mit-Schokosoße-und-Mango-Frühstück im Baobab, haben wir uns auf den Weg nach Kissi gemacht. Nach einer halbstündigen Trotrofahrt, wurden wir an einer Junction herausgelassen. Von dort aus mussten wir zunächst ins Dorf laufen, um am anderen Ende wieder aus dem Dorf hinaus zulaufen in Richtung Baobabschule. Total verschwitzt kamen wir an und wurden von Hannah begrüßt. Sie hat uns das Freiwilligenhaus, indem wir zwei Zimmer bezogen, gezeigt und wir sind direkt mit zum Ketten-Workshop gekommen, wo Lara schon mit den Schülern fleißig bei der Arbeit war.
Wir wurden herzlich begrüßt und die Schüler haben uns bereitwillig und stolz ihre Arbeiten gezeigt. Zu sehen wie dieser Workshop organisiert wird, was für Materialien benötigt und wie sie verwendet werden, war für das EMC-Project wirklich sehr hilfreich! Nach dem Ketten-Workshop sind wir zu den Näherinnen gegangen. Dort hat uns Patience, eine Schülerin, gezeigt wie man Taschen und Etuis aus Water Saches, den Trinkwasserbeuteln in Ghana, näht. Sie hat uns eingeladen am Nachmittag, an dem sie eigentlich frei hat, noch einmal vorbei zu kommen, dann hätte sie Zeit uns alles was wir wissen möchten zu zeigen.
In der Mittagspause sind wir mit Hannah über die Biofram der Baobab Foundation gelaufen. Dort wird alles Mögliche angepflanzt, was dann im vegetarischen Restaurant gekocht wird. Es gibt dort Tomaten, Salat, Kohl, Frühlingszwiebeln, Lauch, ghanaischen Spinat, der hier eine Rangpflanze ist, die sich an einem Baum empor windet, und in der Regenzeit gibt es noch viel, viel mehr. Es gibt einen Medizin Garten, der riesig und wunderschön angelegt ist und das ganze Jahr über blüht. Außerdem werden in einem Holzhaus Pilze gezüchtet, was eine ganzschön komplizierte Angelegenheit zu sein scheint.
Nach einer kurzen Verschnaufpause im wunderschönen Freiwilligenhaus ging das Nachmittagsprogramm weiter, Lara musste im Baobab House in Cape Coast arbeiten und Hannah musste auch irgendetwas erledigen. Wir sind zurück zu Patience in die Näherei gegangen und sie hat uns gezeigt, wie man Geldbeutel aus Water Saches näht. Erst hat sie „Little Bag“, was wir auch sehr unglücklich ausgedrückt haben, andres verstanden und uns eine Mini-Einkaufstasche genäht. Das war interessant, vor allem weil wir keine Ahnung hatten was es werden soll, und es hat verdammt lange gedauert, aber schließlich haben wir uns noch einmal besser ausgedrückt und sie hat uns einen Geldbeutel genäht.
Später nachmittags sind wir mit Hannah nach Kissi gelaufen und haben ihre Gastfamilie kennen gelernt, denn nur Lara wohnt auf dem Schulgelände. In Hannahs Zimmer konnten wir unsere Handys aufladen, denn in der Schule gibt es keinen Strom. Wir sind weiter ins Dorf gelaufen und haben Brot für das Abendessen gekauft.
Zurück in der Schule sind Hannah und ich zur Farm gelaufen, bei der sich die Freiwilligen immer bedienen dürfen, und haben Kohl, Frühlingszwiebeln und Lauch geerntet. Von der Medizinfarm haben wir verschiedenste Blätter gepflückt, Hannah kennt sich da mittlerweile aus, und sind noch am Zimtbaum vorbei gegangen, mit dessen Blättern wir Tee kochen wollten. Aus all den Blättern, dem Gemüse und noch restlichen Zwiebeln, Knoblauch und Tomaten im Freiwilligenhaus, haben wir eine richtig leckere und zur Abwechslung mal gesunde Suppe gekocht. Geschnibbelt, gekocht und gegessen wurde bei Kerzenlicht, denn Strom gibt es auf dem Gelände ja nicht. Es war ein wirklich schöner Abend, doch leider eine ganz schön beschissene Nacht, denn so gesundes Essen war mein Magen einfach nicht mehr gewöhnt. Ich hatte Magenkrämpfe und habe in kürzester Zeit, alles wieder ausgebrochen.
Am nächsten Morgen haben wir Früchte und so etwas wie sauren Haferschleim gegessen.
Danach ging es zu Gottesdienst. Das war mal ein wirklich toller Gottesdienst! In einem Klassenraum wurden alle Tische heraus und alle Stühle herein geräumt. Die Schüler haben die meiste Zeit gesungen und getanzt, und wir haben mitgetanzt. Danach durfte jeder der wollte nach vorne kommen und ein Lied singen. Der zuständige Lehrer hielt eine Predigt und dann wurde eine Ewigkeit fanatisch gebetet. Die Schüler standen, die Augen geschlossen und redeten laut vor sich hin. Einige weinten und fielen die Arme zum Himmel gestreckt auf die Knie. Das war wirklich ein interessanter Gottesdienst. Vor allem das singen und tanzen fand ich großartig! Obwohl mir der Gottesdienst Spaß gemacht hat, war ich froh als er vorbei war, denn mir ging es nach dieser Nacht immer noch nicht gut und ich war schrecklich müde. Ich hab mich also ein paar Stündchen hingelegt. Hannah musste nach Cape Coast fahren, um dort zu arbeiten und eine Weile waren wir allein im Haus. Wir durften beim Mittagessen mitessen, aber leider haben wir die Glocke nicht gehört, sodass wir zu spät kamen. Die Schüler hatten schon gegessen, aber wir bekamen trotzdem noch etwas. Es gab Gare, das lässt sich am ehesten mit Paniermehl mit scharfer Soße vergleichen. Gegen 16 Uhr kamen dann Lara und Gloria. Wir haben mit Gloria Sheabutter gekocht und angefüllt für den Laden.
Abends haben wir uns dann Reis mit Bohnen aus der Küche geholt und uns zum Nachtisch Milchreis mit Zimtblättern gekocht.
Tina und ich hatten die Erlaubnis bis Montag in Kissi zu bleiben, denn in dieser Woche war die monatliche Workshopweek, in der die Kinder nur handwerklich arbeiten und keinen schulischen Unterricht haben. Wir wollten gerne sehen wie man Kettenanhänger aus Kokosnüssen fertigt. Zunächst hatten wir aber um 7 Uhr morgens traditionelles Tanztraining. Lara und Hannah treffen sich jeden Montag mit der Köchin und dem Trommler und lernen traditionelle Tänze. Dieses Mal durften wir mittanzen. Es hat auch total Spaß gemacht und war gar nicht so leicht! Meistens läuft man bei solchen Tänzen in einer Reihe, während man Bewegungen macht, die etwas mit der täglichen Arbeit zu tun haben, z.B. sähen.
 Leider haben wir uns zu viel Zeit mit dem Frühstück, Brot und Früchte, gelassen, sodass wir kaum noch Zeit hatten für die Kokosnüsse. Hannah hat es uns aber erklärt und wir sind noch kurz zum Malworkshop gegangen und haben dort zugeschaut. Es gibt wirklich talentierte Schüler dort!
Um 10 Uhr mussten wir schon abreisen, damit wir früh in Kumasi ankommen. Mit Lara, die in Cape Coast arbeiten musste, sind wir zurück gefahren. Wir haben im Baobab gegessen und als wir auf die Uhr schauten war es schon halb eins. Eigentlich wollten wir um halb 12 im MMTBus sitzen. Leider war der Bus als wir kamen auch erst halb voll, sodass wir erst um 15 Uhr losfahren konnten. Das war ziemlich doof, denn dadurch sind wir erst im Dunkeln in Kumasi angekommen. Im Moment gibt es vom Auswärtigen Amt Warnungen, dass man nicht in der Dunkelheit draußen sein sollte, da besonders oft abends Fahrzeuge mit „Weißen“ überfallen werden. Man sollte auch nicht in abgelegene Gegenden fahren, nicht nachts und nicht Tagsüber. In diesem Moment blieb uns allerdings nichts anderes übrigen und wir haben einen netten Taxifahrer gefunden der uns beide für 25 Cedi erst zu mir und Tina dann nach Hause gefahren hat.
Das war ein wirklich schönes verlängertes Wochenende und die Baobab Foundation ist ein ganz, ganz tolles Projekt!
Die Schüler dort bekommen eine schulische und eine Berufsausbildung, bekommen eine Unterkunft und Essen. Die ganze Atmosphäre im Projekt ist unglaublich harmonisch und die Schüler sind sehr, sehr nett und freundlich.

Das hier ist der Link zur Homepage, falls ihr noch mehr über das Projekt erfahren wollt:

Außerdem suchen noch einige Kinder nach Paten, denn nur über Patenschaften, kann ihr Aufenthalt in der Baobab Foundation dauerhaft finanziert werden. Es gibt die Möglichkeit mit dem Patenkind eine Brieffreundschaft aufzubauen und ihm kleine Geschenke zum Geburtstag, z.B. ein Heft und Stift, oder ein Tshirt o.ä., zukommen zulassen. Am meisten freuen sich die Kinder aber über Post und Fotos von ihren Paten.

                                                   














Nana mein kleiner Bruder :)

Unglaublich wie groß Nana in der Zeit, in der ich hier bin geworden ist! Am anfag konnte er nur krabbeln und war meistens im Tragetuch auf Albertas Rücken. Mittlerweile läuft und rennt er, wie ein großer, und plappert vor sich hin. Seine Lieblingsworte sind "Mama" This" Byebye" und "Gyai" (Lasse das). Außerdem wird er mal ein Künstler, er kann nämlich stundenlang das Bild, was an meinem Schrank hängt, oder meine Lesezeichenpostkarte von Dali anstarren!

Rosenmontag in der Group 4



12.2.13: Accra


Letztes Wochenende sind wir nach Accra gefahren. Nach der Schule sind wir aufgebrochen und zur VIP Station gefahren. Die VVIPBusse, die dort abfahren kosten nämlich nur 2-3 Cedi, also 1 Euro, mehr als Trotros, sind aber so komfortabel, wie gute deutsche Reisebusse. Nach einer bequemen 6stündigen Fahrt kamen wir im Dunkeln in Accra an, weshalb wir ein Taxi nach Kokrobite nehmen mussten. Ein Glück ist Tina so gut im Handeln, ich kann das leider gar nicht…
Im Guesthouse hat Magda schon mit zwei vorbestellten Pizzen auf uns gewartet. Wir ließen den Abend gemütlich ausklingen und fielen ins Bett.
Am nächsten morgen sind wir nach Accra rein gefahren. Das hat einige Stunden gedauert. Erst mussten wir mit dem Trotro zur old Barrier fahren, uns dort mit 100 anderen um die Trotros prügeln, dann mit dem Trotro zum Circle, von da aus nach Madina, um dort mit einem Trotro zur nachten Police Barier zu fahren, wo wir unser Ziel finden sollten. Leider landeten wir an der falschen Police Barier, von der uns auch kein Trotro weiter mitnehmen wollte. Also liefen wir eine Weile zu einer Station, von der wir ein Trotro zur richtigen Police Barrier nahmen. Und dort fanden wir endlich TK Beads, eine Perlenbrennfabrik. In dem Hof konnte man zuschauen wie in Lehmöfen Glasperlen gebrannt wurden und im Shop konnte man Ketten, der immer gleichen Sorte Perlen kaufen, um sie zu richtigen Ketten weiterzuverarbeiten.
Für das EMC Project haben wir uns über die Produktauswahl und vor allem über die Preise informiert und haben auch gleich unseren Eigenbedarf an Perlen gedeckt. Der Laden war voll gestopft und die Perlen vielseitig!
Auf dem Rückweg sind wir bei der Accra Mall, einem großen Einkaufszentrum ausgestiegen. Das war echt gigantisch und irgendwie seltsam. Auf dem Parkplatz standen überwiegend teure Autos, in der Mall wurden Alkoholproben ausgeschenkt und Milchpulverproben mit Cornflakes gereicht! Es gibt dort einen Apple Shop, ein Kino, ein richtig guten Buchladen, ein Birkenstockgeschäft, einige Schuh- und Kleidungsläden und einen riesigen Supermarkt! Dort hab ich mir Brötchen gekauft und Knoblauchcreme!! Nachdem wir unsere essbaren Eroberungen vor der Mall genossen haben und zurück zur Straße gelaufen sind, kamen die kleinen Kinder der Nordafrikanischen Flüchtlingsfamilien, die hier oft auf den Straßen sitzen und betteln, an und ließen unsere Arme nicht los, während ihre Eltern unter einem Busch schliefen. Da prallen wirklich zwei Welten aufeinander!! Und ich konnte mich nur schlecht fühlen aus dieser riesigen Mall zu kommen, während diese Kinder an meinem Arm hingen.
Ich find es eh fragwürdig eine Mall, die so riesig und luxuriös ist, bauen zu lassen, wenn im Norden die Menschen in der Trockenzeit nicht genug Wasser zum Trinken haben.
Als wir zurück ins Guesthouse kamen, waren wir pünktlich zum Essen da. Eigentlich wollten wir abends noch zur Reggae Party im Big Millies direkt am Strand gehen, doch wir waren zu erschöpft und außerdem gab es kein Strom, weshalb die Party eh ohne Musik stattfand.
Am nächsten morgen sind wir schon früh aufgebrochen, um noch vor Einbruch der Dunkelheit in Kumasi zu sein. Wir sind also wieder mit dem Trotro zur old Barier und dann zum  Circle gefahren. Dort sind wir zur VIPStation gelaufen, um wieder einen VVIPbus zu bekommen. Uns wurde dort gesagt, dass keine VVIPs in Richtung Kumasi fahren, komisch allerdings, dass von Kumasi nach Accra welche fahren. Wir wollten aber auch keinen VIP für 25 Cedi nehem, die Schlange für diese Busse war eh ewig lang. Wir haben uns also auf die Suche nach der MMT Station am Circle gemacht, denn eine Frau meinte die gibt es. Nachdem wir alle 10 m jemanden gefragt haben, wo es zur MMTStation geht, und wirklich in jede Himmelsrichtung mehrmals gezeigt wurde, uns aber auch gesagt wurde, es gäbe keine MMTStation, gaben wir es auf und sind zurück gelaufen, um uns in die Schlange für den teuren VIPbus zu stellen. Nach dem wir in den dritten Bus der ankam steigen konnten, fielen wir erst mal in einen Tiefschlaf, denn so ein luxuriösen Bus habe ich noch nie gesehen! Mit  breiten Sitzen, die man wie Liegestühle ausfahren konnte, und gut eingestellter Klimaanlage. Das einzige was gestört hat, war der große Fernseher, auf dem eine ghanaische Serie viel zu laut ausgestrahlt wurde. Ich mag ghanaische Serien überhaupt nicht! Ich finde sie meist brutal, pervers, schlecht geschauspielert und viel zu aggressiv! Es wird nur gebrüllt und geheult. Trotz Gebrülle war die Fahrt sehr angenehm und vor allem nicht so lebensmüde und rasant, wie mit einem Trotro. 
                                          TK Beads

                                                   Accra Mall
                                                    Kokrobite
                                               VIP Bus
 

EMC-Project:


Jedem Freiwilligen des EMC (Education of the Mentally Challanged)- Projects werden 150 Euro für ein nachhaltiges, pädagogisch wertvolles Projekt in der Einsatzstelle zur Verfügung gestellt. Tina und ich haben uns entschieden einen Schulladen zu bauen. Es folgt der offizielle EMC Bericht, indem Sinn, Nutzen, Durchführung und Organisation des Schulladens erläutert wird.


Projektbeschreibung EMC Mikro- Fund
„School- Store“

Unsere Partnerorganisation EMC (Education of the Mentally Challenged) bietet jedem Freiwilligen eines EMC- Projektes die Möglichkeit ein Projekt durchzuführen. Hierzu stellt EMC jedem Freiwilligen 150,-€ zur Verfügung, die dann in ein nachhaltiges, pädagogisch wertvolles Projekt fließen sollen.
Lange überlegten wir, welches Projekt an unserer Schule sinnvoll und nachhaltig wäre. Da oft das Problem auftritt, dass unsere handwerklichen Klassen nicht arbeiten können, da kein Geld da ist, um neue Materialien zu kaufen, kam uns die Idee einen Schulladen aufzubauen.
Dieser Schulladen soll zwei Aspekte berücksichtigen:

1  1)    Der Verkaufsladen
Die Schüler können die Produkte, die sie herstellen, verkaufen. Hierzu werden sowohl die Produkte, die bereits in den Klassen produziert werden, zum Verkauf angeboten (z.B. Perlenkette, Fußmatten, Schuhe), als auch neue Produkte eingeführt (z.B. Geldbeutel aus Water- Sachets (=Wassertüten aus Plastik) und alten Stoffresten, andere Art von Schmuck).

Zum einen wird der Verkauf in Ghana stattfinden, z.B. am Tag der offenen Tür und verschiedenen Veranstaltungen der Schule. Außerdem sollen 1-2x/ Monat die Lehrer oder Volunteers mit zwei Schülern zum Cultural Center in Kumasi fahren, um dort die Produkte zum Kauf anzubieten.

Ein Vorteil des Verkaufes an der Schule ist, dass die Schüler sehen, dass sie etwas produzieren, was sie anschließend verkaufen können. Des Weiteren können auch die Eltern die Arbeit ihrer Kinder an der Schule kennen lernen und sehen, dass sie einen Beitrag leisten können.

Zum anderen sollen die Produkte auch in Deutschland in Fairtrade- oder Weltläden, an Weihnachtsmärkten und anderen Veranstaltungen angeboten werden. Die Organisation des Verkaufes übernehmen Isabel und ich. Wir werden diese Aufgabe, nämlich das Liefern der Artikel aus Ghana und den Vertrieb in Deutschland auch in den nächsten Jahren ausführen, sodass wir unser Projekt auch noch in Zukunft unterstützen können. So stellen wir eine Zwischenstation zwischen der Garden City Special School und den Läden in Deutschland dar. Das eingenommene Geld schicken wir zurück zur Schule, wo die Koordinatorin des Stores das Geld verwaltet und für neue Materialien für neue Produkte verwendet.  Somit wird ein nachhaltiger Kreislauf geschaffen, sodass die Schüler der GCSS ohne große Unterbrechungen arbeiten können und eine gute Berufsausbildung bekommen.

Der Verkauf in Deutschland hat den Vorteil, dass man Aufmerksamkeit für die Arbeit und die Kinder der GCSS wecken kann, sodass das Projekt mehr und mehr Förderer findet.
Des Weiteren rückt auch das Thema „Menschen mit Behinderung“ in den Blickpunkt der Öffentlichkeit.


      2)   Der Übungsladen
Der zweite Teil des Ladens soll eine Art Kaufladen darstellen. In diesem Laden können die Kinder das „Kaufen“ und „Verkaufen“ von Produkten lernen und üben.
Hierzu sammelten wir Verpackungen aller Art (z.B. Wasserflaschen, Shampooflaschen usw.), die die Kinder dann im Rollenspiel verkaufen können.
Vorteil des Übungsladens ist, dass die Schüler auf das Leben nach ihrer Schulzeit an der GCSS vorbereitet werden. Sie können somit ihre Familie im Alltag unterstützen, indem sie z.B. Wasser verkaufen, oder einkaufen gehen können.
Mit den fitteren Kindern könnten außerdem Themenbereiche, wie z.B. die ghanaische Währung, Rechnen oder auch Wortschatzerweiterung behandelt werden.

Wir haben sehr viel Unterstützung von Seiten der Lehrer. Es ist schön zu sehen, dass sie von dem Projekt überzeugt sind und uns mit viel Engagement unterstützen. Sie haben viele Ideen und Anregungen, die wir in die Planung einfließen lassen.
Das große Engagement aller, aber auch ausgesuchter Verantwortlicher, die das Projekt leiten sollen, geben uns viel Hoffnung, dass das Projekt in den nächsten Jahren Bestand hat.


So wird das diesjährige Projekt an der Garden City Special School aussehen.
Wir haben bereits mit den Vorbereitungen begonnen:

Wir haben:
- eine Glasperlen Fabrik in Accra besucht, um uns über Preise zu informieren
- an Workshoptagen in Kissi teilgenommen, um das Kettenherstellen und Nähen von Geldbeuteln zu erlernen
- mit Mr. Boadi und den Schülern der Holzklasse versucht Kettenanhänger aus Kokosnuss herzustellen und waren erfolgreich
- mit Mr. Boadi den Bau des Ladens geplant und haben Holz gekauft
- Näherinnen angesprochen, die nun für uns Stoffreste für die Geldbeutelherstellung sammeln und lassen gerade die Schul-Nähmaschiene reparieren.
Dabei haben wir glücklicherweise viel Unterstützung vom Kollegium, was uns sehr erfreut!

Um das Projekt Erfolg versprechend zu starten, wäre zusätzliche Unterstützung hilfreich.
Hier ist eine Liste, was die Schüler schon mit wenig Geld produzieren könnten:

10 Paar Lederschuhe = 25 Euro
1 Paar Lederschuhe = 2,50 Euro

10 Ketten = 15,00 Euro
1 Kette = 1,50 Euro
10 Geldbeutel = 2,00 Euro
1 Geldbeutel = 0,20 Euro

Hier ein paar Fotos der Produkte, die wir herstellen werden:





 

Falls ihr Interesse habt, das Projekt zusätzlich zu unterstützen, würde ich mich wirklich sehr freuen! In diesem Fall wendet euch bitte an mich und schreibt mir eine Mail an: Isa_Unger@gmx.net.

 


Freitag, 8. März 2013

30.1.13 Tinas Hunde:



Während des Zwischenseminars hat die trächtige Hündin von Tinas Familie geworfen. Sieben Hundebabys, zwei sind leider gestorben. Die sind wirklich knuffig. Sahen am Anfang aus wie Maulwürfe, denn sie sind nur über den Boden gepaddelt oder gerobbt und konnten die Augen nicht öffnen. Als sie dann größer und größer wurden, hat der eine Dummkopf von Hund seinen Kopf durch das Gitter vom Zwinger gesteckt. An dem Tag hab ich Tina besucht und als wir nach Hause kam, haben wir den kleinen Hund verzweifelt quitschen im Gitter gefunden. Wir haben ihn versucht herauszubekommen, denn er hatte auch schon gebrochen und muss wohl schon eine ganze Weile dort drin gesteckt haben. Wir haben ihn aber nicht befreien können. Da wir allein zu Hause waren, konnten wir auch keine Hilfe holen. Wir haben ihm also eine Schüssel zum drauf sitzen gegeben und eine Konstruktion aus Hocker, Flasche und Decken gebaut auf der er sein Köpfchen ablegen konnte, um sich auszuruhen. Zwischendurch wurde er aber immer wieder panisch und hätte sich fast selbst erwürgt. Deshalb bin ich bei ihm geblieben und Tina hat nach Werkzeug mit dem man die Gitterstangen zerschneiden kann gesucht. Sie war leider erfolglos und so haben wir mehrere Stunden draußen beim Hund auf Grace, Tinas Gastmutter, gewartet. Als sie dann kam, hat sie zunächst versucht mit einer Drehtechnik den Kopf des Hundes aus dem Gitter zu ziehen. Ich dachte sie reißt ihm einfach den Kopf ab. Das hat nicht funktioniert, also hat sie sich ein Küchenmesser geholt, um die Stäbe durchzuschneiden. Ich saß dabei im Zwinger und hab das Hinterteil vom Hund gehalten und Tina hat den Kopf und die Ohren versucht zur Seite zu drücken, ohne den Hund zu erwürgen, damit Grace ihn nicht auch zersägt. Zwei- Dreimal hat Grace ihn auch angeschnitten. Der Arme war völlig fertig, hat aufgehört zu quitschen, hat die Augen zu gemacht und die Zunge raushängen lassen. Ein paar mal dachten wir er wäre tot. Nach einer weiteren Stunde sägen, hatten wir die Gitterstäbe aufgebrochen und der Hund war befreit UND noch am leben. Wir haben ihn sofort zu seiner Mutter zum trinken gebracht und nach einer Weile ist er wieder durch die Gegend getapst. Ein Glück!