Beschreibung

Hallo,

mein Name ist Isabel Unger. Ich bin 19 Jahre alt und habe mich entschieden ab August 2012 für ein Jahr in Ghana zu leben. Mein Wohnort wird die große Stadt Kumasi sein, in der mich eine Gastfamilie aufnehmen wird. Vor Ort werde ich im Rahmen des EMC-Ghana Projektes an der Garden City Special School, einer Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, arbeiten.

Auf diesem Blog werde ich Berichte vom Leben und der Arbeit in Ghana, sowie Fotos hochladen.

Viel Spaß beim Lesen, eure Isa

Mittwoch, 27. Februar 2013

Reisemonat – Teil 10:


Wir, d.h. Magda, ihre Eltern, Franzi und ich, sind also erst mit dem Taxi und dann mit dem Trotro Richtung Kokrobite gedüst. Während der einsündigen Trotrofahrt saß ich so eingequetscht wie noch nie, denn es war ein sehr enges Trotro, auf der Bank für vier saßen noch einige Kinder, die nicht als offizielle Platzbeleger gelten, sodass wir im Endeffekt zu siebt auf der Bank saßen. Außerdem musste ich meinen Rucksack auf den Schoß nehmen.
Wir wurden an der „Polizeibarriere“ herausgelassen und Franzi fuhr weiter nach Accra. In diesem Moment wussten wir noch nicht, dass wir an der „alten Polizeibarriere“ hätten herausgelassen werden müssen. Julia hat uns erzählt, dass an der Straße die dort nach Kokrobite rein führt ein Bankautomat sei. Diesen Bankautomat haben wir dann verzweifelt gesucht und sind mit unserem Gepäck die kleine Straße Richtung Kokrobite entlang gelaufen. Nach einer Weile haben wir eine nette Frau, die einen kleinen Laden besitzt, indem sie DVDs und CDs verkauft, nach dem Weg gefragt. Sie hat uns gesagt, dass wir zurück zur Hauptstraße laufen und von da aus ein Taxi zur „alten Polizeibarriere“ nehmen müssten. Wir wollten aber nicht alle zusammen samt Gepäck zurück laufen, also blieben Magdas Mutter, das Gepäck und ich bei der netten Frau und Magda und ihr Vater suchten weiter den Bankautomat. Die Frau lud uns in den Laden ein, wo wir uns hinsetzten konnten. Sie und ihr Mann versorgten uns sogar mit Wasser, total lieb. Wir haben uns nett, wenn auch die meiste Zeit auf Twi, unterhalten. Nach einer ganzen Weile, rief Magda an, denn von der Bank aus ist es einfacher und günstiger ein Taxi direkt nach Kokrobite zu nehmen. Nachdem wir uns herzlich bei den netten Ladenbesitzern bedankt hatten, haben Jutta und ich uns mit allen Rucksäcken und Koffern selbst ein Taxi gesucht.
Am Guesthouse trafen wir dann auf Magda und Klaus. Das Kokrobite Garden Guesthouse ist ein super schöner Ort zum entspannen! Es ist ein großer Garten mit mehreren Hütten und einem Baumhaus, einem Pool, einem Caravan, dem Haus der Besitzer und einem kleinen italienischen Restaurant. Die Besitzer verleihen diesem Ort ebenfalls eine Menge Charme. Seit 10 Jahren leiten ein Italiener und seine spanische Frau das Guesthouse und ziehen ihre kleine Tochter und ihren Sohn dort auf.
Wir haben es uns also gemütlich gemacht, waren im Restaurant Bruscetta essen, sind zum Strand gelaufen, waren schwimmen und bei den Strandverkäufern shoppen, und haben abends lecker italienisch gegessen.
Am nächsten Tag hatten wir einen Pooltag. Johanna und Timm reisten an und nachmittags mussten sich Magdas Eltern und auch Timm leider schon verabschieden, denn abends ging ihr Flugzeug zurück nach Deutschland.
Den folgenden Tag haben wir wieder nur am Pool gelegen, gelesen und gegessen. Im Pool haben wir eine Gruppe reicher, ghanaischer Mädels getroffen, die alle im Ausland studieren und sich gerade in ihren Ferien trafen. Man merkte wirklich, dass diese Frauen aus der Oberschicht Ghanas stammten. Sie aßen Pizza, schlürften Cocktails, rauchten Wasserpfeife am Beckenrand und trugen Designer Badeanzüge, Schmuck und Lippenstift.
Sie waren aber sehr nett!
Auch den nächsten Tag haben wir nicht viel getan außer zu entspannen und zu essen. An diesem Tag wollten wir eigentlich in das Dorm (dem großen Schlafsaal) im Big Millies Guesthouse wechseln. Nur aus dem Grund, dass alle immer vor der Kriminalität in diesem Ort warnen und man nie im Dunkeln allein herum laufen oder generell irgendwelche Wertsachen mit zum Strand nehmen sollte. Am Abend wollten wir aber gerne zur Reggaeparty im Big Millies gehen und damit Magda und ich individuell entscheiden können, wann wir ins Bett gehen und damit wir keine Wertsachen mitnehmen müssen, haben wir beschlossen umzuziehen. Als wir dann jedoch das Dorm, was direkt auf dem Partygelände vor dem eigentlichen Gästebereich steht, gesehen haben, haben wir uns ganz schnell wieder umentschieden. Neben der Lautstärke, die dort während der Party herrschen muss, störte uns besonders, dass die Wände nur halbhoch waren, also nicht mit dem Dach abschlossen, und dass es keine Schlösser mehr für die Rucksachfächer gab. Unsicherer geht es fast nicht. Da wir aus der Oase des letzten Guesthouse eh nicht wirklich abreisen wollten, sind wir wieder zurück gelaufen und haben gefragt, ob wir das Zimmer noch eine Nacht behalten könnten. Blöderweise wurde unser Zimmer, fünf Minuten nachdem wir gegangen sind, weitervermietet. Der liebe Italiener hat uns jedoch eingeladen in seinem Caravan, den er normalerweise nicht für Gäste bereitstellt, zu übernachten. Diese Nacht war super, denn das Bett dort war an drei Seiten von großen, offenen Fenstern umringt. Unter unserem Mückennetz haben wir uns gefühlt, als würden wir im Freien schlafen. Am Abend sind wir dann trotzdem zur Reggaeparty gegangen. Ohne Taschen oder Wertsachen. Die Party war echt cool. Es gab viele kleine Livebands, die gespielt haben, und man konnte beim tanzen in den Sternenhimmel schauen. Jedem der mich antanzen wollte habe ich direkt meinen „Ehe“-ring gezeigt und gemeint ich sei verlobt und das wurde super akzeptiert! Es ist eher selten, dass das einfach so hingenommen wird.
Am nächsten morgen mussten wir viel zu früh aufbrechen. Magda ist zurück nach Winneba und Johanna und ich nach Kumasi gefahren. 





Der Reisemonat war sehr schön und vielseitig! Ich habe die verschiedensten Landschaften von Ghana und wilde Tiere gesehen. Außerdem habe ich witzige, nette Leute kennen gelernt. Ich freue mich schon auf den nächsten Reisemonat! Aber nun fiebere ich erst einmal dem Schulstart entgegen. Ich habe die Kinder ganz schön vermisst!

Montag, 18. Februar 2013

Reisemonat – Teil 9:



Mittags haben wir, d.h. Tina, Bene, Jan, Julia, Franzi und ich, den MMT Bus nach Winneba genommen. Magda und ihre Eltern sind schon um 9 Uhr losgefahren. Jan, Julia und ich sind zunächst zum Hotel gefahren, zur Lagoon Lodge, die sich, wie sich herausstellte, überhaupt nicht an der Lagune befand. Trotzdem ist es ein sehr schönes Hotel, was nicht all zu teuer ist. Direkt nachdem wir die Zimmer bezogen hatten, sind wir aufgebrochen zu Magdas Haus, wo wir uns treffen wollten, um zusammen zur Maskerade zu gehen. Auf Grund eines Missverständnisses war jedoch weder Magda, noch sonst jemand dort. Trotzdem empfang uns Magdas Oma namens Sister und der Rest der Großfamilie sehr herzlich. Wir wurden direkt ins Wohnzimmer geführt und mit Getränken versorgt. Dort riefen wir die anderen an, die dachten wir würden uns bei der Maskerade treffen. Da die anderen bereits krankheitsbedingt auf dem Rückweg zu Oma Sisters Haus waren, haben wir dort auf sie gewartet. Als wir dann alle: Magda, Jutta, Klaus, Jan, Julia, Franzi, Tina, Bene und ich, nebst Magdas Oma und Opa, den zwei Familien von Sisters Söhnen, zwei anderen Enkelkindern aus Accra, und allen 8 Gastgeschwistern von Magda, im Wohnzimmer saßen, hat Oma Sister plötzlich für alle Yollof-Reis aufgetischt. Das nennt sich mal ghanaische Gastfreundschaft! Nachdem wir aufgegessen und uns bedankt hatten, sind Julia und ich zum Maskerade-Gelände gefahren, während Jan und Franzi zum Meer gegangen sind. Die Maskerade war leider gerade zu Ende als wir kamen, aber trotzdem konnte man noch hunderte von Menschen in ihren bunten Karnevalskostümen und Stelzenanzügen sehen. Das war wirklich lustig. Nach ca. 20 Minuten auf dem Gelände, haben wir beschlossen noch zum Strand zu gehen, um den Sonnenuntergang anzuschauen. Die Tänze der Verkleideten hatten wir eh verpasst. Auf unserem Weg wurden wir von zwei süßen Mädchen begleitet, die dort in der Nähe wohnten. Wir fanden Jan und Franzi und haben uns zusammen den Sonnenuntergang angesehen.
Im Hotel haben wir uns dann noch mit Magda und ihren Eltern auf eine Cola o.ä. getroffen. Tina und Bene sind bereits am Nachmittag zurück nach Cape Coast gefahren.
Am nächsten morgen um 7 Uhr früh sind Julia und ich zur Lagune gelaufen. Querfeldein. Plötzlich standen wir mitten auf einem riesigen Polizeiübungsgelände, mit Zielscheiben für Schießübungen. Wir wollten nur schnellst möglich zur Straße, die zur Lagune führt, da wir auch gar nicht wussten, ob es verboten ist, einfach auf das Polizeiausbildungsgelände zu laufen. Während wir den Weg zur Straße suchten, landeten wir leider mitten auf dem Marschierplatz wo gerade ca. 500 zukünftige Polizisten salutierten. Ziemlich schnell sind wir am Rand entlang Richtung Straße gelaufen, so als gäbe es nichts Normaleres. Als wir endlich die Straße erreicht hatten, waren wir erleichtert. Die Straße wurde bald zu einer Sandstraße, die durch ein Dorf direkt am Strand führte. Am Ende des Dorfes wird die Sandstraße zu einem Trampelpfad der zur Lagune führt. Der Weg von der angeblichen Lagoon Lodge bis zur Lagune hat eine Stunde gedauert. Nach einer Stunde am Meer liegen und entspannen mussten wir uns auch schon auf den Rückweg machen, denn bald sollte die Reise weiter gehen. Diesmal sind wir am Strand entlang gelaufen und haben eine dort abzweigende Straße genommen, die so aussah als könnte sie in Richtung Hotel führen. Um 10 verabschiedete ich mich von Jan und Julia, die zurück zur Arbeit nach Nkoranza fahren musste. Nach einem Brot-mit-Käse-und-Erdnussbutter-Frühstück hab auch ich mich auf den Weg zu Oma Sister gemacht. Dort warteten schon Magda, ihre Eltern und Franzi mit Sack und Pack auf mich.





Mittwoch, 13. Februar 2013

Reisemonat Dezember – Teil 8:



In Cape Coast angekommen konnte ich mein Bett im 10-Bett-Dorm im Oasis leider noch nicht beziehen. Daher bin ich erst einmal zum Baobab Guesthouse gelaufen und habe einen Pineapple-Moringa-Saft getrunken. Während ich auf Tina und Bene, die in diesem Guesthouse einquartiert waren, wartete, unterhielt ich mich mit einer netten Hannah auf dem gemütlichen Balkon mit Meerblick. Bald schon kamen Tina und Bene an und sie hatten ein nettes Pärchen, was sie in Kokobite kennen gelernt hatten, mitgebracht. Nachdem sie das Zimmer bezogen hatten, haben wir uns ins Restaurant gesetzt. Dort trudelten bald auch Johanna und ihr Freund, der zubesuch da war, und Jan und Julia ein, die wie ich kein Zimmer mehr im Boabab, aber auch kein Bett mehr im Oasis bekommen hatten. Später konnte auch ich mein Bett im Oasis beziehen, wo pünktlich zur Essenzeit auch Franzi eintrudelte. Alle zusammen haben wir dann auf dem Balkon im Baobab gegessen. Ich hatte leckere Nudeln mit Champignon-Creme-Soße, die ich aber leider wegen einer leichten Lebensmittelvergiftung, die ich mir irgendwo eingefangen habe, nicht wirklich genießen konnte. Später am Abend haben wir uns im Oasis in der Strandbar eine Artistenvorstellung angeschaut. Ich bin jedoch früh ins Bett gegangen, denn wie gesagt mir ging es nicht so gut.
Am nächsten Tag fühlte ich mich gleich schon besser und ging zum Frühstück ins Baobab. Dort hatten wir uns alle um neun verabredet, aber nur Tina und ich tauchten auf. Bene ging es nämlich auch nicht wirklich gut, er wollte lieber weiter schlafen und nicht in die Nähe von Essen kommen. Es war etwas schade, dass wir nur zu zweit waren, denn wir hatten den Silvestertag als Tinas nachträglichen Geburtstag auserkoren. Sie hatte eigentlich 4 Tage nach Ankunft in Ghana Geburtstag, jedoch ging es uns an dem Tag so miserabel, dass wir nicht ansatzweise gefeiert haben. Tina und ich waren also nur zu zweit und ich überreichte ihr ihren Geburtstagskuchen mit Kerzen. Die Geschenke sollte es abends geben. Tina hat sich sehr gefreut, wir hatten ein sehr gutes Frühstück und nach einer Weile tauchten auch Jan, Julia und Franzi auf. Wenige Minuten später trafen auch Magda und ihre Eltern, die gerade aus Winneba kam, ein.
Mittags konnten Franzi und ich dann aus dem Dorm im Oasis in ein Zimmer im Boabab ziehen. In dem Viererzimmer haben wir mit Jan, Julia und Irene, einer netten Holländerin, die wir schon bei unserem ersten Besuch in Cape Coast kennen gelernt hatten,  geschlafen.
Während nachmittags die meisten das Cape Coast Castle besichtigten, habe ich versucht zu schlafen, um die Silvesternacht gut durch zuhalten.
Abends haben wir wieder im Baobab gegessen, haben uns partyfertig gemacht und sind zum Oasis gelaufen. Dort spielte zuerst eine Reggaeband und später wurde ghanaische „Discomusik“ aufgelegt. Kurz vor Mitternacht übergaben wir Tina ihre restlichen Geschenke und um 12 wurde angestoßen. Am Strand wurden Raketen in den Himmel geschickt, ein Lagerfeuer wurde angezündet und wir haben getanzt. Es war ein ziemlich lustiger Abend!
Am nächsten Morgen war ich allerding nicht so munter. Nach einem Karterfrühstück mit spanischem Omelett und einem Schoko-Banane-Pfannkuchen, den ich mir mit Jan geteilt habe, musste ich mich erst einmal wieder hinlegen. Um 12 Uhr sollte die Reise ja schon weiter gehen. 


Ein tolles Silvester! Mit:
 Jan, Johanna und ihrem Freund Timm, Magda und ihre Eltern Jutta und Klaus, Irene, Tina und ihrem Freund Bene, Klemens und seiner Freundin und Franzi und Julia, die auf diesem Bild leider nicht drauf sind.



Reisemonat Dezember – Teil 7:



Nach den Weihnachtsfeiertagen ging die Reise weiter. Diesmal machte ich mich allein auf den Weg, denn Tinas Freund kam aus Deutschland zu Besuch. Tina fuhr also nach Accra zum Flughafen und ich habe mich auf den Weg nach Elmina an der Küste gemacht. Ich dachte die nächsten Tage werde ich relativ einsam verbringen, was mich gar nicht gestört hätte, doch schon im Trotro nach Cape Coast saßen zwei Obrounis (Weiße) neben mir. Mit der deutschen Jenny habe ich mich direkt super gut verstanden und wir haben den größten Teil der fünfstündigen Reise geredet. In Cape Coast trennten sich unsere Wege und ich suchte ein Trotro nach Elmina. Es stellte sich dann jedoch raus, dass ich um zu dem Hotel bei Elmina zu kommen, erst ein Taxi zur anderen Trotrostation nehmen müsste, dann mit dem Trotro nach Elmina fahren müsste, dort in ein Taxi umsteigen müsste, was mich bis zum Stumble Inn Guesthouse fährt. Die andere Möglichkeit wäre direkt mit einem Taxi zum Stumble Inn gefahren zu werden, für 5 Cedi mehr. Da es schon nachmittags und bald dunkel war und ich nicht wusste, ob ich das gebuchte Zelt selbst aufbauen muss, habe ich mich entschieden diese 5 Cedi (ca. 2 Euro) zu investieren.
Im Hotel stand mein Zelt mit Meerblick schon bezugsbereit. Die Anlange war sehr einfach gehalten aber wunderschön! Mit kleinen Details wie Muscheln, wilden Blumenbeten und den vielen Sitzgelegenheiten direkt am Meer, schien mir diese Anlange wie das Paradies. Nachdem ich mir am Strand den Sonnenuntergang angeschaut hatte, habe ich mich mit meinem Buch zu einer Gruppe lesender Engländer gesellt. Wir kamen nach einer Weile ins Gespräch und haben dann den Abend zusammen verbracht. Die drei Mädchen und James waren Volunteers in unterschiedlichen Regionen und verbrachten gerade die Ferien zusammen. Diese Truppe war extrem witzig und hat mich direkt freundlich aufgenommen, sodass wir auch in den folgenden Tagen oft zusammen saßen.
Nach einer leckeren Pizza habe ich mir drei Sitzkissen geschnappt, denn im Zelt gab es keine Matratze o.ä., und bin totmüde und mit einer schlimmen Erkältung ins „Bett“ gefallen. Das Problem war, dass ich, obwohl ich die zwei Eingänge nur mit der Moskitotür verschlossen hatte, glaubte zu ersticken. Im Zelt hatte sich eine solche Hitze vom Tag angestaut, dass ich erst mitten in der Nacht ruhig schlafen konnte. Allerdings konnte ich immer, wenn ich wieder wach dalag den Mond durch die Fliegentür sehen und das Meer rauschen hören, da lohnte es sich schon wieder in dieser Hitze zu schlafen.
Am nächsten Tag bin ich nach einem netten Frühstück mit den Engländern, ins Meer baden gegangen. An dieser Stelle ist das Meer zwar sehr stürmisch und man muss oft unter den Wellen hertauchen, um nicht mitgerissen zu werden, aber es ist aufgrund der geringen Unterströmung lange nicht so gefährlich, wie an den meisten anderen Stellen in Ghana.
Den Rest des Tages habe ich viel am Strand gesessen, gelesen, draußen (nicht im Zelt!) geschlafen und im Meer gebadet. Ich habe auch viele Menschen kennen gelernt. Die meisten schienen etwas Mitleid mit mir zu haben (was gar nicht nötig war), da ich die einzige Alleinreisende in der Anlage war. Deshalb haben mich denke ich so viele Leute angesprochen. Ich habe neben den Engländern, eine nette, holländische Mutter kennen gelernt, die ihren Sohn, der gerade als Volunteer in Ghana lebt, besucht hat. Außerdem war dort eine amerikanische Gruppe, bestehend aus einem jungen Mann, der für die Botschaft arbeitet, einer Studentin aus Accra, ihrer Freundin, die gerade zu Besuch da war und einem Kerl der seinen Job geschmissen hat, um nun durch die Welt zu reisen. Ich habe einen netten Schweizer Volunteer, der gerade mit seiner Familie in Elmina war, und zwei ca. 50jährige Engländerinnen, die gerade im Norden ein Jahr als Volunteer verbringen, kennen gelernt. Mit diesen beiden interessanten Frauen, die eine ist Flüchtlingshelferin von Beruf und die andere Sonderpädagogin, habe ich mich auch gleich verabredet zum Nilpferde anschauen in Wechiau.
Mit all diesen Menschen habe ich dann abends zusammen gesessen, gegessen und geredet. Später wurde ein Lagerfeuer angezündet, um das wir uns gesellten.
Der nächste Tag unterschied sich nur unwesendlich vom Vorherigen. Alles in Allem konnte ich mal wieder richtig entspannen.
Am folgenden Tag musste ich nach dem Frühstück abreisen, da ich mich mit all meinen Freunden in Cape Coast treffen wollte, um Silvester zu feiern. Ich konnte mir ein Glück mit den Amerikanern ein Taxi bis nach Cape Coast teilen.



Frohe Weihnachten - Afe nhya paaa:


Mein Weihnachten war dieses Jahr etwas anders. Am 24. hat man noch nichts von Weihnachten gespürt. Auch wenn ich Anfang Dezember so sehr in Weihnachtsstimmung war, sie hielt leider nicht wirklich lange an. Ich habe Heiligabend größten Teils bei Tina verbracht. Wir haben draußen gesessen und Kakao getrunken. Abends, zurück in Asebi, wurde ich dann stinksauer, denn selbst an Weihnachten wurde meine kleine Schwester Abby mal wieder ohne guten Grund mit dem Rohrstock verprügelt. (Es fällt mir generell sehr schwer mit dem Thema Schlagen in der Familie umzugehen). Meine Wut legte sich etwas als ich später mit meiner Familie geskyped habe.
Morgens am 25. wurde der Flur/Essraum geschmückt. Alberta hat eine Girlande aus Filzherzen gebastelt und es wurden Luftballons aufgehängt. Nachmittags hat sich dann die ganze Familie zusammen an die zwei Tische gesetzt, mit Messer und Gabel Reis und Salat gegessen und alkoholfreien Sekt getrunken. Das ist noch nie vorgekommen! Wir essen eigentlich nie alle zusammen und erst Recht nicht drinnen am Tisch, sondern draußen auf dem Boden. Und mit Messer und Gabel wird für gewöhnlich auch nicht gegessen, sondern mit den Händen. Mich hat es ziemlich gefreut, dass wir mal alle zusammen saßen. Doch das Vergnügen war kurz, denn sobald die ersten Teller leer waren wurde abgeräumt und bevor alles wieder abgeschmückt wurde, habe ich noch mein Geschenk überreicht, einen Fresskorb mit Dingen, die sich die Familie normalerweise nicht leistet (wie z.B. Milch, Schokolade und Käse). Das war mein Weihnachten in Ghana. 


Dienstag, 12. Februar 2013

Reisemonat Dezember- Teil 6:


Sofort sind wir aufgebrochen in Richtung Kristo Buase zum Kloster. Um neun Uhr waren wir dort und wurden herzlich empfangen. Die Mönche freuten sich sichtlich, dass es uns bei ihnen so gut gefallen hat, dass wir schon ein paar Tage später wiederkehrten. Und wir waren auch überglücklich wieder im Kloster zu sein.
Bereits vor dem Mittagessen um 12.30 Uhr hatten wir Zeit die Ruhe zu genießen. Zum Mittagessen gab es leider Fufu mit Fischsoße und weder Fufu, noch Fischsoße gehört zu meinen Leibgerichten. Ich sagte aber natürlich nichts, man durfte ja sowieso nicht reden. Ich habe also versucht den riesigen Fufuklops in der Windeseile, in der die Mönche essen, herunter zu würgen. Aus dem Fufuklops fummelt man mit den Fingern kleinere Bällchen heraus, die man dann in die Soße tunkt und ohne zu kauen (es erregt bei vielen Ghanaern Ekel, wenn man anfängt Fufu zu kauen) herunter schluckt. Ich hab damit ein riesen Problem etwas ohne zu kauen herunter zuschlucken, vor allem wenn man nicht ordentlich Soße dazu nehmen kann. An diesem Nachmittag waren in der Soße leider so viele Geräten und undefinierbare Fischgedärme, dass ich nicht allzu viel davon nehmen wollte. Man sah mir die Anstrengung, die Fufubällchen herunter zuwürgen wohl an, denn die beiden jüngeren Mönche am Tisch hatten große Mühe nicht laut loszuprusten bei meinem Anblick. Das wiederum hat Tina an ihre Grenzen gebracht, sich das Lachen zu verkneifen. Seit diesem Nachmittag habe ich mit dem jungen Mönch, einen Insiderwitz übers Fufuessen. Generell macht das Leben mit den Mönchen ziemlich Spaß, denn sie sind die meiste Zeit ruhig, aber wenn sie mal was sagen, ist es entweder interessant und intelligent oder total witzig! Eine angenehme Gesellschaft! Nach dem Essen und einem kurzen Mittagsschläfchen bin ich durch den vorderen Garten spaziert. Danach wollte ich den schönen Weg durch den Macadamiawald außerhalb der Klostermauern erkunden. An diesem Weg steht eine Wasserpumpe. An dieser Pumpe war an dem Tag viel betrieb, denn im nahe gelegenen Tano Buase funktionierte die Wasserleitung gerade nicht. Als ich an der Pumpe vorbei lief, grüßten mich die Leute sehr freundlich und zurückhaltend. Auf dem Weg traf ich eine Großmutter mit ihrer behinderten Enkeltochter, die auf dem Weg zur Pumpe waren. Die beiden grüßten mich ebenfalls sehr, sehr freundlich. Auf dem Rückweg waren sechs andere Leute an der Pumpe, die mehrere Fässer auf einen Jeep luden. Diese Leute hatten gleich eine andere Tonlage und riefen viel aufdringlicher „Weiße, hallo wie geht’s?...“. Sie fragten mich einiges auf Twi und ich konnte auch immer antworten. Ich habe direkt gemerkt, dass sie nur eine Frage stellen wollten, die ich nicht verstand, um mich dann auslachen zu können und mir die Bedeutung natürlich nicht zu erklären. Diese Frage kam auch prompt und das Gelächter war groß. Dann stellte sich heraus, dass diese Leute gar nicht aus Tano Buase kamen, sondern nur aus Kumasi zu Besuch dort waren. Ich dachte mir nur: na klar, wo auch sonst sollten diese unfreundlichen und unemphatischen, auf Twi bestehenden Menschen wohl herkommen? Dort wurde mir mal wieder deutlich der Unterschied im Umgangston in den verschiedenen Regionen klar und ich beschloss für die nächsten 24 Stunden das Klostergelände nicht mehr zu verlassen. Den restlichen Nachmittag verbrachte ich mit Tina lesend oder Uno spielend auf der Terrasse oder chantend mit den Mönchen. Nach dem Abendessen fiel ich gleich viel entspannter ins Bett. Am nächsten Morgen um sechs Uhr bin ich zum Morgengebet und Chanten gegangen, gefolgt von der Messe und dem Frühstück. Nach einem letzten Spaziergang auf den Felsen im Klostergarten, sind wir noch vor der Sonntagsmesse aufgebrochen zurück nach Kumasi. 




Reisemonat Dezember – Teil 5:


Wir sind mit dem Taxi nach Techiman gefahren, was nicht länger als 20 Minuten gedauert hat. Dort haben wir uns in einem ziemlich ausgestorbenen Hotel direkt gegenüber der Bus- und Trotrostation einquartiert. Wir hatten ein eigenes Bad, einen Fernseher und Kühlschrank! Nach einer kurzen Mittagspause wollten wir uns etwas in der Stadt umsehen und ein Restaurant o.ä. finden, indem wir später essen wollten. Die Karte im Reiseführer war allerdings so schlecht gemalt, dass weder die Kreisverkehre und Banken, als auch die Restaurants an ihrem eigentlichen Platz standen. Und nein, dass lag nicht an meinen mangelnden Fähigkeiten eine Karte zu lesen. Diese Stadt war uns schon nach wenigen Minuten wieder zu stressig, sodass wir ohne Erfolg zum Hotel zurückkehrten. Dort an der Straßenecke gab es jedoch einen kleinen Stand wo man Reis kaufen konnte. Ein super Abendessen! Da es jedoch noch nicht Zeit fürs Abendessen war, sind wir zurück aufs Zimmer gegangen und haben ein paar Scheiben Brot mit Käse und Erdnussbutter gegessen und sind eingeschlafen. Als wir um 18 Uhr wieder hungrig aufwachten, waren wir zu faul, um noch einmal nach draußen zu gehen, weshalb wir wieder Brot aßen, um direkt weiter zu schlafen bis zum nächsten morgen.
Am nächsten Tag sind wir mit dem Trotro nach Buoyem gefahren, einem kleinen Dorf umgeben von Bergen und Urwald. Dort haben wir eine alte Frau nach dem Ranger gefragt und sie führte uns zu einem kleinen Fotoladen. Der junge Besitzer war neben Fotograph auch der Ranger und Touristenführer in dem Ort. Wir sagten ihm, dass wir gerne die Flughundhöhlen in den Tiefen des Urwaldes sehen würden. Diese Tour war aber leider nicht möglich, da zurzeit zu viele aggressive Bienen im Wald sind und man ihn nicht betreten sollte. Er wollte uns aber stattdessen zu dem African Rock und den zwei Wasserfällen führen. Er schloss seinen Shop und wir wanderten durch Felder bergauf zum African Rock. Dieser bekam seinen Namen durch eine Steinplatte, die davor gefunden wurde, welche die Form des afrikanischen Kontinentes hat. Übermütige Volunteers haben den Stein leider in 3 Teile zerbrochen, als sie ihn für ein Foto hochheben wollten. Auf der schrägen Fläche auf der diese Platte lag, stand ein gigantischer Fels, der aussah als ob er jeden Moment abbrechen und den Berg herunter kullern würde. Unser Ranger führte uns hinter diesen Fels und schaffte es tatsächlich uns zu überreden dort hoch zu klettern. Dort hoch zu gelangen war auch nicht so sehr das Problem, ich bezweifelte vielmehr, dass ich je wieder herunter kam. Aber erst einmal standen wir auf dem Fels und hatten eine gigantische Aussicht! Und herunter sind wir auch gekommen. Die Wanderung führte zurück ins Dorf und in die andere Richtung zu den Feldern. In mitten von Gräsern und Büschen führte ein kleiner Weg ein paar natürliche Steinstufen hinab und dort lag ein sehr kleiner Wasserfall, der trotzdem wunderschön war, da in dem Gebüsch, was den Wasserfall umrahmte, 1000 Spinnenweben waren. In diesen feinen Fäden haben sich die Wassertropfen verfangen und glitzerten in der Sonne.
Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es weiter die Berge hinauf zu dem großen Wasserfall. Dorthin gelangten wir über kleine Pfade, die sehr rutschig durch Staub und Steine waren. Dieser anstrengende Marsch lohnte sich jedoch, denn am Ende des Weges gelangten wir zu einer schmalen „Höhle“, die sich zwischen einer ca. 30m hohen Steinwand und hohen Bäumen mit Lianen bildete. An der Steinwand, die mit Fahn und Lianen bewachsen war, prasselte Wasser herunter, und glitzerte noch viel mehr in der  Sonne, die durch die Bäume schien. Dieser Ort war irgendwie unwirklich und wunderschön.
Die Tour war ziemlich anstrengend, aber hat sich auf jeden Fall gelohnt! Zurück im Dorf haben wir dem sehr netten und lustigen Ranger, der die meiste Zeit mit seinem Handy Musik gehört und mitgesungen hat, noch ein Trinkgeld gegeben, er hat uns eine Stelle gezeigt, wo man leichter ein Trotro bekommen kann, denn im Dorf fahren so selten Trotros, dass sich die Menschen darum prügeln einen Platz zu bekommen, und wir haben uns verabschiedet.
Wir waren schon früh am Mittag wieder in Techiman und sind nach einem kurzen Mittagsschlaf auf den großen Wochenmarkt gegangen. Dort fanden wir ein Paradies der Secondhandmode vor und haben uns mit Kleidern, Tüchern und T-Shirts eingedeckt. Auf dem Rückweg haben wir uns Reis am Stand an der Ecke gekauft und sind glücklich und erschöpft ins Bett gefallen. Leider konnten wir nicht wirklich ruhig einschlafen, denn unten im Hotelhof wurde eine riesige Geburtstagsparty gefeiert. Mit Büfett, DJ, und Blaskapelle. Die Boxen hatten einen dermaßen starken Bass, dass unser Bett vibriert hat, während unsere Ohren von der Musik, die direkt vorm Fenstern zu spielen schien, dröhnten. Um Mitternacht war die Party vorbei und wir konnten schlafen.
Am nächsten Morgen wollten wir nach Sunyani fahren, denn wir wussten, dass Freunde von uns eine Woche zuvor dort hingefahren sind zu einem Pool. Wir dachten es handelt sich dabei um den natürlichen Steinpool am Fuße eines Wasserfalles, den es in dieser Region gibt. Um uns nach der genauen Wegbeschreibung zu erkündigen, haben wir Jan angerufen, der uns erklärte, dass sie nicht zum Kintampo-Steinpool, sondern zu einem echten Pool eines Hotels gefahren sind. Dafür wollten wir uns allerdings nicht auf den mehrstündigen Weg nach Sunyani machen! Und Kintampo liegt nördlich von Techiman, da wir gerade erst von dort kamen, wollten wir auch dort nicht hinfahren. Die Kintampo-Wasserfälle besuchen wir einander mal. In näherer Umgebung um Techiman oder in Techiman hat uns im Reiseführer nichts wirklich angesprochen. Im Hotel wollten wir auch nicht noch eine Nach bleiben, das wäre zu teuer gewesen. Und ein Tag früher zurück nach Kumasi wollten wir auch nicht. Wir haben uns also hingesetzt und uns überlegt auf was wir denn am meisten Lust hätten. Dabei stellte sich heraus, dass wir immer noch einfach nur Ruhe haben wollten. Deshalb riefen wir Bruder Gabriel, dessen Nummer wir inzwischen hatten, an und der meinte, dass die Zimmer wieder frei wären und wir gerne vorbei kommen konnten. Er machte sogar eine Ausnahme, da die Mönche eigentlich ab dem 22.12. keine Gäste mehr empfangen wollten. 





Reisemonat Dezember – Teil 4


Nachts um vier Uhr haben wir uns, wieder zusammen mit den Holländern, auf den Weg nach Tamale gemacht. Um vier Uhr fährt nämlich der einzige MMT am Tag vom Mole Park Richtung Tamale. Zunächst waren wir die einzigen Menschen im Bus und ich habe mich gefreut und dachte vielleicht kann man sich tatsächlich mal ausbreiten und auf den Sitz legen und schlafen! Ich bin dann auch schnell eingeschlafen, obwohl ich so sehr gefroren habe, denn nachts ist es im Norden Ghanas durchaus kalt und außerdem waren alle Fenster im Bus offen. Als ich kurze Zeit später wieder aufwachte, war der Bus plötzlich voll und ich musste meine beschlagnahmten drei Plätze leider räumen. Bald schon waren alle Sitz- und Stehplätze belegt und man saß mal wieder gequetscht wie eine Flunder. Diese Fahrt war wie die Hinfahrt ein kleines Abenteuer, denn der rote Staub von den Straßen bließ durch den ganzen Bus. Die Ghanaer hatten sich ihre Stofftaschentücher um das Gesicht gebunden, sodass sie den ganzen Staub nicht einatmeten und wir taten es ihnen gleich. Zudem waren wir eh schon sehr vermummt mit Pulli und Schal um den Kopf, um uns vor der Kälte zu schützen.
Auf halber Strecke musste ich plötzlich ganz dringend mal pinkeln und wurde von Minute zu Minute verzweifelter. Plötzlich hielten wir in einem kleinen Dorf um irgendjemanden raus zu lassen und als auch andere aufstanden um sich kurz zu entledigen, dachte ich mir, nutze ich die Chance. Ich bin auf die nächst beste Dorffrau zu gerannt und habe gefragt wo ich denn wohl hinpinkeln könnte. Sie hat mir ein Korbgeflecht gezeigt. Dieses Geflecht war so etwas wie die Dorftoilette. Es war hüfthoch und in einem Halbkreis aufgestellt. Der Boden, der von Kot und Urin voll gesogen war, war mit etwas Stroh bedeckt. Dies war übrigens die Frauentoilette. Ungeschickter Weise war die Männertoilette, eine ein Meter hohe Mauer, direkt hinter der Öffnung zur Frauentoilette gebaut worden, sodass jeder der grad gegen die Wand pinkelt, den entblößten Hintern der Frau im Korbgeflecht bewundern kann.
Das war mir in diesem Moment jedoch egal und nachdem sich eine Frau ganz dreist vorgedrängelt hat, habe ich die zweite die sich vordrängeln wollte, zur Seite gedrängt und bin ins Korbgeflecht gehuscht.
In Tamale angekommen, waren unsere Stofftaschentücher Rot, unsere Kleidung auch und die krausen Haare der Ghanaer erst recht. Auch dort haben wir, während wir auf den MMT Bus nach Kumasi gewartet haben, eine neue Art öffentlicher Toilette kennen gelernt. Zuerst hat sich Tina auf die Suche nach einer Toilette gemacht. Ein junger Mann war ihr netterweise dabei behilflich. Er hat sie aber leider auf das Toiletklo geführt, was 50 Pesewas kostet. Während Tina unterwegs war, wurde ich von einem Mann angesprochen. Er wollte unbedingt mit mir über die Bibel sprechen, hat mich angefahren, warum ich ihm denn jetzt grad kein Bibelvers zitieren kann und was für ein Mensch bin. Daraufhin hat er seine Bibel geholt und mir eine Predigt gehalten. Ich habe ihm mit all meiner Gestik und Mimik versucht klar zu machen, dass ich darauf gar keine Lust habe. (Man muss bedenken, dass wir gerade auf dem Weg ins Kloster waren, um einfach mal Abstand von Menschen und Lärm zu bekommen.) Er hat es wohl verstanden und mir gesagt, ich solle ihm doch bitte einfach sagen, wenn er gehen soll. Ich sagte also: Gut. Bitte geh! Dass ich das tatsächlich ausgesprochen habe fand er dann aber so empörend, dass er sich noch zwei Minuten aufregen musste. Gegangen ist er dann aber trotzdem nicht, sondern hat einfach nur das Thema gewechselt. Endlich kam Tina wieder und ich konnte mich auf die Toilettensuche begeben. Ich habe nach Tinas angewidertem Gesichtsausdruck beschlossen eine andere Toilette, als sie benutzt hat, zu suchen. Wenn es ein Toiletklo gab, musste es bestimmt auch ein Urinalklo geben. An dieser Stelle muss ich erklären, dass die Klos für Kot und Urin fast immer getrennt sind. Das Urinalklo war auch gar nicht schwer zu finden und hat nur 10 Pesewas gekostet. Diese Öffentliche Toilette war wie ein kleines Haus ohne Dach, dessen Mauern mir ungefähr bis zu den Schultern reichten. Der Raum war in verschiedene Kabinen ohne Tür aufgeteilt. Es gibt keinen Toilettensitz und auch kein Loch im Boden, aber der Boden in den Kabinen ist ganz leicht abgesengt, sodass der Urin zu einem kleinen Loch in der Wand fließt. Das Toiletklo ist genauso aufgebaut. Kein Wunder, dass Tinas Blick so angewidert war.
Der Mann, der mir die Predigt gehalten hat, kam uns zunehmend verrückter vor und daher waren wir auch zunehmend netter und verständnisvoller mit ihm. Er saß dann auch im Bus nach Kumasi vor uns und hat uns und alle um uns herum verrückte Dinge erzählt. Nach einer langen Busfahrt wurden wir in Tano Buase raus gelassen und haben von dort aus ein Taxi nach Kristo Buase zum Kloster genommen. Zum Kloster fuhr man von der großen Straße ab und einen endlos lagen Weg durch ein Wäldchen mit Macadamiabäumen. Allein dieser Weg hat schon eine solche Ruhe ausgestrahlt, dass wir uns tierisch auf die nächsten Tage im Kloster gefreut haben. Als wir von Bruder Gabriel empfangen wurden, hat uns dieser leider mitgeteilt, dass nur für eine Nacht noch Zimmer frei seien und wir morgen das Kloster verlassen müssten. Schade, aber wir hatten uns ja auch nicht vorher angemeldet, wir hatten keine Telefonnummer. Den restlichen Nachmittag haben wir auf der Terrasse verbracht, haben heiße Schokolade getrunken, die man sich selbstständig in der Küche machen konnte, und haben den Blick auf den Klostergarten genossen. Dieser Garten ist riesig, verschlungen und wunderschön! Das Kloster liegt mitten in einer Region, in der verrückt aussehende, riesige Steinfelsen aus dem Boden ragen. Dazwischen wachsen Mango- und Sternfruchtbäume und die schönsten Blumen.
Der Tagesablauf im Kloster ist sehr streng und um Punkt 18.30 Uhr mussten wir zum Abendessen erscheinen. Wir durften zusammen mit den Mönchen essen. Die Mahlzeit nimmt man im Schweigen ein, während jemand vorliest oder Musik gespielt wird. Die Bücher aus denen gelesen wird, sind Bücher die von der Kolonialzeit berichten, Sachbücher über bestimmte Themen z.B. das Chanting oder Reiseromane. Vor dem Essen stellt man sich hinter seinen Stuhl und es wird gebetet. Ebenso nach dem Essen. In den wenigen Minuten dazwischen, nimmt man sich das Essen aus Schalen, die in der Tischmitte stehen. Der ranghöchste Mönch darf als erster zugreifen und die Gäste als letzte. Dann verschlingt man in gefühlten zwei Minuten seine Mahlzeit (ich habe noch nie Menschen so schnell essen sehen wie diese Mönche!) und sobald der Teller leer ist, wird er auch schon abgeräumt. Danach haben wir alle zusammen gespühlt. Das Essen im Kloster ist ganz lecker, nur leider nicht vegetarisch, was ich natürlich niemandem vorwerfen möchte.
An diesem Abend sind wir schon sehr früh auf unsere Einzellzimmer mit Dusche verschwunden und haben geschlafen, das lag zum einen an der Erschöpfung von der Reise und zum anderen daran, dass um 19.30 Bettruhe im Kloster herrscht.
Am nächsten Morgen sind wir schließlich auch früh aufgestanden, um pünktlich um 6 Uhr beim Morgengebet zu sein. Das Morgengebet besteht aus einem halbstündigen Chanten. Chanten kannte ich bisher ehrlich gesagt nur aus den indischen Ashrams, aber auch in der katholischen Kirche wird es praktiziert. Man liest Bibelverse in einem sich immer wiederholenden Singsang. Das hörte sich für mich am Anfang irgendwie gruselig an, was wohl an den ganzen Krimis und Horrorfilmen liegt, die in katholischen Kirchen spielen. Mit der Zeit habe ich wirklich gefallen am Chanten gefunden.
Um sieben Uhr haben wir an einem einstündigen Gottesdienst teilgenommen. Danach gab es Frühstück. In den folgenden Stunden haben die Mönche die Bibel und andere Literatur studiert und sind ihren alltäglichen Aufgaben, wie z.B. gärtnern, nachgekommen. In dieser Zeit habe ich einen Spaziergang durch den Garten gemacht, bin auf den bis zu 30 m hohen Felsen herumgelaufen und habe dort gelesen. Nach dem Mittagessen mussten wir leider weiter ziehen, denn die neuen Gäste wurden erwartet. 




Samstag, 9. Februar 2013

Reisemonat Dezember – Teil 3



Am nächsten morgen sind wir also mit den Holländern schon um sieben aufgebrochen. In zwei Taxis wurden wir abgeholt, denn die  Schwester des einen musste nach Tamale und wir hätten nicht zu fünft in ein Taxi mit den Rucksäcken gepasst. Wir wurden nach Techiman gefahren. Mitten auf dem Weg hat unser Fahrer angehalten und mit dem anderen geredet. Dieser hatte nämlich gar keinen Führerschein und vor Techiman ist eine Polizeikontrolle. Deshalb wollte er davor stehen bleiben und unser Fahrer sollte, nachdem er uns zur Station gebracht hat, zurück fahren und die anderen einsammeln. Aus diesem Grund haben wir dann ein Trotro nach Tamale bekommen, was bereits voll war als die anderen eintrafen. Nachdem ich bei einer sehr netten Frau Brot gekauft hab, die mir auch gleich das Klo in einem Vorgarten gezeigt hat und mir sogar ein Wasserbeutel dazu geschenkt hat zum Hände waschen, sind wir die 6 oder 7 Stunden Richtung Norden nach Tamale gefahren. Wir haben uns dagegen entschieden, schon vor Tamale an der Straße die zum Mole Park führt herausgelassen zu werden, so wie es die Holländer vorhatten. Es heißt, dass dort nicht so viele Trotros herfahren, die noch freie Plätze haben und andere LKWs und Autos würden nicht gerne Leute mitnehmen. Also dachten wir nehmen wir den 1 ½ stündigen Umweg und fahren erst nach Tamale.
Dort hat uns ein netter Junge das Trotro nach Wa gezeigt, denn uns wurde gesagt, sonntags fahren keine MMT Busse am Nachmittag. MMT Busse fahren nämlich direkt bis zum Mole Park. Da man ja hier gar nicht anders kann, als Fremden zuvertrauen, sind wir ins Trotro nach Wa eingestiegen. Dort saßen wir geschlagene fünf Stunden, denn Trotros fahren erst los, wenn sie voll sind. Es war bereits nach 17 Uhr als wir losfuhren und wir wussten, dass wir nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit in Damongo ankommen würden. Die drei stündige Fahrt war sehr interessant, denn wir sind erst in den Sonnenuntergang gefahren und dann im Stockfinsteren an winzigen Dörfern aus runden Lehmhütten vorbei, in denen das einzige Licht von Lagerfeuern kam. Zwischendurch sind wir an brennenden Grasfeldern vorbei gefahren, denn zurzeit ist Trockenzeit. Während dieser Fahrt habe ich an unserem Plan immer größere Zweifel gehabt, denn an einem dieser Dörfer mitten im Busch mitten in schwärzester Dunkelheit  wollte ich nicht aussteigen. Außerdem mussten wir von Damongo auch noch zum Mole Park kommen, auch wenn man uns im Mole Motel eine Nummer von einem Taxifahrer gegeben haben…man weiß ja nie ob der dann auch kommt. Außerdem kann man keine Betten reservieren, sondern muss mehr oder weniger auf Gutglück dorthin fahren. Ich saß also in dem Trotro, was über schlechte Straßen holperte und habe bei jedem Dorf gehofft, dass es nicht Damongo ist. Plötzlich kamen wir zu einem etwas größeren Dorf, wo es eine Straßenlaterne gab. Das war Damongo und ich war heilfroh nicht irgendwo in der Pampa raus gelassen zu werden. Wir haben dann den Taxifahrer angerufen und ein Haufen Geld dafür bezahlt, dass er uns zum Mole Motel fährt. Um 21 Uhr sind wir völlig fertig angekommen, haben den Dorm, ein Sechbettzimmer bezogen, ein bisschen Brot gegessen und sind direkt ins Bett gefallen. Am nächsten Morgen ging es ja schließlich schon um 7 Uhr los zur Safari. Wir sind in einer Gruppe von sieben Leuten und einem Ranger los gelaufen, haben wunderschöne Landschaften, Antilopen, Krokodile, Wildschweine und verrückte Vögel gesehen. Leider konnten wir die Geräusche der Savanne nicht so sehr genießen, denn wir hatten ganz schöne Quasselstrippen in der Gruppe, die meinten lauthals telefonieren und singen zu müssen. Kein Wunder, dass wie nicht mehr Tiere gesehen haben. Nach der dreistündigen Wanderung und einem inklusiven Frühstück musste ich mich noch einmal hinlegen. Unser Mittagsessen bestand aus dem Brot, was wir in Techiman gekauft hatten und Käse und Erdnussbutter, die wir mitgebracht hatten. Um 15.30 Uhr sind wir dann zu einer Autosafari aufgebrochen, bei der wir auf dem Dach eines Jeps saßen. Den Großteil der Tour sind wir allerdings gelaufen, durch Dickicht und Bäche auf der Suche nach einem Elefanten. Der Ranger, der uns diesmal begleitete, hat ein Glück nicht zugelassen, dass die Quasselstrippen vom Morgen, wieder so viel reden. Sonst hätten wir auch den Elefant verscheucht, den wir schließlich gefunden haben. Es ist echt unglaublich ein so riesiges Tier friedlich in freier Wildbahn zu sehen. Er sah einfach unglaublich mächtig und weise aus. Am meisten hat mich beeindruckt, wie er über dem Boden zu schweben schien, denn ich dachte so Elefantenfüße trampeln ganz ordentlich, aber er ist so gleichmäßig und lautlos über den Boden geglitten wie eine Fee. Total verrückt, einen Elefanten mit einer Fee zu vergleichen. Wir sind ihm dann eine Weil in gewissem Abstand nachgelaufen und als die Sonne schon sehr tief stand sind wir mit dem Jep zurück gefahren. Am nächsten Tag haben wir ausgeschlafen und am Pool gelegen. Als uns dort zu viel los war durch die ganzen Touris, haben wir uns auf die Terrasse von unserem Zimmer gelegt, denn dort hatten wir einen ähnlich gigantischen Blick über die Savanne, wie vom Pool aus. Am Nachmittag bin ich ohne Tina wieder zu einer Wanderung aufgebrochen. Diesmal war die Gruppe sehr klein, wir waren zu dritt plus Ranger. Das Mädchen kam aus den USA und ist zur Zeit in Ghana als Volunteer und hatte gerade Besuch von ihrem Freund aus Alaska. Die beiden waren wirklich sehr nett und vor allem ruhig! Der Ranger war auch großartig. Er war ebenfalls sehr ruhig, hatte aber viel Ahnung. Man hat gemerkt, wie sehr er die Savanne und vor allem die Vögel dort liebt. Ein ganz netter Kerl. Wir sind zuerst zum Wasserloch gegangen, wo wir Krokodile ganz nah an der Wasseroberfläche und auch an Land sehen konnten. Ein Krokodil konnten wir sogar beim Jagen beobachten. Wir haben wieder Antilopen gesehen und sind frischen Elefantenspuren gefolgt. Und zwischen dichtem Gebüsch hat uns plötzlich ein Elefantenauge angeschaut. Auf der anderen Seite des Gebüsches ließ sich das riesige Tier ungestört beim Essen beobachten. Am Ende der Tour sind wir mitten durch ein Pavian Revier gelaufen. Die riesigen Tiere, haben mit einander gespielt, die Kinder gefüttert und ein riesiger Pavian hat eindeutig meditiert. Wir sind mitten durch diese Pavianfamilie durch gelaufen und sie haben uns einfach nur beobachtet. Das war unglaublich. Ich war so froh noch einmal eine Tour gemacht zu haben, denn diesmal konnte man die Geräusche der Savanne toll hören. Am Abend haben wir erst in dem günstigeren Restaurant, was eigentlich die Kantine für die Ranger ist, gegessen. Es ist nicht im üblichen Sinne ein Restarant sondern mehr eine Feuerstelle, wo gekocht wird, und drum herum sind ein paar Tische und Stühle. Wir hatten mittags schon Erdnusssuppe mit Reisball (mein Lieblingsgericht) OHNE Pepper, also Schärfe, bestellt. Leider bekamen wir eine Suppe mit verdammt viel Pepper, die ich zu meinem großen Bedauern nicht aufessen konnte, da mein Magen sich bei solcher Schärfe umdreht und verkrampft. Schade um die gute Erdnusssuppe… Später saßen wir dann noch im Motelrestaurant draußen und haben mit den zwei Holländern Uno gespielt. Das waren wirklich lustige Kerle und total betrunken. Wir haben generell sehr nette Menschen kennen gelernt. Mit uns im Dorm haben zwei ältere Französinnen gewohnt, die eine reist gerade einige Monate allein durch Westafrika und die andere hat sie gerade besucht. Außerdem haben wir eine Medizinstudentin aus den Niederlanden kenne gelernt, die hier im Krankenhaus gearbeitet hat und gerade Besuch von ihrem Bruder hatte. Die beiden waren wirklich sehr sympathisch. Und wir haben eine ältere Deutsche kenne gelernt, die hier seit vielen Jahren lebt, denn ihr Mann ist als Soldat hier stationiert. Sie hatte gerade Besuch von einer Freundin aus den USA, die nach einer langen Safari in Namibia noch mal in Ghana vorbei geschaut hat. Außerdem haben wir eine lustige Familie aus England kennen gelernt. Die Frau hat mich total an Molly Wisley erinnert. Sie und ihr Mann arbeiten in Accra als Lehrer, ihre zehnjährige Tochter geht dort zur Schule und ihr 20jähriger Sohn war gerade zu Besuch da.