Beschreibung

Hallo,

mein Name ist Isabel Unger. Ich bin 19 Jahre alt und habe mich entschieden ab August 2012 für ein Jahr in Ghana zu leben. Mein Wohnort wird die große Stadt Kumasi sein, in der mich eine Gastfamilie aufnehmen wird. Vor Ort werde ich im Rahmen des EMC-Ghana Projektes an der Garden City Special School, einer Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, arbeiten.

Auf diesem Blog werde ich Berichte vom Leben und der Arbeit in Ghana, sowie Fotos hochladen.

Viel Spaß beim Lesen, eure Isa

Sonntag, 14. Oktober 2012

24.09.12: Lake Bosumtwi


Letztes Wochenende haben uns Magda und Merle aus Winneba besucht. Der Freitag war ein Feiertag also hatten wir schulfrei, weshalb sie schon Donnerstagabend in Kumasi angekommen sind. Magda konnte bei mir schlafen und Merle bei Tina, sodass die beiden kein Geld für ein Guesthouse ausgeben mussten. Allerdings wollten unsere Familien auch ein bisschen Geld haben, da sie ja mitgegessen haben. Am Freitagmorgen sind Magda und ich schon früh aufgebrochen, haben uns an der Uni mit Tina und Merle getroffen und haben uns in Asafo bis zum Trotro nach Kuntanase durchgewühlt. Das ging wirklich schneller als erwartet! Wir haben ca. eine Stunde nach Kuntanase gebraucht und wollten uns dort auf dem Taxi- und Trotroplatz durchfragen und Preise vergleichen, Taxifahrer verlangen nämlich gerne mal zu viel Geld. Auf dem Platz war es total hektisch und laut, wobei er im Vergleich zu den Plätzen in Kumasi echt winzig war. Niemand konnte uns wirklich weiterhelfen, außer ein Mann, der uns eine Direkt-Fahrt mit seinem Taxi anbot. Wir wollten aber eigentlich lieber schauen ob es auch Trotros gibt, die zum See fahren, denn den Preisunterschied von 0,50 Cedi und 15 Cedi merkt man schon. Plötzlich gab es direkt neben uns mitten in all dem Lärm und der Hektik einen riesigen Knall. So laut hab ich noch nie etwas knallen hören. Neben uns standen Männer die wild fuchtelnd und schreiend auf uns zu traten. Wir sind lieber schnell ausgewichen, mit diesen Männern wollte ich mich nicht anlegen. Sie hatten ein riesiges Stahlrohr in der Hand, was sie schräg in die Luft hielten und in dem sie anscheinend eine Explosion verursachten. Später erfuhren wir den Grund dafür: ein anderer Taxifahrer ist gestorben. In dem Moment waren wir allerdings nur schockiert und verwirrt, ich dachte mein Trommelfell wär gerissen… Merles Ohr hat noch zwei Tage später gepiept. Nun wollten wir nur noch auf dem schnellsten Weg zum Guesthouse und haben uns auf den Taxifahrer eingelassen, den wir schon zu Beginn getroffen hatten. Dies stellte sich schon bald als Glück heraus. Um in das Gebiet rund um den See hinein zu gelangen, muss man an einer Absperrung vorbei und etwas bezahlen. Ein sehr nett aussehender, älterer Mann kam ans Fenster, hat freundlich gegrüßt und wollte von jedem von uns 5 Cedi als Eintritt zum See haben. Unser lieber Taxifahrer hat sich daraufhin aufgeregt und meinte es kostet eigentlich nur 2 Cedi. Dann haben die beiden sich total angeschrieen, auf Twi, einer Sprache die nach meinem Empfinden eh schon sehr aggressiv klingt. Unser Taxifahrer ist sogar ausgestiegen und ich dachte die beiden prügeln sich gleich. Im Endeffekt mussten wir nur 2 Cedi bezahlen! Wir waren schwer beeindruckt von unserem lieben Taxifahrer, der sich so für uns eingesetzt hat, und haben ihm noch Trinkgeld gegeben. Nach einer ziemlich ruckeligen Fahrt, ganz knapp an riesigen Löchern und an einem gegen einen Baum gekippten Trotro vorbei, kamen wir am schönen Rainbow Garden Village Guesthouse an. Hier hat man wirklich seine Ruhe! Es gibt ein 6-Bett Bungalow, einige Doppelbett-Bugalows mit Bad, ein Baumhaus mit 3 Betten und zwei Doppelbettzimmer. Trotz unserer Reservierung war nur noch ein Doppelbettzimmer frei und es war auch teurer als am Telefon besprochen, aber das machte nichts, wir haben einfach ein Bungalow statt dem zweiten Zimmer genommen. Es gab zwei Bereiche wo man draußen essen konnte und es gab eine Bar! Das Grundstück liegt direkt am See, wo man auf Holzliegen entspannen kann. Und es gibt dort eine Terrasse, die auf dem Wasser gebaut ist, die ihre besten Tage allerdings schon hinter sich hatte, weshalb man sehr vorsichtig sein musste, dass man nicht in ein Loch oder auf ein morsches Brett tritt. Auf dem Grundstück laufen ein Hund, ein Esel und viele Ziegen frei herum und sind auch recht zutraulich. Auch die Leute, die das Guesthouse verwalten sind super nett und freundlich. Auf dem See paddeln einsam Fischer auf Holzbrettern sitzend und werfen ihre Netze aus. Es war wirklich schön! Und vor allem so schön ruhig! Ich war wirklich froh mal aus Kumasi raus zu kommen. Dort ist es immer laut und voll und man wird ständig angesprochen. Es war einfach mal schön seine Ruhe zu haben! Wir haben den ganzen Tag entspannt, geredet und gelacht, Cola getrunken und auch ein Bier und haben am Abend Nudeln mit Gemüsesoße gegessen. Ein schöner Tag! Leider mussten wir am nächsten Nachmittag schon wieder fahren, da Merle und Magda am Sonntagmorgen schon wieder nach Winneba aufbrechen mussten, aber auch weil das Geld nicht für noch einen Tag Urlaub gereicht hätte. Ich war fast traurig wieder in Kumasi zu sein. Das Trotro hat aber auch direkt am Markt gehalten, dem wohl hektischsten und anstrengensten Ort Kumasis.
Das Wochenende mit Magda und Merle war auf jeden Fall sehr gelungen und als Tina und ich die beiden am Sonntag zum Trotro gebracht hatten, haben wir noch eine Entdeckung gemacht, die unser Wochenende noch schöner machte. Wie haben entdeckt, dass der Campus der Uni KNUST riesig ist und GRÜN! Es gibt lange Wege, die einfach durch das Grün führen. Wir haben also einen Ort zum spazieren gehen gefunden, wo kaum andere Menschen sind! An der Landwirtschaftsfakultät gibt es Bänke und bei den Studentenwohnhäusern einen Kiosk. Es gibt ein Schwimmbad, wo man Pizza essen kann, einen Sportplatz und einen Botanischen Garten. Es gibt sogar ein Bankenviertel mit Post Office auf dem Campus. Dort werde ich mich bestimmt öfter aufhalten und mit Tina spazieren gehen.
                                          v.l.n.r. ich, Magda, Tina und Merle

Laut einer Sage mag der Geist aller Toten Ashanti, der in diesem See wohnt, kein Eisen, weshalb keine Boote aus Eisen zum Fischen verwendet werden, sondern Holzbretter, auf denen man breitbeinig sitzt.
                                          Greta und Tina