Beschreibung

Hallo,

mein Name ist Isabel Unger. Ich bin 19 Jahre alt und habe mich entschieden ab August 2012 für ein Jahr in Ghana zu leben. Mein Wohnort wird die große Stadt Kumasi sein, in der mich eine Gastfamilie aufnehmen wird. Vor Ort werde ich im Rahmen des EMC-Ghana Projektes an der Garden City Special School, einer Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, arbeiten.

Auf diesem Blog werde ich Berichte vom Leben und der Arbeit in Ghana, sowie Fotos hochladen.

Viel Spaß beim Lesen, eure Isa

Sonntag, 28. Oktober 2012

27.10.12: Mein Weg zur Arbeit durch Asebi


Jeden Tag wenn ich zur Arbeit oder sonst wo hin gehen möchte, laufe ich durch das Viertel Asebi, in dem ich wohne. Auf meinem Weg begegnen mir viele Leute, die mich mittlerweile schon kennen und ansprechen. Zunächst begegnen mir Nachbarn, die ich meist nur mit „Guten morgen“ begrüße. Wenig später komme ich an einem Haus vorbei, wo immer Leute auf der Mauer sitzen, die mich grüßen, „Ey Weiße, Hallo, wie geht’s?“ „Gut und selbst?“. Um die Kurve und an den Klohäuschen vorbei und ich komme zum Kohleberg. Auf dem Kohleberg sitz meist eine Frau, die ich grüße „Guten morgen“ und sie sagt darauf „jooo Willkommen“ und ich „ya änna“ (Das sagt man so, wenn eine Frau einen Willkommen heißt. Man wird hier übrigens auch sehr oft und immer wieder Willkommen geheißen). In der Kohlehütte sitzt ein alter Mann, der sich immer total freut mich zu sehn. Der textet mich auch gelegentlich auf Twi zu, versteht aber auch Englisch. Hinter dem Baum, an dem immer alte Männer sitzen, denen ich zunicke, komme ich zu den Kioskfrauen. Die erste ist Witwe, was man an der schwarzen Kleidung sieht. Sie und ihre Kinder verkaufen in der Hütte Eier und Brot. Eine sehr nette Familie! Die Kinder sind total freundlich und wollen nicht die ganze Zeit, dass ich ihnen etwas kaufe und die Mutter versucht mir viele Wörter zu erklären. Hier bin ich auch Adwoa und nicht Obrouni („Weiße“). Nebenan die zweite Kioskfrau, die immer in einem sehr schroffen Tonfall spricht (ich empfinde den Tonfall und den Umgang hier allerdings öfter als schroff oder ruppig, aber das ist nur meine persönliche Empfindung!): „Adwoa, bra!“ (Adwoa komm!). Ich möchte es mir hier im Viertel nicht verscherzen, deshalb komme ich auch und fühl mich dabei wie ein Hündchen. Ich grüße: „Guten morgen“ „Wie geht’s?“ „Gut und selbst?“ „Mir auch“ „Wo gehst du hin?“ „Ich gehe zur Schule“ „Joooo“ „Byebye“. Und weiter geht’s vorbei an den Frauen unter dem steinernen Pavillon, die „Adwoa, Willkommen“ rufen. „Ya änna“. Als nächstes Laufe ich über den Hof der Schneiderin, die immer winkt. Dann springe ich über die Puddelrinne und habe die staubige Hauptstraße von Asebi erreicht. Dort schreien viele Kinder „Obrouni! Obrouni!“, manche fragen auch „Obrouni, how are you?“. Wenn ich ihnen antworte und frage wie es ihnen geht, kommt oft keine Antwort mehr, aber manchmal sagen sie auch „I am fine. Thank you. And you?“. Diese Satzkette lernen die Kinder in der Schule und sie sagen es alle in derselben auswendig gelernten Betonung. Das ich ziemlich amüsant. Dann gelange ich zur letzten Kioskfrau, die immer lacht! Ich find sie dadurch super sympathisch und grüße sie „Guten morgen“ „Wie geht’s?“ „Gute und selbst?“ „Auch gut. Gehst du zur Schule?“ „Ja ich gehe zur Schule.“ „Geh mit Gott und komm mit Gott“ „Joooo. Byebye“. Und schon verlasse ich Asebi und steh auf der geteerten Straße nach Mampong. Man muss sich vorstellen, diese Gespräche führe ich jeden Tag und zwar genau gleich! Und auf Twi.
In Asebi laufen auch ziemlich viele Tiere herum. Es gibt viele kleine Schafsherden, die durch die Gegend rennen und einsame Ziegen, die grasen. Es gibt Straßenhunde und Katzen und viele Hühner und Küken, die in den Puddelrinnen Abfall und Exkremente fressen. In meiner Nachbarschaft sind auch zwei riesige Schafsböcke angekettet (Nennt man die so? Ich meine Ziegenböcke in Form eines Schafes.). Außerdem zieht hier immer eine Herde Kühe, oder Kuhmele wie Tina und ich sie nennen,  mit einem jungen Hirten durch das Viertel. Wir nennen sie Kuhmele, weil die Kühe einen großen Höcker haben, wie Kamele. Sie sehen auch sonst eher seltsam aus, mit großen Hörnern und einem Hautlappen, der am Hals baumelt.
Vor den Kuhmelen habe ich auf jeden Fall Respekt, denen weiche ich lieber aus. 
                                       der Blick von der Straße nach Mampong aus Richtung Asebi
                                                   der alte Mann im Kohlehäuschen
                                         die erste Kioskfrau
Kinder aus Asebi. Das kleine Mädchen ganz unten, ist die Enkelin der ersten Kioskfrau, eine ganz süße.