Jeden Tag wenn ich zur Arbeit oder sonst wo hin gehen
möchte, laufe ich durch das Viertel Asebi, in dem ich wohne. Auf meinem Weg
begegnen mir viele Leute, die mich mittlerweile schon kennen und ansprechen. Zunächst
begegnen mir Nachbarn, die ich meist nur mit „Guten morgen“ begrüße. Wenig
später komme ich an einem Haus vorbei, wo immer Leute auf der Mauer sitzen, die
mich grüßen, „Ey Weiße, Hallo, wie geht’s?“ „Gut und selbst?“. Um die Kurve und
an den Klohäuschen vorbei und ich komme zum Kohleberg. Auf dem Kohleberg sitz
meist eine Frau, die ich grüße „Guten morgen“ und sie sagt darauf „jooo
Willkommen“ und ich „ya änna“ (Das sagt man so, wenn eine Frau einen Willkommen
heißt. Man wird hier übrigens auch sehr oft und immer wieder Willkommen
geheißen). In der Kohlehütte sitzt ein alter Mann, der sich immer total freut
mich zu sehn. Der textet mich auch gelegentlich auf Twi zu, versteht aber auch
Englisch. Hinter dem Baum, an dem immer alte Männer sitzen, denen ich zunicke,
komme ich zu den Kioskfrauen. Die erste ist Witwe, was man an der schwarzen
Kleidung sieht. Sie und ihre Kinder verkaufen in der Hütte Eier und Brot. Eine
sehr nette Familie! Die Kinder sind total freundlich und wollen nicht die ganze
Zeit, dass ich ihnen etwas kaufe und die Mutter versucht mir viele Wörter zu
erklären. Hier bin ich auch Adwoa und nicht Obrouni („Weiße“). Nebenan die
zweite Kioskfrau, die immer in einem sehr schroffen Tonfall spricht (ich
empfinde den Tonfall und den Umgang hier allerdings öfter als schroff oder
ruppig, aber das ist nur meine persönliche Empfindung!): „Adwoa, bra!“ (Adwoa
komm!). Ich möchte es mir hier im Viertel nicht verscherzen, deshalb komme ich
auch und fühl mich dabei wie ein Hündchen. Ich grüße: „Guten morgen“ „Wie
geht’s?“ „Gut und selbst?“ „Mir auch“ „Wo gehst du hin?“ „Ich gehe zur Schule“
„Joooo“ „Byebye“. Und weiter geht’s vorbei an den Frauen unter dem steinernen
Pavillon, die „Adwoa, Willkommen“ rufen. „Ya änna“. Als nächstes Laufe ich über
den Hof der Schneiderin, die immer winkt. Dann springe ich über die Puddelrinne und habe die staubige
Hauptstraße von Asebi erreicht. Dort schreien viele Kinder „Obrouni! Obrouni!“,
manche fragen auch „Obrouni, how are you?“. Wenn ich ihnen antworte und frage
wie es ihnen geht, kommt oft keine Antwort mehr, aber manchmal sagen sie auch
„I am fine. Thank you. And you?“. Diese Satzkette lernen die Kinder in der Schule
und sie sagen es alle in derselben auswendig gelernten Betonung. Das ich
ziemlich amüsant. Dann gelange ich zur letzten Kioskfrau, die immer lacht! Ich
find sie dadurch super sympathisch und grüße sie „Guten morgen“ „Wie geht’s?“
„Gute und selbst?“ „Auch gut. Gehst du zur Schule?“ „Ja ich gehe zur Schule.“
„Geh mit Gott und komm mit Gott“ „Joooo. Byebye“. Und schon verlasse ich Asebi
und steh auf der geteerten Straße nach Mampong. Man muss sich vorstellen, diese
Gespräche führe ich jeden Tag und zwar genau gleich! Und auf Twi.
In Asebi laufen auch ziemlich viele Tiere herum. Es gibt
viele kleine Schafsherden, die durch die Gegend rennen und einsame Ziegen, die
grasen. Es gibt Straßenhunde und Katzen und viele Hühner und Küken, die in den Puddelrinnen Abfall und Exkremente
fressen. In meiner Nachbarschaft sind auch zwei riesige Schafsböcke angekettet
(Nennt man die so? Ich meine Ziegenböcke in Form eines Schafes.). Außerdem
zieht hier immer eine Herde Kühe, oder Kuhmele wie Tina und ich sie
nennen, mit einem jungen Hirten durch
das Viertel. Wir nennen sie Kuhmele, weil die Kühe einen großen Höcker haben,
wie Kamele. Sie sehen auch sonst eher seltsam aus, mit großen Hörnern und einem
Hautlappen, der am Hals baumelt.
Vor den Kuhmelen habe ich auf jeden Fall Respekt, denen
weiche ich lieber aus.
der Blick von der Straße nach Mampong aus Richtung Asebider alte Mann im Kohlehäuschen
die erste Kioskfrau
Kinder aus Asebi. Das kleine Mädchen ganz unten, ist die Enkelin der ersten Kioskfrau, eine ganz süße.