Letzten Samstag mussten wir mal wieder mit dem gesamten
Kollegium zu einer Beerdigung fahren. Tina konnte leider nicht mit kommen, die
Arme lag mit Malaria im Krankenhaus… Ich habe sie noch vor der Beerdigung
besucht und versprochen danach noch einmal zu kommen. Normalerweise sind wir nämlich
nicht länger als ein bis zwei Stunden auf einer Beerdigung. Nun diesmal nicht.
Um 14 Uhr haben wir uns an der Schule getroffen und sind um 14.45 Uhr
losgefahren zu einer Beerdigung, die ganz um die Ecke sein sollte. Im Endeffekt
waren es 1 1/2 Stunden Fahrt dorthin. Es hat sich aber gelohnt, denn die
Beerdigungsfeier war riesig und total interessant. Die Tochter der Verstorbenen
ist sehr, sehr reich und organisiert immer Weihnachten eine Party für die
Kinder der Schule, deshalb wurden wir eingeladen. Den Reichtum konnte man auch
bei dieser Beerdigung deutlich sehen. Das Gelände war riesig! Es gab so viele
Pavillons und Stühle. Der Sarg stand in einem kleinen mit Tüchern bespannten
Holzhäuschen in der Mitte, was mit Fotos dekoriert war. Davor stand eine Schale,
in der irgendetwas verbrannt wurde, was ziemlich viel weißen Rauch produzierte.
Es gab ein Trommelorchester und Tänzer, die traditionell gekleidet waren. Der Tänzer
hatte ein braunes Tuch um die Hüfte gebunden und die Tänzerin, trug Kente,
einen gewebten Stoff, der sehr, sehr teuer und von Hand gefertigt ist, und viel
Goldschmuck. Zu den geladenen Gästen gehörten ziemlich wichtige Personen, was
man daran erkennt, dass sie unter Samtschirmen laufen, die von anderen getragen
werden. Auch sie sind traditionell gekleidet und tragen viel Goldschmuck. Vor
ihnen laufen vier „Wachen“ mit schwarzen Hüten und blauer Robe, die goldene
Zepter schützend quer halten. Die kleine Prozession endet mit den Trommlern.
Mehrere Männer tragen riesige Trommeln quer auf dem Kopf und werden von
jemandem gefolgt, der darauf herum trommelt. Das ist total interessant zu
sehen, vor allem wenn traditionelle Musik ertönt und die Schirme anfangen sich
zu drehen und zu tanzen, anscheinend ein Zeichen dafür, dass auch der „Chief“
darunter tanzt. Mr. Gyan erklärte mir, dass die wichtigen Leute „Chiefs“ sind,
wovon genau hat er mir nicht beantwortet. Neben den Chiefs waren auch viele
andere Männer mit Goldschmuck behangen. Außerdem gab es eine Reihe Frauen, die
auf dem Boden saßen, bemalt, in Kente gekleidet und die Beine umwickelt mit
Bast oder Stroh.
Die Begrüßungsrunde war bei dieser riesigen Beerdigung
dementsprechend lang und gestaltete sich als schwieriger, da plötzlich eine
Reihe der wichtigen Leute unter den Schirmen und mit den Trommlern aufbrach,
während unsere Schlange sich gerade den Weg zur anderen Seite zum
Händeschütteln bahnte. Ich hatte das Glück, dass sich genau bei mir die
Schlangen trafen und ich hatte keine Ahnung, ob ich jetzt noch schnell vorbei
schlüpfen sollte, da ich das Schlusslicht unserer Schlange bildete, oder lieber
respektvoll warten sollte. Das hätte allerdings bedeutet, dass ich nicht mehr
bei meinem Vordermann hätte abgucken können, wem ich die Hand schütteln muss
und wem nicht. Der eine Wachmann eines Chiefs hat wohl meinen Zwiespalt erkannt
und mich durchschlüpfen lassen, sehr nett.
Nach der Begrüßungsrunde saßen wir eine Weile auf unseren
Stühlen ganz hinten und einige Mädchen haben sich um mich gescharrt und wir
haben uns unterhalten.
Um halb sechs sind wir aufgebrochen und ich befürchtete im
Dunkeln nach Hause zu kommen, denn der Weg zurück dauerte ja etwas. Ich
versuche hier möglichst nicht später als 18.30 Uhr nach Hause zu kommen, um
nicht im Dunkeln laufen zu müssen. Das ist auf der einen Seite gefährlich (meine
helle Haut leuchtet aber auch im Dunkeln, verglichen mit dunkler Haut) und
außerdem ist abends so oft Stromausfall, dass ich mit Sicherheit in die
„Puddelrinnen“ treten würde. Das wäre unschön, denn in „Puddelrinnen“, wie Tina
und ich sie nennen, fließt oder steht das Abwasser. Meistens bahnen sie sich
ihren Weg am Straßenrand, manchmal aber auch mitten auf der Straße.
Zurück zur Beerdigung; denn der Bus fuhr nicht wie ich dachte
zurück zur Schule, er fuhr nur ein paar Häuser weiter und wir stiegen wieder
aus. Im Garten einer Villa nahmen wir, ebenso wie hundert andere, Platz und
bekamen Getränke. Nach einer Weile, die wir dort saßen, es war bereits dunkel,
gingen wir zurück zum Bus. Tina wurde langsam nervös im Krankenhaus und schrieb
mir eine SMS, ob wir denn noch kämen und sie abholten. Doch wir fuhren noch
nicht zurück, denn die Schulleiterin rief uns zurück, wir wurden noch zum Essen
eingeladen. Also blieben wir noch eine weitere Stunde bis das große Buffet
aufgebaut war, was wir zu uns nahmen während eine gute Band mit guten
Lautsprechern (!) spielte.
Im Endeffekt waren wir um 21 Uhr an der Schule. Ich bin noch
rüber ins Krankenhaus zu Tina gegangen, die versuchte sich durch zusetzten,
dass sie nicht übernacht bleiben musste. Sie hat es auch geschafft. Grace und
Tina haben mich dann mit dem Auto in Asebi abgesetzt, sodass ich nicht mehr den
langen Weg entlang der großen Straße im Dunkeln laufen musste.
An diesem Abend war ich fix und fertig, mir ging es den
ganzen Tag nicht wirklich gut und ich war froh im Bett zu sein! Am nächsten Tag
lag ich dann auch krank im Bett mit Magen-Darm-Problemen, aber das ist eine
andere Geschichte.