Beschreibung

Hallo,

mein Name ist Isabel Unger. Ich bin 19 Jahre alt und habe mich entschieden ab August 2012 für ein Jahr in Ghana zu leben. Mein Wohnort wird die große Stadt Kumasi sein, in der mich eine Gastfamilie aufnehmen wird. Vor Ort werde ich im Rahmen des EMC-Ghana Projektes an der Garden City Special School, einer Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, arbeiten.

Auf diesem Blog werde ich Berichte vom Leben und der Arbeit in Ghana, sowie Fotos hochladen.

Viel Spaß beim Lesen, eure Isa

Freitag, 26. Oktober 2012

22.10.12: Beerdigung und Malaria


Letzten Samstag mussten wir mal wieder mit dem gesamten Kollegium zu einer Beerdigung fahren. Tina konnte leider nicht mit kommen, die Arme lag mit Malaria im Krankenhaus… Ich habe sie noch vor der Beerdigung besucht und versprochen danach noch einmal zu kommen. Normalerweise sind wir nämlich nicht länger als ein bis zwei Stunden auf einer Beerdigung. Nun diesmal nicht. Um 14 Uhr haben wir uns an der Schule getroffen und sind um 14.45 Uhr losgefahren zu einer Beerdigung, die ganz um die Ecke sein sollte. Im Endeffekt waren es 1 1/2 Stunden Fahrt dorthin. Es hat sich aber gelohnt, denn die Beerdigungsfeier war riesig und total interessant. Die Tochter der Verstorbenen ist sehr, sehr reich und organisiert immer Weihnachten eine Party für die Kinder der Schule, deshalb wurden wir eingeladen. Den Reichtum konnte man auch bei dieser Beerdigung deutlich sehen. Das Gelände war riesig! Es gab so viele Pavillons und Stühle. Der Sarg stand in einem kleinen mit Tüchern bespannten Holzhäuschen in der Mitte, was mit Fotos dekoriert war. Davor stand eine Schale, in der irgendetwas verbrannt wurde, was ziemlich viel weißen Rauch produzierte. Es gab ein Trommelorchester und Tänzer, die traditionell gekleidet waren. Der Tänzer hatte ein braunes Tuch um die Hüfte gebunden und die Tänzerin, trug Kente, einen gewebten Stoff, der sehr, sehr teuer und von Hand gefertigt ist, und viel Goldschmuck. Zu den geladenen Gästen gehörten ziemlich wichtige Personen, was man daran erkennt, dass sie unter Samtschirmen laufen, die von anderen getragen werden. Auch sie sind traditionell gekleidet und tragen viel Goldschmuck. Vor ihnen laufen vier „Wachen“ mit schwarzen Hüten und blauer Robe, die goldene Zepter schützend quer halten. Die kleine Prozession endet mit den Trommlern. Mehrere Männer tragen riesige Trommeln quer auf dem Kopf und werden von jemandem gefolgt, der darauf herum trommelt. Das ist total interessant zu sehen, vor allem wenn traditionelle Musik ertönt und die Schirme anfangen sich zu drehen und zu tanzen, anscheinend ein Zeichen dafür, dass auch der „Chief“ darunter tanzt. Mr. Gyan erklärte mir, dass die wichtigen Leute „Chiefs“ sind, wovon genau hat er mir nicht beantwortet. Neben den Chiefs waren auch viele andere Männer mit Goldschmuck behangen. Außerdem gab es eine Reihe Frauen, die auf dem Boden saßen, bemalt, in Kente gekleidet und die Beine umwickelt mit Bast oder Stroh.
Die Begrüßungsrunde war bei dieser riesigen Beerdigung dementsprechend lang und gestaltete sich als schwieriger, da plötzlich eine Reihe der wichtigen Leute unter den Schirmen und mit den Trommlern aufbrach, während unsere Schlange sich gerade den Weg zur anderen Seite zum Händeschütteln bahnte. Ich hatte das Glück, dass sich genau bei mir die Schlangen trafen und ich hatte keine Ahnung, ob ich jetzt noch schnell vorbei schlüpfen sollte, da ich das Schlusslicht unserer Schlange bildete, oder lieber respektvoll warten sollte. Das hätte allerdings bedeutet, dass ich nicht mehr bei meinem Vordermann hätte abgucken können, wem ich die Hand schütteln muss und wem nicht. Der eine Wachmann eines Chiefs hat wohl meinen Zwiespalt erkannt und mich durchschlüpfen lassen, sehr nett.
Nach der Begrüßungsrunde saßen wir eine Weile auf unseren Stühlen ganz hinten und einige Mädchen haben sich um mich gescharrt und wir haben uns unterhalten.
Um halb sechs sind wir aufgebrochen und ich befürchtete im Dunkeln nach Hause zu kommen, denn der Weg zurück dauerte ja etwas. Ich versuche hier möglichst nicht später als 18.30 Uhr nach Hause zu kommen, um nicht im Dunkeln laufen zu müssen. Das ist auf der einen Seite gefährlich (meine helle Haut leuchtet aber auch im Dunkeln, verglichen mit dunkler Haut) und außerdem ist abends so oft Stromausfall, dass ich mit Sicherheit in die „Puddelrinnen“ treten würde. Das wäre unschön, denn in „Puddelrinnen“, wie Tina und ich sie nennen, fließt oder steht das Abwasser. Meistens bahnen sie sich ihren Weg am Straßenrand, manchmal aber auch mitten auf der Straße.
Zurück zur Beerdigung; denn der Bus fuhr nicht wie ich dachte zurück zur Schule, er fuhr nur ein paar Häuser weiter und wir stiegen wieder aus. Im Garten einer Villa nahmen wir, ebenso wie hundert andere, Platz und bekamen Getränke. Nach einer Weile, die wir dort saßen, es war bereits dunkel, gingen wir zurück zum Bus. Tina wurde langsam nervös im Krankenhaus und schrieb mir eine SMS, ob wir denn noch kämen und sie abholten. Doch wir fuhren noch nicht zurück, denn die Schulleiterin rief uns zurück, wir wurden noch zum Essen eingeladen. Also blieben wir noch eine weitere Stunde bis das große Buffet aufgebaut war, was wir zu uns nahmen während eine gute Band mit guten Lautsprechern (!) spielte.
Im Endeffekt waren wir um 21 Uhr an der Schule. Ich bin noch rüber ins Krankenhaus zu Tina gegangen, die versuchte sich durch zusetzten, dass sie nicht übernacht bleiben musste. Sie hat es auch geschafft. Grace und Tina haben mich dann mit dem Auto in Asebi abgesetzt, sodass ich nicht mehr den langen Weg entlang der großen Straße im Dunkeln laufen musste.
An diesem Abend war ich fix und fertig, mir ging es den ganzen Tag nicht wirklich gut und ich war froh im Bett zu sein! Am nächsten Tag lag ich dann auch krank im Bett mit Magen-Darm-Problemen, aber das ist eine andere Geschichte.