Ich war heute auf einer Hochzeit. Das stellt man sich jetzt
sicher erst einmal sehr schön vor, ich fand es leider nicht so schön wie
erhofft. Das kann auch daran liegen, dass es mir irgendwie unangenehm war, zu
einer Hochzeit zu gehen, auf die ich zumindest nicht offiziell eingeladen wurde
und bei der ich das Brautpaar gar nicht kenne.
Das Paar kommt auf jeden Fall auch aus Asebi, dem Viertel in
dem ich wohne.
Ich hatte keinen sonderlich guten Tag, ich kann gar nicht
genau sagen wieso, aber der vierstündige Gottesdienst am morgen, der
ausschließlich auf Twi war, hat meine Laune nicht sonderlich verbessert. In der
Kirche gegenüber von unserem Haus fand die Trauung statt. Meine Familie war
schon in der Kirche als ich aus der katholischen Kirche zurückkehrte und ich
wollte nicht einfach hereinplatzen, vor allem wusste ich nicht, ob gerade ein
normaler vierstündiger Gottesdienst statt findet oder bereits die Trauung. Ich
beschloss also erst einmal ins Haus zu gehen. Drei Stunden später kam dann
Abena und wollte, dass ich mit ihr zur Hochzeit komme. Da ich eine ghanaische
Hochzeit noch nie gesehen habe, freute ich mich darauf und war gespannt, was so
passieren würde. Die Trauung hatte ich bereits verpasst, aber die Feier habe
ich noch mit bekommen. Vor der Kirche und in der Kirche (die Kirche ist ein
großer, aus Brettern gezimmerter Raum) waren Stuhlreihen aufgestellt. Abena
lief mit mir hindurch bis zur zweiten
Reihe, wo ich direkt am Gang Platz nahm. Der Raum war ausladend geschmückt mit
orange, violett und grünen Tüchern und glitzernden Plastikblumen in Neonfarben.
Kurz nach dem wir kamen, stand das Brautpaar auf, um zusammen zutanzen. Die
Braut trug ein Seidenkleid mit langer Schleppe, viel Spitze, Glitzer und Perlen
und dazu passende Handstulpen. Ihr gelocktes Kunsthaar war in einer
Hochsteckfrisur gebunden, in der ein Diadem steckte. Zu dem tanzenden Brautpaar
gesellten sich schnell ein paar Menschen, die während sie tanzten Geld in eine
Kiste warfen. Eine alte Frau wollte mich die ganze Zeit zum Tanzen bewegen,
aber mir war es ja schon unangenehm genug bei einem fremden Brautpaar in der
zweiten Reihe zu sitzen, da wollte ich nicht unbedingt noch vorne tanzen. Meine
Standhaftigkeit, dass ich nicht tanzen möchte, erübrigte sich bald, da Abena
mir Geld in die Hand drückt und mich zur Kiste schickte. Die alte Frau nutzte
sofort ihre Gelegenheit, nahm mich am Arm und tanzte mit mir nach vorne, obwohl
sich alle anderen Gäste bereits wieder gesetzt hatten. Ich tanzte also am
Brautpaar vorbei zu der Kiste, um das Geld rein zuwerfen und tanzte schnell
zurück zu meinem Platz, obwohl die alte Frau noch sehr gerne mit mir vor dem
Brautpaar getanzt hätte. Erleichtert zurück auf meinem Platz hörte ich den
Moderator etwas auf Twi sagen, was „Obrouni“ (Weiße) enthielt und die Leute
haben sich köstlich darüber amüsiert. Plötzlich machten alle Leute um mich
herum Gesten, die bedeuteten, dass ich nach vorne gehen sollte. Ich bin also,
nach dem ich mich zehnmal versichern ließ, dass ich wirklich nach vorn treten soll,
zum Moderator und dem Brautpaar gegangen und stand etwas unschlüssig herum. Der
Moderator bat mich, bzw. befahl er viel mehr, mich umzudrehen (sodass mich auch
jeder mal begutachten könne). Dann wollte er, dass ich noch einmal tanze, aber
das habe ich dankend abgelehnt und bin wieder zum Platz gegangen. Es gibt öfter
mal Momente an denen man sich wie ein vorgeführtes Zirkusäffchen fühlt, dies
war einer davon.
Beim nächsten Spielchen, „verschenkte“ das Brautpaar, gegen
eine Geldspende von 20 Cedi, was viel Geld ist, Sektflaschen. Der Bräutigam
verteilte sie auch einfach in der Menge und streckte dann die Hand aus, um das
Geld zu kassieren. Die Frau neben Abena, der er eine Flasche hinhielt, wollte
gar keinen Sekt und konnte vielleicht auch nicht mal eben so 20 Cedi zahlen,
aber der Bräutigam ließ nicht locker und hielt mit versteinerter Miene seine
Hand auf. Nach einer Weile und einem bösen Blick ließ er von ihr ab.
Als alle Sektflaschen verteilt waren folgte ein ähnliches
Spiel. Ein Bogen voller Ballons wurde herein getragen und jeder der wollte
konnte für zunächst 20 Cedi einen Ballon zerplatzen. Der Preis ging im Laufe
des Spiels bis auf 2 Cedi herunter, bei denen ich wieder von Abena nach vorn
geschickt wurde. Ich mag diese Spielchen, die ich im Übrigen morgens schon in
der Kirche mit angesehen habe, nicht besonders. Ich empfinde sie teilweise als
Zurschaustellung von Reichtum oder eben auch Armut. Besonders, da, wenn gerade
niemand mehr einen Ballon zerplatzen möchte, einfach Namen vom Brautpaar aufgerufen
werden, von Leuten, die als nächstes Spenden sollen.
Nachdem das Paar einmal nach draußen und wieder herein
marschiert ist, wurde Essen und Trinken verteilt und da ich schon über eine
Stunde anwesend war, dachte ich mir, ich gehe mal wieder ins Haus.
Ich hoffe inständig, dass
ich so schnell nicht wieder auf eine Hochzeit gehen muss, zumindest auf
keine, bei der ich das Brautpaar nicht einmal kenne.