Beschreibung

Hallo,

mein Name ist Isabel Unger. Ich bin 19 Jahre alt und habe mich entschieden ab August 2012 für ein Jahr in Ghana zu leben. Mein Wohnort wird die große Stadt Kumasi sein, in der mich eine Gastfamilie aufnehmen wird. Vor Ort werde ich im Rahmen des EMC-Ghana Projektes an der Garden City Special School, einer Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, arbeiten.

Auf diesem Blog werde ich Berichte vom Leben und der Arbeit in Ghana, sowie Fotos hochladen.

Viel Spaß beim Lesen, eure Isa

Mittwoch, 31. Oktober 2012

30.10.12: Garden City Special School


Entschuldigung, dass jetzt erst ein Blog über die Schule erscheint. In den ersten zwei Monaten wollte ich ungern etwas über die Schule veröffentlichen, da ich erst einmal Eindrücke sammeln und festigen wollte, bevor ich etwas behaupte oder etwas erzähle, was lediglich eine Ausnahme darstellt. 

Die Struktur:
Die Garden City Special School für geistig behinderte Kinder existiert seit 1977 auf dem Grundstück in Mampong, Kumasi. Auf dem Schulgelände gibt es verschiedene Trakte: zwei Gebäude sind für den Primary Sektor, eines für den Vocational Sektor. Es gibt ein großes Gebäude, was eine kleine Turnhalle, das Lehrerzimmer und zwei weitere Räume des Vocational Sektors beinhaltet. Außerdem gibt es ein Gebäude für die administrativen Arbeiten, ein kleine Klinik, die Küche, zwei Schlafhäuser und ein rundes Gebäude, was als Essensraum und Aula dient.
Zu dieser Schule gehen 186 Schüler, 132 Jungen und 54 Mädchen. Die meisten Schüler sind Internatsschüler, es gibt aber auch 27 Kinder, die täglich nach Hause gehen.

Das Alter der Schüler ist weit gefächert, es liegt zwischen 6 und 30 Jahren. Das liegt daran, wie die Schullaufbahn strukturiert ist. Die Kinder durchlaufen zunächst vier Klassen des Primary Sektors. Nicht jedes Kind startet die Schule mit sechs Jahren, es gibt sogar manche, die erst mit 13 Jahren eingeschult werden. Diese Kinder starten allerdings trotzdem in der ersten Klasse. Außerdem wird nicht jedes Kind automatisch jedes Jahr eine Klasse höher gestuft. Ich unterrichte die vierte Klasse, die genau in dieser Konstellation letztes Jahr bereits bestand. Die Lehrer entscheiden also, wann ein Kind eine höhere Klasse besuchen darf.
Wenn sie die vier Klassen im Primary Sektor abgeschlossen haben, kommen die Kinder oder Jugendlichen in den Vocational Sektor. Hier lernen sie in sechs Jahren verschiedenste Arbeiten: Bartigen, Schreinern, Weben, Perlenketten produzieren, Schustern und Kochen. Nach diesen sechs Jahren absolvieren die mittlerweile Erwachsenen ein praktisches Jahr in einem vorher erlernten Beruf und kommen nach diesem Jahr noch einmal für einige Zeit an die Schule zurück. So ist die Theorie, aber leider haben nicht alle Eltern auch jedes Jahr das Geld ihr Kind zur Schule zu schicken. Sie bezahlen zwar keine Schulsteuer, aber dafür müssen die Internatsschüler einige Dinge mitbringen, z.B. die Uniformen, eine Matratze oder eine bestimmte Menge an Seife. Und somit gibt es einige Schüler, die nur wenige Jahre die Schule besuchen oder immer mal wieder ein Halbjahr fehlen.
In den ersten Wochen nach den Sommerferien, war nur ein winziger Bruchteil der Kinder schon anwesend. Auch heute noch sieht man immer wieder neue Gesichter, Kinder deren Eltern erst jetzt genug Geld auftreiben konnten, um es zurück zur Schule zu schicken.

Der Ablauf der Woche ist immer gleich: Jeden morgen versammeln sich die Kinder in ihren Klassen aufgereiht vor den Gebäuden, beten, singen und marschieren zu Trommelklängen in die Räume. Montags haben wir zunächst eine Sitzung mit allen Angestellten, in der wir erst beten und jemand über einen Auszug der Bibel referiert, um dann die neusten Anliegen zu besprechen. Danach geht es in den Unterricht. Die Stundenverteilung montags, dienstags und donnerstags sieht folgendermaßen aus: 8.30-10.10 Uhr, Pause, 10.40-11.40 Uhr, Pause (in der es Orangenhälften zu essen gibt), 12.00-13.00 Uhr, Mittagessen bis 13.30 Uhr. Um diese Zeit ist mein Arbeitstag zu ende und die Kinder gehen einen Mittagsschlaf machen.
Mittwochs ist Sporttag, d.h. nach der allmorgendlichen Versammlung marschieren die Jungen auf das Fußballfeld und die Mädchen spielen Ball oder machen Gymnastik. Nicht den ganzen Tag wird Sport getrieben, nur im ersten Block. Soweit zumindest die Theorie, wir haben in den zwei Monaten, die wir nun Arbeiten, zwei mal Sport gemacht. Sonst wird Laub gesammelt oder die Kinder dürfen in der Aula fernsehen. Im zweiten und dritten Block, sitzen die Kinder eh vorm Fernseher.
Freitags geht der Schultag nur bis 12.30 Uhr. Im ersten Block wird in der Aula gebetet, gesungen, getrommelt und getanzt. Den restlichen Tag wird Fernsehen geschaut.

Uniformen:
Hier in Ghana tragen die Kinder Schuluniformen. An unserer Schule tragen sie braune Hosen / Röcke und gelbe Blusen / Hemden. Außerdem gibt es eine Sportuniform in grün für Jungen und in rot für Mädchen. Freitags tragen die Schüler ghanaische Kleider oder Hemden. Die Internatsschüler haben außerdem ein kartiertes Outfit für die Nachmittage, was sie direkt nach dem Mittagessen anziehen.

Meine Aufgaben:
Ich unterrichte in der vierten Klasse, in der die Kinder schätzungsweise zwischen 15 und 20 Jahre alt sind. Die Klasse besteht aus sechs Kindern, vier Mädchen und zwei Jungen, einem Klassenlehrer Mr. Gyan und einer Klassenassistentin Gifty. Die Fächer, die es hier gibt sind Sprachentwicklung, Mathe und „ selbstständiges Leben“. Meist unterrichtet Gifty die Klasse anhand von Mr. Gyans Notizen zum Unterrichtsablauf, denn er ist ein viel beschäftigter Mann und muss andauernd zu Gesprächen oder irgendwelche Formulare ausfüllen. Jeder Lehrer muss diese Notizen anfertigen und wöchentlich der Schulleitung einreichen, die sie absegnet. Ich unterstütze Gifty, indem ich Kindern, die nicht mitkommen, unter die Arme greife. Meist wird nur im ersten Block unterrichtet, danach werden die Kinder vielmehr beschäftigt, sie sollen entweder Zahlen oder das ABC auf ihre kleinen Tafeln schreiben. Deshalb übernehme ich im zweiten Block oft den Unterricht und versuche an die vorherige Stunde anzuknüpfen, entweder spontan oder ich mache Gifty Vorschläge zu Materialien (Arbeitsblätter oder Lernkarten), was ich dann in der Pause vorbereite. Im dritten Block, werden die Kinder wieder beschäftigt, indem sie auf ihren Tafeln schreiben, puzzeln oder Perlen auffädeln. In diesem Block bin ich nicht in der Klasse, ich gehe jeden Tag mit Gifty, einer Schülerin, in die Turnhalle um Physiotherapie mit ihr zu machen. Mr. Otu hat mich darin angelernt. Gifty hat eine Spastik, weshalb sie ihre Hände schlecht öffnen kann, sie ist sehr oft verkrampft. Während des letzten Jahres konnten allerdings schon deutliche Erfolge durch die Therapie der rechten Hand erzielt. Sie kann nun alleine essen, also eine Gabel halten, und Stifte oder Kreide halten. Sie hält Gegenstände allerdings anders, als man sie sonst hält. Dieses Jahr konzentrieren wir uns, neben der Therapie der rechten, vor allem auf die linke Hand. Wie genau die Physiotherapie abläuft werde ich in einem anderen Blog beschreiben.
Neben dem Öffnen der Hand, arbeite ich mit Gifty auch an ihrer Sprache. Tina, sie ist Logopädin, hat mir gezeigt, wie eine Sprachtherapie für Gifty aussehen würde und ich versuche nun jeden Tag mit ihr ihre Übungen zu machen, damit ihre Sprache deutlicher wird. Sie hat nämlich einen sehr großen Wortschatz, auch auf Englisch, man hat nur Schwierigkeiten sie zu verstehen. Gifty ist unglaublich motiviert und es macht wirklich super viel Spaß mit ihr zu arbeiten!
Auch mit Yaw, einem Schüler meiner Klasse, mache ich jeden Tag Sprachübungen, die Tina uns gezeigt hat, damit er einzelne Laute lernt auszusprechen. Gerade beim Alphabet hat er Schwierigkeiten, da alle Buchstaben, die er sagt, sehr ähnlich klingen.
Mit Atta arbeite ich mit bestimmten Arbeitsblättern, die ich für sie male, daran, dass sie nicht mehr spiegelverkehrt schreibt.
Mit Nana versuche ich seinen Wortschatz im Englischen zu erweitern. Er schreibt sehr gerne ab und mit Hilfe von Bildkarten, auf denen auch die Wörter stehen, lernt er neue Worte kennen und lernt auch noch schreiben. Einige Worte kann er mittlerweile schreiben ohne die Karte zu sehen.

Mittwochs und freitags sitzen Tina und ich nicht mit in der Aula und schauen fernsehen, sondern wir sind in der Turnhalle und holen Kinder zur Einzelförderung. Während Tina in ihrer Sprachtherapieecke mit Schülern arbeitet, mache ich mit Gifty und Yaw die täglichen Übungen in Physio- und Sprachtherapie, oder mache mit Nana seine Schreibübungen. Außerdem bieten diese beiden Tage Zeit um auch mit Kindern, die nicht in meiner Klasse sind zu arbeiten, z.B. mit Ivette. Sie sehe ich zweimal die Woche, um ihre Beine zu massieren, so wie Mr. Otu es mir gezeigt hat, und mit ihr zu laufen. Als sie zur Schule kam konnte sie gar nicht gehen, aber mittlerweile kann sie sehr wackelig kurze Strecken alleine gehen. Für längere Strecken versuchen wir sie gerade an einen Rollator zu gewöhnen, doch es ist noch sehr schwierig für sie die Bremsen zu bedienen. Die Arbeit mit Ivette ist recht anstrengend und mühsam, denn sie ist sehr faul, hat oft weder Lust zu sprechen noch zu laufen und es erfordert viel Überredungskunst und Geduld, sie dazu zu bewegen mitzuarbeiten.
Des Weiteren versuche ich einmal die Woche mittwochs oder freitags mit Felicia, Isaac und Wakome in die Turnhalle zu gehen. Felicia hat großen Spaß an dem Cross Trainer, der in der Turnhalle steht und da sie auch nicht so gut laufen kann und jede Bewegung ihr gut tut, lasse ich sie ein bisschen Sport treiben. Genauso wie Wakome, der ziemlich übergewichtig und sehr lauffaul ist, die Sportgeräte aber toll findet. Mit Isaac versuche ich seinen englischen Wortschatz zu erweitern, bzw. einen Wortschatz der für ihn wichtigsten Vokabeln aufzubauen. Außerdem bringe ich ihm bei seinen Namen zu schreiben, denn den würde er gerne öfter irgendwohin schreiben, schafft es aber nicht richtig. Das sind im Grunde meine Aufgaben hier während des Jahres.

Die Erziehung mit dem Stock:
Sehr fortschrittlich an dieser Schule ist, dass den Lehrern von Anfang an gesagt wird, dass so wenig wie möglich geschlagen werden soll. Jeder Lehrer hat zwar einen Stock, aber der soll hauptsächlich nur zum drohen eingesetzt werden. Damit die Kinder allerdings Angst vor dem Stock und den Drohungen haben, müssen sie erst einmal an die Schmerzen, die der Stock verursacht, gewöhnt werden. Deshalb wird in den unteren Klassen recht viel geschlagen, besonders die Schüler die neu sind, bekommen sehr oft den Stock zu spüren, denn sie wissen ja noch nicht was erlaubt ist und was nicht. Das klingt manchmal sehr übel, wenn man den Knall und das Geschrei hört. In den höheren Klassen, wird damit meist nur gedroht, wenn jemand Mist macht, manchmal wird dann auch zugehauen. Was sehr fortschrittlich ist, ist dass der Stock nie als Bestrafung eingesetzt wird, wenn ein Schüler einen Fehler im Unterricht macht. Es kommt vor, dass die Kinder ausgelacht werden, wenn sie einen Fehler machen, aber sie werden nie geschlagen.
Ich bin in diesem Punkt sehr froh an der Schule in Kumasi zu arbeiten, denn was wir so für Geschichten aus Winneba hören….schrecklich.
Generell wird hier etwas anders mit Demütigung umgegangen als in Deutschland. Ich werde eine Situation schildern, die vor zwei Wochen passiert ist. Tina und ich kamen aus dem Essensraum und sahen einen Kreis von Hausmüttern, Köchinnen und auch Lehrern. In der Mitte stand Wakome, der sehr übergewichtige Schüler. Eine Köchin hat auf ihn eingeredet und an seinen Brustansätzen gewackelt und gezogen und schrecklich gelacht. Alle anderen Erwachsenen, die in dem Kreis standen fanden diese Szene auch unglaublich komisch. Tina und ich waren total schockiert. Wakome hat sich sichtlich unwohl gefühlt in der Situation, was man an seiner Körpersprache und Mimik erkennen konnte. Da er nicht spricht konnte er sich weder  mit Worten verteidigen, noch konnte er aus dem Kreis fliehen. Tina und mir muss unsere Empörung vom Gesicht abzulesen gewesen sein, denn sobald der eine Lehrer unsere Gesichter gesehen hat, hörte er auf zu lachen und befreite den armen Jungen aus der Situation, indem er ihn mitnahm. Wir haben uns anschließend mit Wakome hingesetzt, haben versucht ihn etwas aufzumuntern und haben die anderen Kinder verscheucht, die weiter an ihm herumzerren wollten, denn sie hatten ja eben gesehen, wie lustig das ist ihn so zu demütigen. Eine schreckliche Situation war das und ich hoffe so etwas kommt so schnell nicht wieder vor. Die Schüler werden hier öfter ausgelacht, geschubst oder als Handlanger für die kleinsten Arbeiten, wie den Müll des Lehrers in den Eimer zu schmeißen, benutzt, aber in diesem Ausmaße hoffe ich die Demütigung eines Schülers nicht wieder zu erleben.

Der Fernseher:
Wie bereits gesagt, wird mittwochs und freitags ferngesehen. Die Sendung bestimmt eine Clique von Lehrerinnen, die zur eigenen Unterhaltung DVDs mitbringen. Diese Filme oder Serien sind meist sehr brutal und voll von Sexszenen, die verdammt detailliert sind. Die Kinder jubeln, wenn jemand erschossen oder erstochen wird und kreischen, wenn die Darsteller sich ausziehen. Tina und ich haben beschlossen, Kinderserien und Disneyfilme anzuschaffen, damit die Schüler mal etwas Kindgerechtes gucken.

Wie es um die Schule steht:
Vor ein paar Wochen war nicht genau klar, ob die Schule weiterhin geöffnet bleibt oder vorübergehend geschlossen wird. Es fehlte an Geld von der Regierung. Zu Beginn des Schuljahres hat die Schule einen bestimmten Betrag bekommen, den sie für die tägliche Nahrung der Internatsschüler zur Verfügung hatte. Das Essen beschränkte sich also auf günstige Nahrungsmittel, es gab jeden Tag dasselbe Gericht und nie Fleisch oder Fisch.
Da dieser Betrag langsam dem Ende zuging, aber die Regierung kein neues Geld zur Verfügung stellen wollte oder konnte, fuhr die Schulleitung zu unzähligen Meetings, um die Regierung, einzelne Parteien und potentielle Spender zu überzeugen, dass das Geld dringend benötigt wird. Sie hatten Erfolg! Ein Glück, denn wären sie erfolglos zurückgekehrt, wäre die Schule in der folgenden Woche geschlossen worden. Und obwohl nun zumindest erst einmal genug Geld da ist, um die Schüler zu ernähren, steht es nicht so gut um die Schule. Einige der neuen Lehrer und die Klassenassistenten haben seit 2 ½ Jahren kein Gehalt mehr bekommen. Sie arbeiten trotzdem weiter, denn wenn sie kündigen würden, bekämen sie den noch ausstehenden Gehalt nicht bezahlt. Zumindest habe ich das so verstanden.


Von nun an werden öfter Berichte von der Arbeit mit einzelnen Schülern folgen. Und ich hoffe bald ein paar Fotos aus der Schule hoch laden zu können. Ich möchte nur vorher die Schulleitung fragen und die Fotos absegnen lassen.

Sonntag, 28. Oktober 2012

27.10.12: Mein Weg zur Arbeit durch Asebi


Jeden Tag wenn ich zur Arbeit oder sonst wo hin gehen möchte, laufe ich durch das Viertel Asebi, in dem ich wohne. Auf meinem Weg begegnen mir viele Leute, die mich mittlerweile schon kennen und ansprechen. Zunächst begegnen mir Nachbarn, die ich meist nur mit „Guten morgen“ begrüße. Wenig später komme ich an einem Haus vorbei, wo immer Leute auf der Mauer sitzen, die mich grüßen, „Ey Weiße, Hallo, wie geht’s?“ „Gut und selbst?“. Um die Kurve und an den Klohäuschen vorbei und ich komme zum Kohleberg. Auf dem Kohleberg sitz meist eine Frau, die ich grüße „Guten morgen“ und sie sagt darauf „jooo Willkommen“ und ich „ya änna“ (Das sagt man so, wenn eine Frau einen Willkommen heißt. Man wird hier übrigens auch sehr oft und immer wieder Willkommen geheißen). In der Kohlehütte sitzt ein alter Mann, der sich immer total freut mich zu sehn. Der textet mich auch gelegentlich auf Twi zu, versteht aber auch Englisch. Hinter dem Baum, an dem immer alte Männer sitzen, denen ich zunicke, komme ich zu den Kioskfrauen. Die erste ist Witwe, was man an der schwarzen Kleidung sieht. Sie und ihre Kinder verkaufen in der Hütte Eier und Brot. Eine sehr nette Familie! Die Kinder sind total freundlich und wollen nicht die ganze Zeit, dass ich ihnen etwas kaufe und die Mutter versucht mir viele Wörter zu erklären. Hier bin ich auch Adwoa und nicht Obrouni („Weiße“). Nebenan die zweite Kioskfrau, die immer in einem sehr schroffen Tonfall spricht (ich empfinde den Tonfall und den Umgang hier allerdings öfter als schroff oder ruppig, aber das ist nur meine persönliche Empfindung!): „Adwoa, bra!“ (Adwoa komm!). Ich möchte es mir hier im Viertel nicht verscherzen, deshalb komme ich auch und fühl mich dabei wie ein Hündchen. Ich grüße: „Guten morgen“ „Wie geht’s?“ „Gut und selbst?“ „Mir auch“ „Wo gehst du hin?“ „Ich gehe zur Schule“ „Joooo“ „Byebye“. Und weiter geht’s vorbei an den Frauen unter dem steinernen Pavillon, die „Adwoa, Willkommen“ rufen. „Ya änna“. Als nächstes Laufe ich über den Hof der Schneiderin, die immer winkt. Dann springe ich über die Puddelrinne und habe die staubige Hauptstraße von Asebi erreicht. Dort schreien viele Kinder „Obrouni! Obrouni!“, manche fragen auch „Obrouni, how are you?“. Wenn ich ihnen antworte und frage wie es ihnen geht, kommt oft keine Antwort mehr, aber manchmal sagen sie auch „I am fine. Thank you. And you?“. Diese Satzkette lernen die Kinder in der Schule und sie sagen es alle in derselben auswendig gelernten Betonung. Das ich ziemlich amüsant. Dann gelange ich zur letzten Kioskfrau, die immer lacht! Ich find sie dadurch super sympathisch und grüße sie „Guten morgen“ „Wie geht’s?“ „Gute und selbst?“ „Auch gut. Gehst du zur Schule?“ „Ja ich gehe zur Schule.“ „Geh mit Gott und komm mit Gott“ „Joooo. Byebye“. Und schon verlasse ich Asebi und steh auf der geteerten Straße nach Mampong. Man muss sich vorstellen, diese Gespräche führe ich jeden Tag und zwar genau gleich! Und auf Twi.
In Asebi laufen auch ziemlich viele Tiere herum. Es gibt viele kleine Schafsherden, die durch die Gegend rennen und einsame Ziegen, die grasen. Es gibt Straßenhunde und Katzen und viele Hühner und Küken, die in den Puddelrinnen Abfall und Exkremente fressen. In meiner Nachbarschaft sind auch zwei riesige Schafsböcke angekettet (Nennt man die so? Ich meine Ziegenböcke in Form eines Schafes.). Außerdem zieht hier immer eine Herde Kühe, oder Kuhmele wie Tina und ich sie nennen,  mit einem jungen Hirten durch das Viertel. Wir nennen sie Kuhmele, weil die Kühe einen großen Höcker haben, wie Kamele. Sie sehen auch sonst eher seltsam aus, mit großen Hörnern und einem Hautlappen, der am Hals baumelt.
Vor den Kuhmelen habe ich auf jeden Fall Respekt, denen weiche ich lieber aus. 
                                       der Blick von der Straße nach Mampong aus Richtung Asebi
                                                   der alte Mann im Kohlehäuschen
                                         die erste Kioskfrau
Kinder aus Asebi. Das kleine Mädchen ganz unten, ist die Enkelin der ersten Kioskfrau, eine ganz süße.

28.10.12:


Alberta hat mich für die Hochzeit eingekleidet. Man seh ich nicht schön aus mit diesem roten Latexgürtel mit Strasssteinen, den gelben Latexflipflops mit Strasssteinen, dem glitzernden Haarreif und der ebenfalls mit Strasssteinen besezten Tasche? :D
 Im obersten Stockwerkes dieses Rohbaus fand die Hochzeit statt. Etwas beunruhigend war, dass die Wand ständig auf Tina bröckelte.
                                          die Ankunft der Braut
                                        ein Teil des Kollegiums der Garden City Special School
 
Dieses Wochenende waren wir mit dem Kollegium Samstag auf einer Beerdigung und Sonntag auf einer Hochzeit. Diese Hochzeit mochte ich leider genauso wenig, wie die letzte. Dazu kam auch noch, dass wir uns schon um 8.30 Uhr an der  Schule getroffen haben, denn dann sollte der Bus abfahren. Er ist dann um 9.30 Uhr abgefahren, denn die Hochzeit sollte angeblich um 10 Uhr anfangen. Offiziell fing sie aber erst um 11 Uhr an, doch die Braut kam zu spät, weshalb es in Wirklichkeit erst um 12 Uhr losging. Nämlich mit einem Twi Gottesdienst über zwei Stunden. Dieser Gottesdienst wurde zudem noch durch schlechte Boxen, die viel, viel zu laut waren, gegröhlt. Danach folgte die „Feier“, bei der es nur um Geld ging, was ich schon einmal ausführlicher erzählt habe. Ich habe heute den Schluss für mich gezogen, dass ich zu keiner Hochzeit mehr gehen werde!

Freitag, 26. Oktober 2012

26.10.12:


Heute war ein wichtiger muslimischer Feiertag, weshalb wir Schulfrei hatten. In Kumasi leben viele Muslime, in etwa so viele wie Christen, deshalb hat man das Fest muslimischer Familien an vielen Straßenecken mitbekommen. Es wurden Schafe und auch Ochsen am Straßenrand geschlachtet und deren Reste wurden verbrannt.

22.10.12: Beerdigung und Malaria


Letzten Samstag mussten wir mal wieder mit dem gesamten Kollegium zu einer Beerdigung fahren. Tina konnte leider nicht mit kommen, die Arme lag mit Malaria im Krankenhaus… Ich habe sie noch vor der Beerdigung besucht und versprochen danach noch einmal zu kommen. Normalerweise sind wir nämlich nicht länger als ein bis zwei Stunden auf einer Beerdigung. Nun diesmal nicht. Um 14 Uhr haben wir uns an der Schule getroffen und sind um 14.45 Uhr losgefahren zu einer Beerdigung, die ganz um die Ecke sein sollte. Im Endeffekt waren es 1 1/2 Stunden Fahrt dorthin. Es hat sich aber gelohnt, denn die Beerdigungsfeier war riesig und total interessant. Die Tochter der Verstorbenen ist sehr, sehr reich und organisiert immer Weihnachten eine Party für die Kinder der Schule, deshalb wurden wir eingeladen. Den Reichtum konnte man auch bei dieser Beerdigung deutlich sehen. Das Gelände war riesig! Es gab so viele Pavillons und Stühle. Der Sarg stand in einem kleinen mit Tüchern bespannten Holzhäuschen in der Mitte, was mit Fotos dekoriert war. Davor stand eine Schale, in der irgendetwas verbrannt wurde, was ziemlich viel weißen Rauch produzierte. Es gab ein Trommelorchester und Tänzer, die traditionell gekleidet waren. Der Tänzer hatte ein braunes Tuch um die Hüfte gebunden und die Tänzerin, trug Kente, einen gewebten Stoff, der sehr, sehr teuer und von Hand gefertigt ist, und viel Goldschmuck. Zu den geladenen Gästen gehörten ziemlich wichtige Personen, was man daran erkennt, dass sie unter Samtschirmen laufen, die von anderen getragen werden. Auch sie sind traditionell gekleidet und tragen viel Goldschmuck. Vor ihnen laufen vier „Wachen“ mit schwarzen Hüten und blauer Robe, die goldene Zepter schützend quer halten. Die kleine Prozession endet mit den Trommlern. Mehrere Männer tragen riesige Trommeln quer auf dem Kopf und werden von jemandem gefolgt, der darauf herum trommelt. Das ist total interessant zu sehen, vor allem wenn traditionelle Musik ertönt und die Schirme anfangen sich zu drehen und zu tanzen, anscheinend ein Zeichen dafür, dass auch der „Chief“ darunter tanzt. Mr. Gyan erklärte mir, dass die wichtigen Leute „Chiefs“ sind, wovon genau hat er mir nicht beantwortet. Neben den Chiefs waren auch viele andere Männer mit Goldschmuck behangen. Außerdem gab es eine Reihe Frauen, die auf dem Boden saßen, bemalt, in Kente gekleidet und die Beine umwickelt mit Bast oder Stroh.
Die Begrüßungsrunde war bei dieser riesigen Beerdigung dementsprechend lang und gestaltete sich als schwieriger, da plötzlich eine Reihe der wichtigen Leute unter den Schirmen und mit den Trommlern aufbrach, während unsere Schlange sich gerade den Weg zur anderen Seite zum Händeschütteln bahnte. Ich hatte das Glück, dass sich genau bei mir die Schlangen trafen und ich hatte keine Ahnung, ob ich jetzt noch schnell vorbei schlüpfen sollte, da ich das Schlusslicht unserer Schlange bildete, oder lieber respektvoll warten sollte. Das hätte allerdings bedeutet, dass ich nicht mehr bei meinem Vordermann hätte abgucken können, wem ich die Hand schütteln muss und wem nicht. Der eine Wachmann eines Chiefs hat wohl meinen Zwiespalt erkannt und mich durchschlüpfen lassen, sehr nett.
Nach der Begrüßungsrunde saßen wir eine Weile auf unseren Stühlen ganz hinten und einige Mädchen haben sich um mich gescharrt und wir haben uns unterhalten.
Um halb sechs sind wir aufgebrochen und ich befürchtete im Dunkeln nach Hause zu kommen, denn der Weg zurück dauerte ja etwas. Ich versuche hier möglichst nicht später als 18.30 Uhr nach Hause zu kommen, um nicht im Dunkeln laufen zu müssen. Das ist auf der einen Seite gefährlich (meine helle Haut leuchtet aber auch im Dunkeln, verglichen mit dunkler Haut) und außerdem ist abends so oft Stromausfall, dass ich mit Sicherheit in die „Puddelrinnen“ treten würde. Das wäre unschön, denn in „Puddelrinnen“, wie Tina und ich sie nennen, fließt oder steht das Abwasser. Meistens bahnen sie sich ihren Weg am Straßenrand, manchmal aber auch mitten auf der Straße.
Zurück zur Beerdigung; denn der Bus fuhr nicht wie ich dachte zurück zur Schule, er fuhr nur ein paar Häuser weiter und wir stiegen wieder aus. Im Garten einer Villa nahmen wir, ebenso wie hundert andere, Platz und bekamen Getränke. Nach einer Weile, die wir dort saßen, es war bereits dunkel, gingen wir zurück zum Bus. Tina wurde langsam nervös im Krankenhaus und schrieb mir eine SMS, ob wir denn noch kämen und sie abholten. Doch wir fuhren noch nicht zurück, denn die Schulleiterin rief uns zurück, wir wurden noch zum Essen eingeladen. Also blieben wir noch eine weitere Stunde bis das große Buffet aufgebaut war, was wir zu uns nahmen während eine gute Band mit guten Lautsprechern (!) spielte.
Im Endeffekt waren wir um 21 Uhr an der Schule. Ich bin noch rüber ins Krankenhaus zu Tina gegangen, die versuchte sich durch zusetzten, dass sie nicht übernacht bleiben musste. Sie hat es auch geschafft. Grace und Tina haben mich dann mit dem Auto in Asebi abgesetzt, sodass ich nicht mehr den langen Weg entlang der großen Straße im Dunkeln laufen musste.
An diesem Abend war ich fix und fertig, mir ging es den ganzen Tag nicht wirklich gut und ich war froh im Bett zu sein! Am nächsten Tag lag ich dann auch krank im Bett mit Magen-Darm-Problemen, aber das ist eine andere Geschichte.

Sonntag, 21. Oktober 2012

18.10.12: Winneba


Letztes Wochenende sind Tina und ich, Magda und Merle in Winneba besuchen gefahren. Direkt nach der Schule sind wir aufgebrochen zur Trotrostation in Asafo, Kumasi. Dort hat man uns am Vortag versichert, dass den ganzen Tag lang Trotros nach Winneba fahren. Als wir dort um 13.30 ankamen, standen wir vor einem bereits vollen Kleinbus und die Frau, die die Tickets verkauft hat, sagte, dass dies leider der letzte Bus nach Winneba ist. Es war übrigens dieselbe Frau, die versichert hat, dass den ganzen Tag lang Trotros fahren. Ein Mann hat uns dann zum Bus nach Mankesim gebracht, wo wir umsteigen sollten. Wir sind also in einem Kleinbus mit 24 Leuten Richtung Küste gefahren. Es war verdammt eng, denn wir wollten unsere Rucksäcke nicht auf das Dach schnallen lassen und saßen eng an eng mit anderen Leuten, die ebenfalls ihr Gepäck auf dem Schoß hatten. Es war warm und stickig und ich hab mich gar nicht wohl gefühlt, aber als wir losfuhren und der Fahrtwind durch die Fenster rauscht, hatte ich das Gefühl wieder atmen zu können. Wir sind also ca. 5 Stunden nach Makesim gefahren, bzw. gerast. Die Überholmanöver des Fahrers waren eher lebensmüde, aber wir sind angekommen. In Mankesim, wo es schon dunkel war als wir ankamen, waren die Leute wirklich sehr freundlich und hilfsbereit und schon bald saßen wir im Trotro nach Winneba. Im Trotro saß auch eine Band mit ihren Trommeln, mit der wir uns sehr nett unterhalten haben. Die ganzen Leute im Trotro kamen mir irgendwie freundlicher vor als die Menschen in Kumasi. Man hat mit uns hauptsächlich englisch geredet und wenn wir mal was auf Twi gesagt haben, dann haben sich alle gefreut. Wir wurden gefragt, wo wir aussteigen müssen und uns wurde von allein bescheid gesagt. Und man hat uns einen schönen Abend und eine gute Reise gewünscht. Ich war wirklich überwältigt von der Freundlichkeit der Menschen im Trotro, oder vielleicht ist es auch die Freundlichkeit der Menschen der Fanti-Region.
In Winneba haben uns dann Magda und Franzi, ihre deutsche Gastschwester, und alle anderen Gastgeschwister abgeholt. Wir wurden sehr herzlich von Magdas Gastoma begrüßt und bekamen Reis zum Abendessen. Wir haben bis spät in die Nacht mit Magda und Franzi gequatscht und haben dafür auch am nächsten morgen ausgeschlafen, bis acht Uhr. So lange habe ich hier noch nie geschlafen! Am Samstag  sind wir nach einem ausladenden Frühstück mit Schmierkäse (!!!:) ) zum Strand gelaufen um uns dort mit Merle zu treffen. Der Strand ist unglaublich schön!! Und sehr sauber. Tina und ich konnten gar nicht mehr aufhören zu grinsen. Wir waren mit den Beinen im Wasser, die Strömung ist zu stark um schwimmen zu gehen, und haben Muscheln gesammelt. Schon nach ein paar Stunden mussten wir zurück zum Haus, denn Magdas Gastmutter hat uns ein unglaublich leckeres Essen gekocht! Es gab so etwas wie Kartoffelpüree mit Gemüse und Tomaten-Eier-Stu UND Salat. Nach dem Essen haben wir uns etwas ausgeruht, sind der Reihe nach duschen gegangen, um den Sand von der Haut zu bekommen, und sind dann später aufgebrochen in eine Bar, in der eine Studentenparty stattfinden sollte. Die Bar war aufgebaut wie ein großer Biergarten, alle Tische waren vollbesetzt und es wurde über eine Leinwand Fußball geschaut. Nach dem Spiel lief sehr, sehr laut Musik und wir dachten vielleicht würden die Leute irgendwann anfangen zu tanzen, ich hatte wirklich Lust zu tanzen, aber alle blieben sitzen, obwohl die Musik viel zu laut war um sich zu unterhalten. Wir haben letztendlich noch eine Frau aus London und ihren ghanaischen Ehemann und drei rumänische Volunteers kennen gelernt und uns sehr gut unterhalten, bzw. angeschrieen, denn du Musik war zu laut für normale Unterhaltungen. Am nächsten morgen mussten wir leider schon nach dem Frühstück abreisen, denn wir wollten vor dem Einbruch der Dunkelheit in Kumasi sein.
Es war ein wunderschönes Wochenende im freundlichen Fantiland und wir hatten verdammt viel Spaß zusammen. 
 v.l.n.r: Franzi, ich, Magda, Tina und Merle im Hof von dem Haus, in dem Magda wohnt.



                                         Winneba!
                                  

Dienstag, 16. Oktober 2012

6.10.12


Wir waren mal wieder auf einer One Week Celebration einer verstorbenen Verwandten eines Kollegen von der Schule. Wir haben Hände geschüttelt und eine Stunde unter dem Pavillon gesessen, wie man das hier eben so macht.

5.10.12: Best Teachers Award


Heute waren wir statt in der Schule mit dem gesamten Kollegium beim Best Teachers Award, einer Veranstaltung bei der die besten Lehrer in bestimmten Kategorien (z.B. Special Education, IT-Knowledge etc.) gekürt werden. Letztes Jahr war Mr. Otu, der stellvertretende Schulleiter der Garden City Special School, der beste Lehrer ganz Ghanas und dieses Jahr ist Mr. Gyan, mit dem ich in einer Klasse arbeite, der drittbeste Lehrer im Bereich Sonderpädagogik. Deshalb waren auch  fast alle Kollegen anwesend um Mr. Gyan zu feiern.
Die Veranstaltung fand im Freien auf einem großen Platz in Kumasi statt. Man saß wie bei Beerdigungen oder Hochzeiten unter Pavillons. Zwei lange Reihen Pavillons waren sich gegenüber aufgestellt, sodass dazwischen ein großer Platz entstand. Die Bühne stand am Ende der Pavillonreihen. Den Sinn dabei hab ich nicht ganz verstanden, denn das ganze Programm spielte sich direkt vor der Bühne ab und das auch noch mit dem Blick zur Bühne, auf der die Prominenz saß. Wir haben also nicht allzu viel mitbekommen.
Am Anfang lief die Prominenz ein, bzw. fuhr sie in einer polizeibegleiteten Wagenkollonne ein. Es kamen der Vizepräsident, der eine Runde drehte und Hände schüttelte, ein Gesandter vom König von Ashanti, den man an seiner traditionellen Kluft, dem vielen Goldschmuck, dem Samtschirm unter dem er lief und den vielen Trommlern die ihm folgten erkannte, und noch einige andere wichtige Menschen. Auf der Bühne saßen auch nur die Prominenten und nicht die besten Lehrer.
Das Programm bestand aus vielen Reden auf Twi, aus zwei Ashanti- Tänzen, die von Kindern getanzt wurden, ein Chor hat gesungen und die versammelten Lehrer, uns mit eingeschlossen, auch. Zum Schluss, nach 5 Stunden (!), wurden die besten Lehrer bekannt gegeben und durften ihre Preise in Empfang nehmen. Von Laptops über Kühlschränke, Autos und einem Haus war alles dabei.
Insgesamt kann man sagen, dass es eine sehr langwierige, aber zwischendurch sehr interessante Veranstaltung war.
                                         das Veranstalltungsgelände
Die Schulleiterin, Tina und ich. Unser Kleider sind aus dem wunderschönen Schulstoff geschneidert (Ironie!) und wir müssen sie zu allen offiziellen Veranstalltungen tragen.
 Unsere netten Kolleginnen :), ganz vorne Gifty mit der ich in einer Klasse arbeite.

Montag, 15. Oktober 2012

30.09.12: Hochzeit


 Ich war heute auf einer Hochzeit. Das stellt man sich jetzt sicher erst einmal sehr schön vor, ich fand es leider nicht so schön wie erhofft. Das kann auch daran liegen, dass es mir irgendwie unangenehm war, zu einer Hochzeit zu gehen, auf die ich zumindest nicht offiziell eingeladen wurde und bei der ich das Brautpaar gar nicht kenne.
Das Paar kommt auf jeden Fall auch aus Asebi, dem Viertel in dem ich wohne.
Ich hatte keinen sonderlich guten Tag, ich kann gar nicht genau sagen wieso, aber der vierstündige Gottesdienst am morgen, der ausschließlich auf Twi war, hat meine Laune nicht sonderlich verbessert. In der Kirche gegenüber von unserem Haus fand die Trauung statt. Meine Familie war schon in der Kirche als ich aus der katholischen Kirche zurückkehrte und ich wollte nicht einfach hereinplatzen, vor allem wusste ich nicht, ob gerade ein normaler vierstündiger Gottesdienst statt findet oder bereits die Trauung. Ich beschloss also erst einmal ins Haus zu gehen. Drei Stunden später kam dann Abena und wollte, dass ich mit ihr zur Hochzeit komme. Da ich eine ghanaische Hochzeit noch nie gesehen habe, freute ich mich darauf und war gespannt, was so passieren würde. Die Trauung hatte ich bereits verpasst, aber die Feier habe ich noch mit bekommen. Vor der Kirche und in der Kirche (die Kirche ist ein großer, aus Brettern gezimmerter Raum) waren Stuhlreihen aufgestellt. Abena lief mit mir  hindurch bis zur zweiten Reihe, wo ich direkt am Gang Platz nahm. Der Raum war ausladend geschmückt mit orange, violett und grünen Tüchern und glitzernden Plastikblumen in Neonfarben. Kurz nach dem wir kamen, stand das Brautpaar auf, um zusammen zutanzen. Die Braut trug ein Seidenkleid mit langer Schleppe, viel Spitze, Glitzer und Perlen und dazu passende Handstulpen. Ihr gelocktes Kunsthaar war in einer Hochsteckfrisur gebunden, in der ein Diadem steckte. Zu dem tanzenden Brautpaar gesellten sich schnell ein paar Menschen, die während sie tanzten Geld in eine Kiste warfen. Eine alte Frau wollte mich die ganze Zeit zum Tanzen bewegen, aber mir war es ja schon unangenehm genug bei einem fremden Brautpaar in der zweiten Reihe zu sitzen, da wollte ich nicht unbedingt noch vorne tanzen. Meine Standhaftigkeit, dass ich nicht tanzen möchte, erübrigte sich bald, da Abena mir Geld in die Hand drückt und mich zur Kiste schickte. Die alte Frau nutzte sofort ihre Gelegenheit, nahm mich am Arm und tanzte mit mir nach vorne, obwohl sich alle anderen Gäste bereits wieder gesetzt hatten. Ich tanzte also am Brautpaar vorbei zu der Kiste, um das Geld rein zuwerfen und tanzte schnell zurück zu meinem Platz, obwohl die alte Frau noch sehr gerne mit mir vor dem Brautpaar getanzt hätte. Erleichtert zurück auf meinem Platz hörte ich den Moderator etwas auf Twi sagen, was „Obrouni“ (Weiße) enthielt und die Leute haben sich köstlich darüber amüsiert. Plötzlich machten alle Leute um mich herum Gesten, die bedeuteten, dass ich nach vorne gehen sollte. Ich bin also, nach dem ich mich zehnmal versichern ließ, dass ich wirklich nach vorn treten soll, zum Moderator und dem Brautpaar gegangen und stand etwas unschlüssig herum. Der Moderator bat mich, bzw. befahl er viel mehr, mich umzudrehen (sodass mich auch jeder mal begutachten könne). Dann wollte er, dass ich noch einmal tanze, aber das habe ich dankend abgelehnt und bin wieder zum Platz gegangen. Es gibt öfter mal Momente an denen man sich wie ein vorgeführtes Zirkusäffchen fühlt, dies war einer davon.
Beim nächsten Spielchen, „verschenkte“ das Brautpaar, gegen eine Geldspende von 20 Cedi, was viel Geld ist, Sektflaschen. Der Bräutigam verteilte sie auch einfach in der Menge und streckte dann die Hand aus, um das Geld zu kassieren. Die Frau neben Abena, der er eine Flasche hinhielt, wollte gar keinen Sekt und konnte vielleicht auch nicht mal eben so 20 Cedi zahlen, aber der Bräutigam ließ nicht locker und hielt mit versteinerter Miene seine Hand auf. Nach einer Weile und einem bösen Blick ließ er von ihr ab.
Als alle Sektflaschen verteilt waren folgte ein ähnliches Spiel. Ein Bogen voller Ballons wurde herein getragen und jeder der wollte konnte für zunächst 20 Cedi einen Ballon zerplatzen. Der Preis ging im Laufe des Spiels bis auf 2 Cedi herunter, bei denen ich wieder von Abena nach vorn geschickt wurde. Ich mag diese Spielchen, die ich im Übrigen morgens schon in der Kirche mit angesehen habe, nicht besonders. Ich empfinde sie teilweise als Zurschaustellung von Reichtum oder eben auch Armut. Besonders, da, wenn gerade niemand mehr einen Ballon zerplatzen möchte, einfach Namen vom Brautpaar aufgerufen werden, von Leuten, die als nächstes Spenden sollen.
Nachdem das Paar einmal nach draußen und wieder herein marschiert ist, wurde Essen und Trinken verteilt und da ich schon über eine Stunde anwesend war, dachte ich mir, ich gehe mal wieder ins Haus.
Ich hoffe inständig, dass  ich so schnell nicht wieder auf eine Hochzeit gehen muss, zumindest auf keine, bei der ich das Brautpaar nicht einmal kenne.

Sonntag, 14. Oktober 2012

25.9.12: Meine Gastgeschwister und ich. Nach dem Essen wurde im Flur plötzlich eine Party gestartet und die Kinder, Alberta und Abena haben getanzt. Ist bin natürlich direkt mit eingestiegen, aber kann leider nicht halb so gut tanzen.

25.09.12: Nisabäm


In der Schule und auch zu Hause habe ich viele Namen. Neben „Obrouni“ (Weiße) und Adua Frimpomma heiße ich auch: Isabella, Elisabeth, Elisabel, Lisa, Kristabell, Sarah und Madamm. Aber der mit Abstand coolste Name den ich hier habe ist Nisabäm! Ben, der Probleme mit der Aussprache hat, nennt mich immer Nisabäm.

24.09.12: Lake Bosumtwi


Letztes Wochenende haben uns Magda und Merle aus Winneba besucht. Der Freitag war ein Feiertag also hatten wir schulfrei, weshalb sie schon Donnerstagabend in Kumasi angekommen sind. Magda konnte bei mir schlafen und Merle bei Tina, sodass die beiden kein Geld für ein Guesthouse ausgeben mussten. Allerdings wollten unsere Familien auch ein bisschen Geld haben, da sie ja mitgegessen haben. Am Freitagmorgen sind Magda und ich schon früh aufgebrochen, haben uns an der Uni mit Tina und Merle getroffen und haben uns in Asafo bis zum Trotro nach Kuntanase durchgewühlt. Das ging wirklich schneller als erwartet! Wir haben ca. eine Stunde nach Kuntanase gebraucht und wollten uns dort auf dem Taxi- und Trotroplatz durchfragen und Preise vergleichen, Taxifahrer verlangen nämlich gerne mal zu viel Geld. Auf dem Platz war es total hektisch und laut, wobei er im Vergleich zu den Plätzen in Kumasi echt winzig war. Niemand konnte uns wirklich weiterhelfen, außer ein Mann, der uns eine Direkt-Fahrt mit seinem Taxi anbot. Wir wollten aber eigentlich lieber schauen ob es auch Trotros gibt, die zum See fahren, denn den Preisunterschied von 0,50 Cedi und 15 Cedi merkt man schon. Plötzlich gab es direkt neben uns mitten in all dem Lärm und der Hektik einen riesigen Knall. So laut hab ich noch nie etwas knallen hören. Neben uns standen Männer die wild fuchtelnd und schreiend auf uns zu traten. Wir sind lieber schnell ausgewichen, mit diesen Männern wollte ich mich nicht anlegen. Sie hatten ein riesiges Stahlrohr in der Hand, was sie schräg in die Luft hielten und in dem sie anscheinend eine Explosion verursachten. Später erfuhren wir den Grund dafür: ein anderer Taxifahrer ist gestorben. In dem Moment waren wir allerdings nur schockiert und verwirrt, ich dachte mein Trommelfell wär gerissen… Merles Ohr hat noch zwei Tage später gepiept. Nun wollten wir nur noch auf dem schnellsten Weg zum Guesthouse und haben uns auf den Taxifahrer eingelassen, den wir schon zu Beginn getroffen hatten. Dies stellte sich schon bald als Glück heraus. Um in das Gebiet rund um den See hinein zu gelangen, muss man an einer Absperrung vorbei und etwas bezahlen. Ein sehr nett aussehender, älterer Mann kam ans Fenster, hat freundlich gegrüßt und wollte von jedem von uns 5 Cedi als Eintritt zum See haben. Unser lieber Taxifahrer hat sich daraufhin aufgeregt und meinte es kostet eigentlich nur 2 Cedi. Dann haben die beiden sich total angeschrieen, auf Twi, einer Sprache die nach meinem Empfinden eh schon sehr aggressiv klingt. Unser Taxifahrer ist sogar ausgestiegen und ich dachte die beiden prügeln sich gleich. Im Endeffekt mussten wir nur 2 Cedi bezahlen! Wir waren schwer beeindruckt von unserem lieben Taxifahrer, der sich so für uns eingesetzt hat, und haben ihm noch Trinkgeld gegeben. Nach einer ziemlich ruckeligen Fahrt, ganz knapp an riesigen Löchern und an einem gegen einen Baum gekippten Trotro vorbei, kamen wir am schönen Rainbow Garden Village Guesthouse an. Hier hat man wirklich seine Ruhe! Es gibt ein 6-Bett Bungalow, einige Doppelbett-Bugalows mit Bad, ein Baumhaus mit 3 Betten und zwei Doppelbettzimmer. Trotz unserer Reservierung war nur noch ein Doppelbettzimmer frei und es war auch teurer als am Telefon besprochen, aber das machte nichts, wir haben einfach ein Bungalow statt dem zweiten Zimmer genommen. Es gab zwei Bereiche wo man draußen essen konnte und es gab eine Bar! Das Grundstück liegt direkt am See, wo man auf Holzliegen entspannen kann. Und es gibt dort eine Terrasse, die auf dem Wasser gebaut ist, die ihre besten Tage allerdings schon hinter sich hatte, weshalb man sehr vorsichtig sein musste, dass man nicht in ein Loch oder auf ein morsches Brett tritt. Auf dem Grundstück laufen ein Hund, ein Esel und viele Ziegen frei herum und sind auch recht zutraulich. Auch die Leute, die das Guesthouse verwalten sind super nett und freundlich. Auf dem See paddeln einsam Fischer auf Holzbrettern sitzend und werfen ihre Netze aus. Es war wirklich schön! Und vor allem so schön ruhig! Ich war wirklich froh mal aus Kumasi raus zu kommen. Dort ist es immer laut und voll und man wird ständig angesprochen. Es war einfach mal schön seine Ruhe zu haben! Wir haben den ganzen Tag entspannt, geredet und gelacht, Cola getrunken und auch ein Bier und haben am Abend Nudeln mit Gemüsesoße gegessen. Ein schöner Tag! Leider mussten wir am nächsten Nachmittag schon wieder fahren, da Merle und Magda am Sonntagmorgen schon wieder nach Winneba aufbrechen mussten, aber auch weil das Geld nicht für noch einen Tag Urlaub gereicht hätte. Ich war fast traurig wieder in Kumasi zu sein. Das Trotro hat aber auch direkt am Markt gehalten, dem wohl hektischsten und anstrengensten Ort Kumasis.
Das Wochenende mit Magda und Merle war auf jeden Fall sehr gelungen und als Tina und ich die beiden am Sonntag zum Trotro gebracht hatten, haben wir noch eine Entdeckung gemacht, die unser Wochenende noch schöner machte. Wie haben entdeckt, dass der Campus der Uni KNUST riesig ist und GRÜN! Es gibt lange Wege, die einfach durch das Grün führen. Wir haben also einen Ort zum spazieren gehen gefunden, wo kaum andere Menschen sind! An der Landwirtschaftsfakultät gibt es Bänke und bei den Studentenwohnhäusern einen Kiosk. Es gibt ein Schwimmbad, wo man Pizza essen kann, einen Sportplatz und einen Botanischen Garten. Es gibt sogar ein Bankenviertel mit Post Office auf dem Campus. Dort werde ich mich bestimmt öfter aufhalten und mit Tina spazieren gehen.
                                          v.l.n.r. ich, Magda, Tina und Merle

Laut einer Sage mag der Geist aller Toten Ashanti, der in diesem See wohnt, kein Eisen, weshalb keine Boote aus Eisen zum Fischen verwendet werden, sondern Holzbretter, auf denen man breitbeinig sitzt.
                                          Greta und Tina