Beschreibung

Hallo,

mein Name ist Isabel Unger. Ich bin 19 Jahre alt und habe mich entschieden ab August 2012 für ein Jahr in Ghana zu leben. Mein Wohnort wird die große Stadt Kumasi sein, in der mich eine Gastfamilie aufnehmen wird. Vor Ort werde ich im Rahmen des EMC-Ghana Projektes an der Garden City Special School, einer Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, arbeiten.

Auf diesem Blog werde ich Berichte vom Leben und der Arbeit in Ghana, sowie Fotos hochladen.

Viel Spaß beim Lesen, eure Isa

Montag, 20. Mai 2013

15.4.13: Malaria


Am nächsten morgen hat mich Alberta ins Krankenhaus gebracht, allein der Weg dorthin war mit 39 Fieber verdammt anstrengend. Im Krankenhaus ging der Stress dann erst richtig los. Zunächst hat man mich gefragt was ich möchte und ich meinte: einen Malariatest. Dann haben sie mich zum Labor geschickt, die mich wieder zurück zum Empfang schickten, da ich noch keine Karte hatte. Die Karte wurde erstellt und ich musste zum Bezahlschalter und die Karte bezahlen. Bei all diesen Stationen muss man übrigens etwas anstehen. Danach wollte ich wieder zum Labor, aber ich brauchte erst eine Überweisung vom Arzt. Dort saß ich ewig in der Schlange und man musste regelrecht um seinen Platz kämpfen. Endlich hat mich der Arzt angeschaut und meinte er glaube nicht, dass es Malaria ist, da ich keinerlei Magen-Darm-Beschwerden hatte, aber ich wurde trotzdem zum Labor zum Bluttest geschickt. Dort saß ich dann wieder eine Weile, bis mir Blut abgenommen wurde. Dann saß ich wieder und man hat mir einen Zettel gegeben, mit dem ich zum Bezahlschalter musste. Nachdem ich bezahlt hatte musste ich mit einem neuen Zettel zurück zum Labor. Nachdem ich den Zettel abgegeben hatte, wurde mein Blut untersucht. Nach einer Weile hab ich einen Zettel bekommen und musste mich wieder zu den Wartenden vor dem Doktorzimmer gesellen. Mittlerweile war es schon 13.30 und da die Doktoren in dem Krankenhaus nur bis 14 Uhr arbeiten, waren nicht all zu viele Leute vor mir an der Reihe. Als der Doktor meinen Zettel sah, hat er die Zunge verrückt heraus gestreckt und die Augen aufgerissen. Ich hatte Malaria+++ (dh. die dreifache Menge an Parasiten im Blut) und das hat er bei einer Weißen wohl noch nie gesehen. Er meinte eigentlich sollten Weiße das gar nicht bekommen. Er meinte die normale Medizin in Tablettenform würde bei so vielen Parasiten im Blut nichts bewirken, also sollte ich alle 8 Stunden eine Infusion bekommen für 48 Stunden. Außerdem fragte er, ob ich Geld hätte, ich meinte jetzt grade nur 400 Cedi und mein Konto ist recht leer. Er fragte, ob ich eine Krankenschwester kenne, die mir die Spritzen geben könnte, dann müsse ich nicht stationär aufgenommen werden. Ich dachte sofort an Grace, Tinas Gastmutter, und sagte ihm ich werde sie anrufen und fragen. Er gab mir einen Zettel mit dem ich meine Medizin abholen konnte. Ich ging zum Medizinschalter und die schickten mich erst einmal zurück zum Bezahlschalter. In der Zwischenzeit versuchte ich Grace zu erreichen. Zurück am Medizinschalter habe ich meinen Zettel abgegeben und musste mich wieder in die Reihe der Wartenden setzten, bis ich aufgerufen wurde. Sobald ich meine Medizin hatte, habe ich Grace erreicht und sie sagte mir leider, dass sie nicht befugt ist Spritzen zu Hause zu geben. Ich wollte zurück ins Doktorzimmer, um ihm mitzuteilen, dass ich stationär aufgenommen werden muss, aber er war weg! Er ist einfach gegangen, dabei hatte ich doch gesagt ich muss Grace erst anrufen. Also bin ich erst einmal zu dem Raum, wo man Spritzen bekommt, gegangen, um mir meine erste Spritze in den Hintern abzuholen. Der Schwester dort habe ich erklärt was passiert ist und irgendwie habe ich mich dann selbst stationär aufgenommen. In der Nacht habe ich dann zwei weitere Spritzen bekommen.
Am nächsten morgen kamen Alberta und Abena zu besuch und haben mir Trinken und Essen gebracht, denn in ghanaischen Krankenhäusern verpflegen und waschen einen nicht die Krankenschwestern, sondern Familienmitglieder. Plötzlich sagten mir die Schwestern, dass ich nach Hause gehen könne und ich meinte: Nein ich muss hier bleiben und die Spritzen kriegen. Ich erzählte ihnen was der Doktor gesagt hatte und bettelte, dass ich bleiben und die Spritzen kriegen darf, aber sie behaarten darauf mich zu entlassen. Also bin ich nach Hause gegangen und habe zwei Spritzen verpasst.
Zu Hause ging es mir wirklich schlecht. Tina und Bene, ihr Freund, der gerade zu Besuch hier war, kamen mich besuchen, und auch Mr. Otu, die Direktorin, Tinas Mutter und Madam Grace kamen zu Besuch. Das war total anstrengend, weil ich mit ihnen am Tisch sitzen musste und mich unterhalten musste. Und dann haben sie angefangen Youtube Videos auf dem Handy zu gucken und ich habe mir nur gewünscht, dass sie gehen. So nett ihr Besuch war, ich wollte einfach nur liegen. Ich habe nachmittags dann immer wieder Fieberschübe und Schüttelfrost bekommen und brechen müssen und abends wollte das Fieber trotz 1500mg Fiebersenkmittel nicht unter 40 sinken. Ich konnte weder alleine trinken noch alleine aufs Klo gehen. Alberta hat mich in nasse Handtücher eingewickelt und irgendwann ging das Fieber wieder runter. Am nächsten morgen bin ich um 7 Uhr allein ins Krankenhaus gefahren, denn um diese Zeit wäre eigentlich Spritzenzeit. Alberta musste noch waschen, deshalb konnte sie nicht mitkommen. Als ich im Krankenhaus ankam, sagte man mir, dass der Doktor erst ab 9 Uhr arbeitet und auch die Krankenschwestern vorher nicht anfangen. Ich habe mich also auf einer Bank zusammen gerollt und vor mich hin geflucht, dass es kein Wunder ist, dass in Ghana alle sterben wie die Fliegen, wenn Ärzte nur von 9-14 Uhr arbeiten und die Schwestern keine Ahnung haben und einfach Leute entlassen. Plötzlich weckt mich jemand auf, Tinas Mutter ist gekommen, um mir beizustehen! Total nett! Ich war auch echt froh, dass sie da war, denn dann hat sie alles für mich geregelt und mich nur zum Labor, Spritzenraum, Bezahlschalter und Arzt hinter sich her gezogen, sodass ich kaum selbst handeln musste. Der Doktor dachte ich hätte mich selbst entlassen und war sauer, und hat mich dann direkt wieder auf die Station geschickt. Diesmal lag ich in einem anderen Raum mit 14 Betten, die voll belegt waren. In diesen Raum kommen die Menschen, die etwas länger bleiben müssen. Da die Malaria mittlerweile so schlimm war, dass auch die achtstündigen Spritzen nicht mehr ausreichten, musste ich an einen Tropf, der das Malariamedikament und alles Mögliche kontinuierlich in mein Blut leitete. An diesem Tag kamen mich Alberta und Nana besuchen und blieben auch bis Abends bei mir. Außerdem kamen Tina und Bene vorbei. Ich konnte kaum mit meinen Besuchern reden, weil ich kaum die Augen aufbekommen habe und reden auch echt anstrengend war. Gegen Abend musste ich dann alle paar Minuten brechen, obwohl so gut wie nichts in meinem Magen war. Natürlich war es unglaublich witzig, wenn die Obrouni kotzt und das halbe Zimmer hat gelacht. Später dann, habe ich nach der Schwester gerufen, denn das Einstichloch von Tropf war dick und tat weh und ich wollte sie bitten, einen neuen Zugang zu legen. Jedoch hat mich keine der Schwestern, die 3 Zimmer weiter saßen und Fernsehen guckten, gehört und es war mal wieder unglaublich witzig, wie die Obrouni nach einer Schwester ruft. Laufen konnte ich mit dem Tropf auch nicht, also habe ich nach einer halben Stunde aufgegeben zu rufen und lag heulend im Bett. Die nette Frau gegenüber, die mich auch nicht so lustig fand, wie die anderen, kam herüber und fragte was ich denn von der Schwester wolle und dann sagte sie ihr bescheid. Ich war ihr sehr dankbar, denn meine Hand tat tierisch weh. Zwei Schwestern kamen und nahmen den Tropf ab. Die Kanüle ließen sie aber drin und wollten mir auch keinen neuen Zugang legen. „Machen wir morgen“. Ich habe gebettelt, dass sie mir den Zugang legen oder mich wieder anstöpseln an den Tropf, da ich doch die Medizin brauchte, aber nein, in dieser Nacht habe ich meine Medizin wieder nicht bekommen. Wäre ich nicht so schwach gewesen… Kein Wunder, dass die Leute hier sterben wie die Fliegen!! Am nächsten morgen um 9 Uhr kam der Doktor und beschwerte sich, dass der Tropf abgestöpselt war. Die Schwestern erzählten ihm, ich wollte das so und wieder war er sauer auf mich. An diesem Tag ging es mir immer noch nicht viel besser und wieder kamen Alberta, Nana, Tina und Bene zu besuch. Ich musste wieder brechen und hatte immer noch Fieberschübe und reden und die Augen aufmachen war immer noch anstrengend. Am nächsten Tag ging es mir dann plötzlich besser. Morgens als Tina und Bene kamen konnte ich sitzen und mit beiden normal reden und sie haben mir Käse mitgebracht, den ich ganz aufgegessen habe. Die beiden verabschiedeten sich von mir und reisten nach Accra, denn Bene musste zurück nach Deutschland. Dieser plötzliche Aufschwung ließ auch bald schon wieder nach und nachmittags war der Käse leider wieder draußen und das Fieber wieder da. Am nächsten Tag, Samstag, ging es mir recht gut. Der Doktor kam und meinte ich könnte wahrscheinlich morgen entlassen werden und er versprach Sonntag nach mir zu schauen. An diesem Nachmittag ging es mir auch verhältnismäßig gut. Ich hatte nur erhöhte Temperatur und musste nur ein paar mal brechen.
Am nächsten morgen ging es mir gut und ich war heil froh dieses viel zu enge Zimmer verlassen zu können. Alberta kam vorbei. Sie hat bis 10 Uhr gewartet, da ich meinte der Doktor kommt und entlässt mich. Sie glaubte mir von Anfang an nicht, da es Sonntag war, und um 10 Uhr ist sie dann ohne mich nach Hause gefahren, und wollte mich am nächsten morgen holen. Auch die Schwestern lachten nur, als ich meinte ich will nach Hause an einem Sonntag. „ Jaja der Doktor kommt. Haha..“ Aber gegen Mittag kam eine nette Schwester und wollte mich tatsächlich entlassen! Ich sollte aber meine Rechnung von 1400 Cedi bezahlen. Konnte ich natürlich nicht, denn soviel Geld hatte ich nicht einmal auf meinem Konto. Ich habe ihr 200 Cedi als Anzahlung gegeben und durfte gehen.

Die nächsten Tage blieb ich zu Hause und ruhte mich aus. Ich begann wieder zu essen, viel zu essen, damit ich zu Kräften kam. Ich habe zwar noch jeden Tag gebrochen, aber immerhin konnte ich immer besser laufen und stehen. Mir wurde jedoch umso langweiliger, je besser es mir ging, sodass ich am Freitag zur Schule ging. Ich wusste zwar, dass ich eigentlich noch nicht fit genug war, aber freitags arbeiten wir ja in der Turnhalle und solange ich nicht unterrichte oder Physiotherapie mache, war das schon in Ordnung! Ich war so froh mal wieder aus dem Haus zu kommen, denn man muss sich vorstellen, die 2 Wochen bevor ich krank wurde, war der Lehrerstreik. Ich hatte die Schüler also seit 4 Wochen nicht gesehen und war in diesen Wochen fast nur zu Hause oder im Krankenhaus. Ich habe es ganz langsam angehen lassen und alles nur im sitzen gemacht und das war schon in Ordnung.