Beschreibung

Hallo,

mein Name ist Isabel Unger. Ich bin 19 Jahre alt und habe mich entschieden ab August 2012 für ein Jahr in Ghana zu leben. Mein Wohnort wird die große Stadt Kumasi sein, in der mich eine Gastfamilie aufnehmen wird. Vor Ort werde ich im Rahmen des EMC-Ghana Projektes an der Garden City Special School, einer Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, arbeiten.

Auf diesem Blog werde ich Berichte vom Leben und der Arbeit in Ghana, sowie Fotos hochladen.

Viel Spaß beim Lesen, eure Isa

Donnerstag, 16. Mai 2013

14.4.: Wli-Wasserfälle und Malaria



Da wir in der Woche vor Ostern eh nicht zur Arbeit kommen sollten, obwohl der Streik beendet war, bin ich schon am Mittwochmorgen aufgebrochen. Mir ist während der Streikwoche, in der ich hauptsächlich zu Hause herumsaß und gelesen habe, die Decke auf den Kopf gefallen, also musste ich schnell raus aus Kumasi. Ich bin zu Magda nach Winneba gefahren. Das war eine ganz schöne Reise… die man durchaus hätte einfacher haben können.
Ich bin morgens zur MMT Station gefahren in der Hoffnung, dass dort gerade ein Bus nach Winneba fährt. Natürlich fuhr keiner dort hin. Man kann auch in Mankesim umsteigen, dass macht den Weg nicht bedeutend länger, aber der Bus nach Mankesim sollte frühestens um 12 Uhr kommen. Wir hatten 9 Uhr. Und wenn schon das Wort frühestens fällt… Ich dachte mir, fährst du doch am besten mal an die Küste, dann bist du schon mal raus aus Kumasi und näher an Winneba. Also bin ich in en Bus nach Cape Coast gestiegen, der immerhin innerhalb der nächsten Stunde losfuhr. In Cape Coast habe ich dann nach einem Trotro Richtung Accra gefragt, da es dort kein Trotro mit dem Ziel Winneba gibt. Die Trotros bzw. Minibusse nach Accra waren total luxuriös und teuer, weshalb ich trotzig meinte das bezahl ich nicht. Leider aber fuhr auch kein anderes Trotro Richtung Accra und der luxuriöse Minibus fuhr ohne mich ab. Ich wurde von einem netten Mädchen, das Wasser auf dem Kopf verkauft, zu einem Stand auf der Straße geführt. Dort könne mir ein Mann helfen. Dieser Mann war sehr nett und meinte er kennt alle Trotros die nach Accra fahren und wir stellten uns zusammen an den Straßenrand und wollten sobald ein Accratrotro, in dem noch ein Platz frei ist, was gerade durch Cape Coast brettert, schreien. Nach 15 min in denen kein Accratrotro vorbei fuhr, fiel mir ein, dass ich ihm ja gar nicht gesagt hatte, dass ich ja eigentlich nur nach Winneba wollte. Ich sagte es ihm also und er meinte: wenn das so ist, und hat mich zu einer Trotro Station geführt, wo Trotros mit dem Ziel Swedru (Land einwärts) abfuhren. Dort kaufte ich ein Ticket und setzte mich zu zwei netten Mädchen auf eine Bank, um zu warten. Nach kurzer Zeit kam das Trotro und ich hatte doch tatsächlich das letzte Ticket dafür erwischt. Die Fahrt war abenteuerlich, aber nicht weil unser Fahrer beschissen gefahren ist, sondern weil immer auf ungefähr gleicher Höhe ein total kranker Trotrofahrer geheizt ist. Unser Fahrer war relativ umsichtig und vorausschauend, was das überholen von LKW Kolonnen betraf, aber der verrückte Fahrer im anderen Trotro hat uns ständig überholt. Ist dann wieder zurück gefallen, weil er jemanden rauslassen musste und hat uns wieder überholt. Seine Manöver sahen meist so aus: drei Lkws fuhren auf kurviger Straße vor uns. Er zieht mit wenigen km/h mehr an uns vorbei, unser Fahrer gibt ihm noch ein Handzeichen, er solle bremsen, denn da kam ganz schön viel Gegenverkehr. Aber nein, der Verrückte fährt einfach auf den Gegenverkehr zu. Die Straße war recht schmal und der Seitenstreifen war auch nicht sonderlich breit! Und dieser Idiot fährt mit Vollgas einfach auf der falschen Seite. Ein Glück sind alle entgegenkommenden Fahrzeuge auf den Seitenstreifen ausgewichen und ganz knapp an dem Bescheuerten vorbei geratscht. Das hätte so was von in die Hose gehen können und so ein Manöver hat er nicht nur einmal so gemacht! Damit hätte er nicht nur die 18 Insassen seines Trotros, sondern auch die entgegenkommenden Fahrer und die Leute in den Trotros, die er überholt (wie unseres), umbringen können!!
Naja, nach etwas über einer Stunde wurde ich lebend an der Winneba Junction herausgelassen und bin mit einem Trotro in die Stadt rein gefahren. Von dem Marktplatz aus musste ich noch eine Weile zu Magda laufen und kam endlich nach 8 Stunden an. Eine ganz schöne Reise, wenn man bedenkt, dass von Asafo in Kumasi direkte Trotros nach Winneba in 4-5 Stunden fahren.
Ich wurde wie immer herzlich von Magdas Oma und den Kindern begrüßt und bekam direkt einen Berg Yollofreis. Sister (die Oma) macht wirklich den allerbesten Yollofreis! Mir war seit Tagen schon schlecht, deshalb konnte ich leider nicht so viel essen.
Direkt nach dem Essen sind Magda und ich zum Strand gefahren, um uns den Sonnenuntergang anzuschauen.
Am nächsten morgen bin ich mit Magda zur Schule gegangen, denn bei ihnen wurde nach dem Streik auch wieder gearbeitet. Allerdings waren keine Schüler da, die hatten wohl noch nicht mitbekommen, dass der Streik zu Ende ist. Ich habe aber Magdas herzliche Klassenlehrerin und die neue Assistentin kennengelernt und ich war beeindruckt von dem großen Klassenzimmer, in dem so viele Kunstwerke der Kinder und Materialien an den Wänden hingen! In meiner Klasser dürfen wir die Arbeiten der Schüler leider nicht aufhängen.
Magda hat mir die ersten Produkte ihres Projektes gezeigt. Die Schüler lernen Tischläufer zu knüpfen und Bastmatten zu weben. Da die Schüler nicht da waren, die Produkte, aber innerhalb der nächsten 5 Schulwochen in einem Shop verkauft werden sollen, machten wir uns an die Arbeit und Magda zeigte mir wie man Läufer knüpft.
Da wir an diesem Tag noch nach Accra wollten, bzw. mussten, und eh keine Schüler da waren, durften wir schon vor Schulschluss gehen. Wir sind also zur Winneba Junction gefahren, um von dort aus ein Trotro nach Accra zu nehmen. Als wir ankamen, stand eine riesige Menge an Menschen auf der Straße, die alle nach Accra wollten. Wir sellten uns dazu, aber es schien schier unmöglich ein Trotro zu bekommen, denn in die wenigen Trotros die vorbei kamen, sind die Leute schon während es noch fuhr rein gesprungen! Neben uns hielt ein Taxifahrer, der Leute für 10 Cedi pro Person nach Accra fuhr. 10 Cedi ist im Vergleich zu dem 3 Cedi Trotropreis natürlich wirklich viel, deshalb wollte auch niemand außer einem Mann einsteigen. Nach 10 min, in denen wir uns den Kampf um Trotros angeguckt haben, kamen wir doch zu dem Entschluss das Taxi zu nehmen. Wir warteten noch ein paar Minuten auf den letzten Mitfahrer und fuhren nach Accra. Verglichen mit den 15 Cedi, die man für eine 30 min-Fahrt von Cape Coast zum Stumble Inn bezahlt, waren die 10 Cedi für eine 2 Stunden- Fahrt doch sehr angemessen. Und das Taxi war so gemütlich, dass Magda und ich die 2 Stunden tief und fest schliefen.
Am Circle, einer der größten Trotrostationen in Accra, wurden wir raus gelassen und Magda versuchte sich an den Weg zum Hostel zu erinnern. Hat sie auch sehr gut gemacht, wir sind nur leider eine Straße zu früh abgebogen. Das war aber gar nicht schlimm, denn wir sind somit nur einen großen Bogen zum Hostel gelaufen. Dort war natürlich kein Zimmer, trotz unseres Anrufes am Vortag, für uns reserviert, aber es gab noch ein freies Doppelbettzimmer.
Da wir erst 15 Uhr hatten, sind wir zurück zum Circle gelaufen, um von dort aus nach Osu, einem Viertel, zu fahren. Am Circle lotste man uns durch ein dunkles Gewirr aus kleinen Marktständen, die so dicht standen, dass die Dächer sich berührten und wenig Licht in die Gänge fiel. Hätte Magda nicht gewusst, dass hinter dem Marktgewirr tatsächlich eine Trotrostation liegt, wäre ich nie dort hineingelaufen, um nach einem Trotro zu suchen und  ich hätte jedem gesagt, er wolle mich doch verarschen, indem er mich dort hinein schickt.
Aber tatsächlich fanden wir eine Trotrostation und saßen schon bald in einem Trotro nach Osu. Die Fahrt dorthin dauerte eine Weile, sodass wir als wir ankamen, wenig Zeit zum schauen hatten. Wir wussten ja auch genau was wir wollten: Eis und Pizza! Also sind wir zuerst zur italienischen Eisdiele gelaufen, da die Route so am geschicktesten war. Danach sind wir zum Pizza Imbiss gelaufen und haben die Pizza mehr oder weniger verschlungen, weil sie so lecker war und weil wir nicht viel Zeit hatten bis es dunkel wurde. Wir haben dann an einem Kreisverkehr, mit der Hilfe eines sehr netten älteren Mannes aus Jamaika, ein „Teiltaxi“ (ein Taxi, was man mit anderen teilt und wo man Trotropreise bezahlt, welches aber nur bestimmt Plätze anfährt) bekommen. Der nette Fahrer hat sein Teiltaxi am Circle dann für uns zu einem richtigen Taxi umfunktioniert, denn Magda ging es nicht gut und sie hätte nicht noch eine halbe Stunde zu Hostel laufen können, außerdem wurde es schon dunkel.
Am nächsten Tag haben wir schon um halb 8 das Hostel verlassen und beim gehen ein Doppelzimmer für Sonntag reserviert. Ich habe 3 mal gesagt, schreib es bitte auf! Da liegt das Buch. Nein sie schrieb es nicht auf, aber dazu später mehr.
Wir sind also zum Circle gelaufen, um von dort aus ein Trotro zu der Station zu nehmen, die im Reiseführer angegeben war, um zum Wli Wasserfall zu kommen. Es dauerte eine Weile bis wir die richtige Ecke gefunden hatten, wo wir ein Trotro dorthin bekamen, aber eine nette Wasserverkäuferin zeigte uns den Weg. Wir wurden also irgendwo heraus gelassen und man sagte uns: lauft in diese Richtung. Wir fragten auf der Straße eine Frau, die in die entgegen gesetzte Richtung wies. Wir liefen eine Weile, fragten und alle zeigten in verschiedenste Richtungen. Dann trafen wir einen netten Kerl, der meinte: wo wollte ihr hin? Wir meinten: zur MMT Station. Er meinte: jaja, aber zu welcher? Wohin genau wollte ihr? Da lag also das Problem! Es gibt dort 3 MMT Stationen und deshalb zeigten alle immer in verschiedene Richtungen. Dieser Mann aber wusste nun, dass wir zum Wli wollten und meinte er müsse auch in unsere Richtung. Also sind wir Ewigkeiten hinter ihm her gelaufen. Wir hätten diese Station im Leben nicht allein gefunden! Im Endeffekt standen wir an der Tema-Station, der Reiseführer hat also gelogen und wir hätten uns die 1 ½ Stunden mit dem Rucksack umher irren auch sparen können.
Wir hatten also endlich den richtigen Bus gefunden, oder zumindest einen der uns in Hohoe raus lassen kann. Der fuhr allerdings erst um 12 Uhr los. Wir kauften die Tickets, warteten und trafen zwei andere Obrounis (Weiße), die auch zum Wli wollten. Plötzlich kam die Frau und nahm uns die Tickets wieder weg und gab uns das Geld wieder. Für eine halbe Stunde wollte uns niemand erklären wieso, aber dann erbarmte sich doch jemand uns zu sagen, dass der Bus doch nicht mehr über Hohoe fährt, aber der Bus gegenüber. Also sind wir zu diesem Bus gelaufen, haben Tickets gekauft und noch eine ganze Weile gewartet bis er los fuhr. Die ca. 5 Stunden Fahrt empfand ich als sehr anstrengend, aber sie führte durch schöne Berglandschaft und über den Volta-See. In Hohoe nahmen wir dann ein „Teiltaxi“ mit den beiden anderen, die aus Münster kamen. Als wir in der Wasserfall Lodge, die von Deutschen geführt wird, ankamen, gab es leider kein Doppelzimmer mehr für das Pärchen aus Münster, aber wir boten an mit ihnen auf ein Vierer-Zimmer zu ziehen, damit würden die Kosten für uns alle sinken. Die Lodge war total schön und ruhig gelegen und man konnte in der Ferne den oberen Wasserfall sehen. Den Abend verbrachten wir mit den beiden BWL-Studenten aus Münster, wir haben lecker gegessen, viel geredet und später gesellten sich noch zwei Freiwillige aus Österreich zu uns. Dann kamen, die zwei anderen Gäste in der Lodge, ein Kerl aus den USA und ein Mädchen aus der Schweiz, und fragten, ob wir mit ins Dorf gehen wollen. Man hörte Trommeln aus der Ferne und sie wollten schauen, ob dort ein Fest sei. Ich wollte zunächst nicht mit gehen, denn das Mädel hatte eine Hotpants an und eine Bierflasche in der Hand, während der Kerl einen Joint rauchte. In Ghana ist es nicht gerade üblich die Knie zu zeigen. Es gibt die junge Generation ghanaischer Frauen, die durchaus kurze Röcke tragen, aber die sind den meisten älteren und jüngeren konservativen Ghanaern ein Dorn im Auge. Ich möchte mich, was die Kleidung betrifft, hier anpassen und finde es ist kein großen Verlust auf meine kurzen Hosen und Röcke zu verzichten. In den touristischen Gebieten an der Küste oder in Accra ist es kein Problem kurze Kleidung zu tragen, da sind die Leute es gewöhnt und was das angeht sehr locker. Aber je weiter es in den Norden geht oder je dörflicher die Gegend ist, desto verpönter ist es, die Knie zu zeigen. Und wir befanden uns nun einmal in der Voltaregion in einem Dorf! Generell färbt das (Fehl-)Verhalten eines Weißen ja gleich auf die ganze Gruppe ab und daher wollte ich ungern mit Bier trinkenden, die Knie zeigenden und kiffenden Weißen in dem Dorf aufkreuzen. Jedoch hat die Entscheidungsfindung wer nun mitgeht solange gedauert, dass zumindest das Bier leer und der Joint aufgeraucht war. Also beschlossen Magda und ich mit zu gehen. Im Dorf war leider kein traditionelles Fest, aber es gab so etwas wie eine kleine Bar, die laut ghanaischen Hiplife aufgedreht hatte. Ich habe ein wenig mit Kindern, die angerannt kamen, getanzt, aber nach kurzer Zeit beschlossen wir zurück zu gehen. Nur der Bekiffte wollte gern noch bleiben.
Am nächsten morgen sind wir direkt nach dem Frühstück aufgebrochen, um eine Wandertour zum oberen Wasserfall zu wagen. Magda hatte ziemliche gesundheitliche Probleme, ist aber trotzdem mitgekommen. Wir liefen zu viert, mit den Studenten aus Münster, durch das Dorf zu dem Tourismusbüro, wo man sich anmelden muss, wenn man den Park betreten möchte. Auf dem Weg durch das Dorf wurde, der Student (dessen Namen ich schon wieder vergessen habe…), der nur in Badehose bekleidet herum lief, gebeten ein Tshirt anzuziehen. Die Hotpants seiner Freundin erntete nur ein paar missbilligende Blicke. Magda und ich schämten uns fremd.
Wir bekamen einen sehr netten Führer zugeteilt! Er und sein Hund zeigten uns den Weg durch einen wunderschönen Wald, in dem es nur so von Schmetterlingen wimmelte. Wir überquerten einen oder mehrere Flüsse über 9 Brücken, uns wurde gezeigt wie man Palmwein gewinnt und wir kamen schließlich zu einem atemberaubenden Wasserfall! Er war verdammt hoch, nicht sooo breit, aber dafür hoch. Man konnte das Ende erst nicht sehen, da Sonnenstrahlen genau über der Kante, über die das Wasser fließt, hervor quollen. Sofort haben wir uns entkleidet, wir hatten Bikinis drunter und sind in das Hüfttiefe Wasserbecken gewatet. Ich konnte nicht näher als 5-10m an den Wasserfall heran, denn er hatte eine solche Wucht, dass ich schon bei dem entgegen peitschenden Sprühregen kaum noch Luft bekam.
Das war wirklich gigantisch.
Bald schon ging die eigentliche Tour los! Wir bekamen Stöcke und quälten und den Berg auf einem Pfad hinauf, auf dem man mehr Klettern und sich an Wurzeln hochziehen musste. Es war verdammt anstrengend, vor allem für Magda, die nun wirklich schwach und krank war. Für mich war es zwar super anstrengend, aber ich habe mich auch super gut gefühlt, meinen Körper endlich mal wieder richtig anzustrengen und das in einer so herrlichen Landschaft!
Wir haben uns also den Berg hinauf gekämpft und wurden belohnt. Der obere Wasserfall war ebenso gigantisch, wie der erste, nur dass man von hier noch eine schöne Aussicht auf das Tal hatte. Leider war es so weit oben ziemlich windig und kühl. Also habe ich mich, nachdem ich nur kurz ins Wasser gewatet bin, in mein Liegetuch gerollte, an den Rand des Ufers gelegt und zum Wasserfall hoch gestarrt. Leider mussten wir recht schnell aufbrechen, denn es sollte bald anfangen zu regnen und der Abstieg war schon mit trockenem Boden rutschig genug. Auf dem Rückweg habe ich mich mit einem sehr netten Iren unterhalten, der hier für 3 Jahre leben wird.
Eigentlich wollten wir uns nach dieser Tour noch unten an den Wasserfall legen, doch als wir dort ankamen, wimmelte es im Wasser und am Ufer nur so von Leuten! Es gab laute Musik und alle haben geschrieen und „Ole ole“ gegrölt. Es war ja Ostern und das ganze Dorf feiert Ostern am Wasserfall. Das kann ich auf jeden Fall nachvollziehen, wenn man schon ein so schönes Naturspektakel neben an hat. Also haben wir nur eine Cola, die am Wegrand verkauft wurde getrunken und sind recht bald, nachdem wir uns von unserem netten Guide verabschiedet haben, zurück zum Hostel gelaufen. Insgesamt hat die Tour 8 Stunden gedauert.
Im Hostel wurde erst mal geduscht und gegessen. Lange zusammen sitzen und quatschen konnten wir an diesem Abend auch nicht, wir waren einfach zu müde.
Am nächsten morgen wollten wir eigentlich direkt nach dem Frühstück aufbrechen. Wir waren aber alle ziemlich fertig, Magda und die Studentin hatten gesundheitliche Probleme und ich hatte die ganze Nacht Schnupfen gehabt und mich elendig schlapp gefühlt. Da die Besitzer der Lodge meinten am Sonntag fährt eh nichts vor 12 Uhr in Richtung Accra, weil alle in der Kirche sind, haben wir uns alle noch mal hingelegt. Um 12 Uhr sind wir mit einem „Teiltaxi“ nach Hohoe gefahren und haben dort direkt ein Trotro nach Accra gefunden. Busse fahren nur um 4 Uhr früh. Der Trotrofahrer wollte uns ganz offensichtlich verarschen und mehr Geld für die Taschen verlangen, als der eigentliche „Tascheneinpacker“ gesagt hatte. Ich hab mich ziemlich mit ihm angelegt, war dann aber zu schwach, um ihm etwas auf sein auf Twi gebrülltes „ Ich werd sie schlagen“ zu kontern. Die Fahrt war der Horror! Der Fahrer ist zwar anständig gefahren, aber mir ging es so elendig. Ich musste immer würgen, hatte tierische Kopfschmerzen und war ganz heiß.
Endlich in Accra angekommen, haben wir uns von unseren Reisegefährten verabschiedet und sind mit einem Taxi zum Hostel gefahren. Ich wäre nicht im Stande gewesen auch nur 10m zu laufen. Der Taxifahrer, mit dem wir 9 Cedi ausgemacht hatten, die wirklich mehr als genug sind, wollte uns dann den Cedi Rückgeld nicht geben. Also meinten wir, wir steigen erst aus, wenn er uns unser Geld gibt. Hat er dann auch gemacht, nachdem er gemerkt hat, dass wir wirklich nicht aussteigen. Nach dem Streit mit dem Taxifahrer, ging die Streiterei mit der Hosteltante gleich weiter. Die meinte nämlich auf Twi, wir sollten wieder verschwinden. Wir meinten, wir hätten reserviert. Die junge Frau, der ich 3 mal sagte, sie soll sich die Reservierung bitte eintragen, meinte dann, wir würden lügen. Trotzdem haben sie uns zwei Zimmerschlüssel hingehalten, von Doppelzimmern. Sie meinten aber, wir sollten jeder 20 Cedi bezahlen und jeder in ein Zimmer gehen. Wir haben uns natürlich aufgeregt, weil das mal wieder nur Beschiss war, weil wir weiß sind. Also wurde noch eine Frau geholt, die immerhin englisch beherrschte, die uns dann erklärte, dass die Hotelregel so seien, dass man nicht zu zweit in einem Zimmer schlafen darf. Wir meinten, seit wann es denn diese Regel gäbe. Schon lange. Blöd nur, dass wir vor 3 Tagen schon mal dort zu zweit in einem Zimmer geschlafen haben und Magda schon öfter dort mit Leuten übernachtet hatte, und wir deshalb genau wussten, dass diese Regel gar nicht existiert. Ich hab dann angefangen zu heulen, weil ich viel zu schwach war, um überhaupt noch eine Minute länger zu stehen, und meinte wie unfair das alles sei und dass ich verdammt noch mal krank bin und mich hinlegen will. Die Frau, die Englisch sprechen konnte, hat die dicke Alte, die uns bescheißen wollte, gebeten doch eine Ausnahme zu machen, doch die Dicke verneinte. Nach der zweiten Bitte hat sie uns den Schlüssel gereicht und als ich mich bedankte, hat sie nur abwertend gegrunzt.
Ich war froh im Bett zu liegen! Ich konnte Fieber messen, ich hatte tatsächlich welches, und konnte Medizin nehmen. Ich dachte direkt an Malaria, auch wenn die typischen Magen-Darm-Beschwerden fehlten. 16 Tage zuvor hatte ich 85 Mückenstiche allein an den Beinen und die Inkubationszeit von Malaria ist 16 Tage. Es begann mit Schnupfen, ich fühlte mich schwach und hatte Fieber.
Eigentlich wollte ich am nächsten Tag, wenn es nicht besser wird, ins Krankenhaus fahren, doch über Nacht habe ich meine Pläne geändert, denn in ghanaischen Krankenhäusern muss man von der Familie oder von Freunden gepflegt werden. Niemand würde einem sonst Wasser und etwas zu Essen bringen. Und da ich weder Familie, noch Freunde in Accra habe, beschloss ich am nächsten Tag zurück nach Kumasi zu fahren. Ich habe mir aber den VIP Bus gegönnt, denn der fährt in der Nähe des Hostels ab. Zur MMT Station hätte ich erst einmal durch halb Accra fahren müssen. Die VIP Busse fahren direkt ab und im MMT Bus hätte ich unter Umständen noch zwei Stunden warten können. Die VIP Busse halten außerdem in Kumasi am Tech, von wo aus ich ein „Teiltaxi“ nach Asokore Mampong nehmen kann und die MMT Busse lassen ein immer irgendwo heraus und von dort muss man sich den Weg nach Hause erst suchen. Der wichtigste Punkt war allerdings, dass man verdammt viel Platz im VIP Bus hat und die Sitze sogar wie Liegen nach hinten fahren kann! Das Geld war also gut investiert! Der einzige Störfaktor im Bus, war ein Mann, der meinte zwei Stunden lang lautstark und völlig aggressiv predigen zu müssen. Als er sich dann brüllend neben meinen Sitz gestellt hat und ich trotz voller Lautstärke auf dem IPod nicht mehr Harry Potter hören konnte, habe ich ihn angefahren, er schreie zu laut! Und er hat sich tatsächlich netterweise ein paar Reihen nach vorne gestellt.
In Kumasi angekommen bin ich wie geplant mit dem „Teiltaxi“ nach Asokore Mampong gefahren und habe mir von dort aus ein Taxi bis vor die Haustür genommen. Ich war wirklich geschafft von der Reise. Den Abend verbrachte ich dann mit Fieberschüben und Würgreizen im Bett.
                                           Magda und ich am unteren Wasserfall

                                         dahin soll es gehen...
                                           am oberen Wasserfall