(Das Internet ist im Moment zu langsam, deshalb werden Fotos zu diesem Blogeintrag erst später hochgeladen. Ich bin jetzt erst einmal auf Reisen, deshalb müsst ihr euch ein wenig gedulden, tut mir Leid.)
Das erste Term haben wir mit zwei Weihnachtspartys beendet.
Die erste Party am Mittwoch, wurde von der Schule
organisiert. Es wurden Pavillons und eine Musikanlage aufgebaut und wichtige
Menschen eingeladen. Diese haben viele Reden gehalten, zwischendurch durften
die Kinder immer wieder kurz tanzen, jedoch wurden sie nach einem halben Lied
schon wieder auf ihre Plätze geschickt und es wurden weiter Reden gehalten. Zum
Schluss gab es für jeden Reis mit einem Fleischstück und die Party war zu Ende.
Im Grunde war es also eine überhaupt nicht kindgerechte oder weihnachtliche
Veranstaltung.
Die zweite Weihnachtsparty einen Tag später war ähnlich. Sie
wurde allerdings von einer sehr reichen Frau organisiert, auf dessen Vaters
pompöser Beerdigung ich vor ein oder zwei Monaten war. Ich habe davon in einem
Blogeintrag berichtet. Ebenso pompös war auch diese Party. Die Dekoration an
den Pavillons war noch glitzernder und die eingeladenen Leute noch wichtiger.
Es gab einen Moderator, und Kellner, die Wasser, Malzbier, Cola, Kuchen und
Süßigkeiten, servierten. Es gab ein Fernsehteam, was das ganze Spektakel
gefilmt hat, und zum Schluss gab es ein Buffet! Bevor wir essen konnten wurden
allerdings drei Stunden lang Reden gehalten, was mal wieder gar nichts für die
Kinder war! Auch Tina und ich mussten kurz nach vorne und von unseren
Erfahrungen in Ghana erzählen. Zwischendurch hat der Schulchor gesungen, was
mich immer sehr freut, und die Tanzgruppe hat etwas vorgetanzt. Es gab auch
einen Asonto-Tanzwettbewerb, bei dem die Kinder jedoch nicht freiwillig
antraten. Auch die Art wie die „schlechteren“ Kinder nach jeder Runde
rausgeworfen wurde, fand ich sehr fragwürdig. Ich persönlich hätte es viel
schöner gefunden, wenn alle Kinder einfach hätten tanzen können, denn alle
anderen Kinder wollten auch aufstehen und tanzen, wurden aber von den Lehrern
aufgehalten. Generell hätte ich es gut gefunden, wäre die Zeit der Reden von 3
Stunden auf vielleicht eine halbe Stunde gekürzt worden, sodass die Kinder dann
einfach noch hätten tanzen können. Sie haben alle so extrem viel Spaß beim
tanzen und ihr Rhythmusgefühl ist unglaublich! Auch diese Veranstaltung war
leider alles andere als weihnachtlich. Am nächsten Tag stellte sich enttäuschenderweise herraus, dass einige Lehrer, die Getränke und das Essen, was die Kinder bekommen haben, heimlich in die eigenen Taschen gesteckt haben. Die Schulleiterin hat in einer beeindruckenden Rede deutlich gemacht, wie beschämend dieses Verhalten doch ist! Da bekommen die Kinder einmal im Jahr soetwas tolles wie Cola oder Malzbier zu trinken, da klauen die Lehrer den Kindern einfach ihre Getränke!! Wie kann man nur so sein?! Das sind so unglaublich tolle Kinder, die es verdient haben einmal im Jahr ein Geschenk wie eine Cola zu bekommen! Das frustrierendste war, dass als die Headmisstress wütend den Raum verlassen hatte, alle anfingen zu lachen. Unglaublich...
Generell kann ich sagen, dass das erste Term sehr
erfolgreich war. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit, haben Tina und ich
alles gegeben um unsere Aufgabe als Volunteer gut zu erfüllen.
In den letzten zwei Wochen haben wir nachmittags in kleinen
Gruppen von 6-8 Kindern Weihnachtssterne gebastelt. Die Kinder haben sich
riesig gefreut, denn nachmittags passiert hier auf dem Schulgelände nicht mehr
viel. Bei diesen Nachmittagsaktionen können wir auch mal Kinder, die nicht in
der Sprach- oder Physiotherapie sind, mitnehmen, denn viele sind traurig, dass
sie nicht mit uns arbeiten dürfen. Den meisten Kindern hat das basteln sehr
viel Spaß gemacht, denn so etwas tun sie hier nicht oft, und sie waren sehr
stolz auf ihre Sterne. Wir haben die ganzen Sterne zum Abschied ausgeteilt, den
Kindern, die bei der Bastelaktion nicht mitmachen konnten, haben wir Sterne
gebastelt. Dazu hat jedes Kind ein Milchbonbon gekommen. Solche Bastelaktionen
wollen wir auch im nächsten Jahr weiterführen.
In meiner Klasse haben wir einen ganzen Tag lang,
Weihnachtskarten gebastelt. Die Kinder haben mit verschiedenen Schablonen
Tannenbäume, Sternschnuppen oder Engel gezeichnet, die sie dann mit
Buntstiften, Wasserfarben oder Wachsmalern ausgemalt haben.
Wir werden nun auch einmal die Woche in der Klasse
Kunstunterricht machen, den ich nach meinem eigenen Unterrichtsplan
unterrichte. Ich konnte Mr. Gyan von einer wöchentlichen Kunststunde
überzeugen, bei der die Kinder nicht bloß etwas malen, sondern auch etwas
Allgemeinbildung erlangen sollen. In unserer ersten Stunde haben wir z.B. alle
zusammen ein großes Plakat, auf dem ich die Karte der Erde gezeichnet habe, mit
Wasserfarben angemalt. Die Kinder haben dabei nicht nur ihre Feinmotorik
trainiert, sie haben auch die Kontinente kennen gelernt und erfahren, dass es
durchaus noch andere Länder außer Ghana, USA und UK gibt.
Gifty, mit der ich täglich physiotherapeutische Übungen
mache, kann ihre Hand mittlerweile an guten Tagen soweit öffnen, dass man mit
ihr zur Begrüßung die Hand schütteln kann. Und das schon vor den Übungen! Ich habe
ihr für die Ferien ein Heft mitgegeben, in dem ich alle Sprachübungen und die
Massagetechnik beschrieben und bebildert habe. Ich hoffe sehr, dass jemand
diese Übungen mit ihr zu Hause macht, sonst wird sie in den nächsten drei
Wochen wieder riesige Rückschritte machen.
Yaw mit dem ich die Sprachübungen mache, die Tina (Logopädin)
uns gezeigt hat, hat auch schon Fortschritte gemacht. Er weiß bei immer mehr
Buchstaben, wie er die Lippen zu beweben hat, um den entsprechenden Ton zu
erzeugen. Dadurch hören sich die Buchstaben nicht mehr alle gleich an. Außerdem
kann er, wenn er sich gut konzentriert, mittlerweile „fa, fe, fi, fo, fu“
sagen, und nicht mehr „f-ta, f-te, f-ti, …“. Mr. Gyan hat uns übrigens erlaubt
nun zweimal die Woche für zwanzig Minuten in die Turnhalle zu gehen, um die
Sprachübungen zu machen. Denn da ich im Moment fast immer unterrichte, hatte
ich kaum noch Zeit für die Einzellförderung. Am Anfang konnte ich, wenn ein
Kind seine Aufgabe schon fertig hatte, die Einzellförderung mit ihm machen,
während der jenige, der gerade unterrichtete nach den anderen Kindern und ihren
Aufgaben schaute.
Auch bei Ataa, macht sich dieses Problem bemerkbar. Ich habe
am Anfang öfter mit ihr arbeiten können, damit sie nicht mehr spiegelverkehrt
schreibt. Bei den Arbeitsblättern, die ich ihr vorbereite, muss man die ganze
Zeit daneben sitzen und sie erinnern den Pfeilen zu folgen. Da ich jetzt
meistens unterrichte habe ich dafür keine Zeit mehr. Trotzdem haben wir in der
ersten Zeit etwas erreicht, Ataa kann nun sicher das E und K schreiben. Im
nächsten Halbjahr werde ich Mr. Gyan noch einmal fragen, ob ich nicht auch mit
Ataa einmal wöchentlich in die Turnhalle gehen darf.
Mit Nana mache ich seit zwei Wochen jeden Dienstag
Konzentrationsübungen in der Turnhalle. Wir puzzlen viel und spielen Memory,
was ich ihm gebastelt habe und was aus seinen Lieblingsworten besteht, z.B. Fan
Ice, Security, Fire und Power. Außerdem möchte ich ihm lesen und schreiben beibringen.
Dafür habe ich ihm nun ein Buch angelegt, in dem er außerdem lernt in den
Linien zu schreiben, darauf legt Mr. Gyan besonders wert.
Isaac, dem ich versuche seinen Namen beizubringen, kann
mittlerweile das I und S ohne Hilfe abschreiben. Wenn man bedenkt, dass er
anfangs, wenn er etwas abschreiben sollte, nur Kringel gemalt hat, ist das ein
guter Fortschritt. Außerdem arbeite ich mit ihm daran ein Basis Englisch
Vokabular aufzubauen. Wir beschränken uns allerdings erst einmal auf die Worte,
die er am nötigsten in seinem Alltagsleben braucht. Die sechs Vokabeln zum Feld
„Essen“ kann er bereits alle und wir vertiefen sie mit einem Memory-Spiel, was
ich ihm gebastelt habe.
Bei Ivette, deren Füße und Beine ich massiere und mit der
ich laufen übe, weiß ich mittlerweile was ich sagen muss, um sie zu motivieren
mitzuarbeiten. Man merkt, dass sie nun viel mehr Spaß an der Therapie hat.
Die Arbeit hier macht mir sehr, sehr viel Spaß und trägt
Früchte, was das wichtigste ist.
Die Kinder sind einfach klasse und ich merke schon wie ich
sie vermisse, nur weil wir uns während der drei Wochen Weihnachtsferien nicht sehen. Der Abschied
nach den 12 Monaten wird mit Sicherheit herzzerreißend sein…