Beschreibung

Hallo,

mein Name ist Isabel Unger. Ich bin 19 Jahre alt und habe mich entschieden ab August 2012 für ein Jahr in Ghana zu leben. Mein Wohnort wird die große Stadt Kumasi sein, in der mich eine Gastfamilie aufnehmen wird. Vor Ort werde ich im Rahmen des EMC-Ghana Projektes an der Garden City Special School, einer Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, arbeiten.

Auf diesem Blog werde ich Berichte vom Leben und der Arbeit in Ghana, sowie Fotos hochladen.

Viel Spaß beim Lesen, eure Isa

Sonntag, 20. Januar 2013

9.1.13: der Reisemonat Dezember – Teil 1



Der Reisemonat Dezember begann am 6.12. mit einer Reise nach Cape Coast. Dort haben Tina und ich uns mit Magda und Franzi, die mittlerweile in Busua wohnt, getroffen. Nach der Schule sind wir aufgebrochen und dementsprechend spät angekommen. Um ca. 20 Uhr waren wir in Cape Coast, haben unsere Taschen auf das wunderschöne Zimmer im Baobab Guesthouse gebracht und sind zu Magda und Franzi gelaufen, die bereits im Oasis, einer Strandbar, saßen und gegessen haben. Dort haben wir dann auch meinen Geburtstag reingefeiert. Das war total schön! Ich hab sogar einen Schokokuchen mit Kerzen bekommenJ. Am nächsten morgen bei einem Pfannkuchen-mit-Banane-und-Schoko- Frühstück habe ich sogar noch Geschenke bekommen! Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet, super lieb! Und der nette Kellner hat mir ein Geburtstagsständchen gesungen und mich den Rest des Tages nur noch Happy genannt (wegen Happy Birthday). Wir haben den ganzen morgen auf dem gemütlichen Balkon mit Meerblick gesessen, gelesen und gequatscht. Nachmittags haben wir uns an den Strand gelegt, waren ein bisschen an den Straßenständen schoppen (ich habe ein wunderhüsches Muschelmobile gekauft) und haben lecker zu Abend gegessen. Eigentlich hatte das Restaurant geschlossen, da es der Tag der Präsidentschaftswahlen war (wozu ich später noch etwas schreiben werde), aber die Volunteers, Gloria, aus Bochum, und Julius, die im Baobab arbeiten, haben uns etwas gekocht. Super nett! Ich hatte eine leckere Erdnusssuppe mit Reisball, Gemüse und Tofu.
Nach dem Essen waren wir alle sooo voll gefuttert, dass wir auf dem Balkon, wo Sofas stehen, eingeschlafen sind. Glücklicher Weise konnte uns Tina dann noch alle motivieren feiern zu gehen. Wir waren wieder im Oasis, der Strandbar, wo freitags total viel los ist. Wir hatten ein tollen Abend, haben was getrunken, getanzt und nette Leute kennen gelernt. Den nächsten morgen musste ich dann leider verkatert im Bett verbringen, ich bin ja gar kein Alkohol mehr gewöhnt. Am Nachmittag mussten Magda und Franzi schon abreisen, Tina und ich hingegen haben uns das Cape Coast Castle angeschaut. Eine der vielen Sklavenburgen an Ghanas Küste. Wir hatten eine Führung durch das Gebäude, durch die riesigen und dunklen Kellerräume, wo die Sklaven zu tausenden saßen, und durch die wunderschönen, sonnendurchfluteten Gemächer der Gouverneure. Die Umstände unter denen die Sklaven oft wochenlang leben mussten bevor sie verschifft wurden, waren grauenhaft. Nicht dass ich es anders erwartet hätte. Archäologen haben an der Wand Striche gemalt, bis wohin er Kot gestanden haben muss. Die Striche waren teilweise über ein Meter hoch! Das würde bedeuten, dass die Sklaven bis zum Hals in ihren Ausscheidungen saßen! Das ist unvorstellbar. An einer Stelle haben sie den Bodenbelag bis zum ursprünglichen Boden abgetragen. Die 20 cm Bodenbelag auf denen wir gelaufen sind, bestanden nur aus festgetretenem Kot, Urin, Blut und verrottetem Menschen. Neben den Sklaven kellern gab es einen Kerker für Frauen und einen für Männer. In den Frauenkerker kamen diejenigen, die  sich weigerten mit den britischen Händlern zu schlafen. Diese Frauen bekamen, dann für eine Woche weniger zu Essen als die anderen (noch weniger). Aus dem Männerkerker ist niemand mehr lebend herausgekommen. Dort hin kamen diejenigen, die wiederholt die Sklaventreiber angriffen oder versuchten die anderen gegen sie aufzulehnen. In diesem Kerker war es sehr, sehr  heiß und stockdunkel. Die Gruppe, mit der ich die Führung gemacht habe, wurde nur für wenige Minuten in dem Kerker eingeschlossen und ich hatte ein sehr unangenehmes Gefühl dabei. In diesem Kerker sollten die Sklaven langsam verhungern.
Nahezu lächerlich ist die Kirche, die direkt über den Sklavenkellern der Männer gebaut wurde und die vor dem Eingang ein Guckloch zu dem Keller hatte.
Es war auf jeden Fall eine sehr interessante Führung und die Burg sah, obwohl dort so viel Schreckliches geschah, im Abendlicht wunderschön aus.
Am Abend haben wir wieder sehr gut gegessen, Spagetti mit Pilzcremsoße. Wann bekommt man auch schon mal eine Pilzcremsoße in Ghana! Später sind wir wieder ins Oasis gegangen, wo wir uns mit zwei Australierinnen getroffen haben, die wir am Nachmittag kennen gelernt hatten. Die Australierinnen waren sehr nett und haben mich sehr beeindruckt. Sie arbeiten in einem Dorf in der Volta Region. Im Dorf gibt es keine Toiletten, nur ein Loch im Boden, worauf aber niemand mehr geht, denn es ist voll mit riesigen Käfern und Maden, die einem die Beine hoch krabbeln, während man sein Geschäft verrichtet. Deshalb gehen alle Dorfbewohner im Busch aufs Klo. Die beiden laufen also jeden Tag in den Busch und suchen sich einen noch nicht voll gekackten Baum und hoffen dass sie niemand beobachtet. Man war ich froh über unsere Toilette, die sogar (meistens) abziehen kann.
Im Oasis war an diesem Abend eine Vorstellung von ghanaischem Tanz, was sehr, sehr cool ist. Total schnell und rhythmisch. Wir haben dann auch unsere Freunde vom Vorabend wieder getroffen und uns gut unterhalten. Der eine von ihnen war nämlich schon öfter in Deutschland und kann auch fließend deutsch sprechen. Er ist sehr intelligent und gebildet und man konnte mal wieder ein tiefgründigeres Gespräch führen. Solche Gespräche vermisse ich hier wirklich.
Leider mussten wir am nächsten morgen nach dem Frühstück schon aufbrechen, zurück ins Molloch. Wir sind zum ersten Mal mit dem MMT Bus gefahren, da wir die MMT Station in Kumasi immer noch nicht gefunden haben, aber die Station in Cape Coast war direkt gegenüber vom Baobab. Die MMT Busse sind Reisebusse, die allerdings viel enger sind , denn die Sitze sind in Dreierreihen, allerdings sind sie so schmal, dass da kein durchschnittlicher ghanaischer Hintern drauf passt. Trotzdem fahren wir lieber mit diesen Bussen, denn die Chance, dass der Bus bei einem Unfall mit einem Trotro „heile“ davon kommt ist größer. Wenn man sich die vielen total zerknautschten oder um Bäume gewickelte Trotros am Straßenrand anschaut, fühlt man sich in einem so großen Bus, in dem der Fahrer auch wesentlich vorausschauender fährt, wirklich sicherer. Dieser sichere Bus hatte jedoch gleich nach 10 m einen Unfall. Aber der war nur ganz klein. Wir sind in einen parkenden Bus gefahren. Der andere Bus hatte auch eine ordentlich Beule, aber unser Busfahrer hat nur seinen Seitenspiegel zu Recht geschlagen und ist weiter gefahren. 
                                         im Baobab

                                          Cape Coast Castle
                                   The door of no return



                                            im Oasis