Der Reisemonat Dezember begann am 6.12. mit einer Reise nach
Cape Coast. Dort haben Tina und ich uns mit Magda und Franzi, die mittlerweile
in Busua wohnt, getroffen. Nach der Schule sind wir aufgebrochen und dementsprechend
spät angekommen. Um ca. 20 Uhr waren wir in Cape Coast, haben unsere Taschen
auf das wunderschöne Zimmer im Baobab Guesthouse gebracht und sind zu Magda und
Franzi gelaufen, die bereits im Oasis, einer Strandbar, saßen und gegessen
haben. Dort haben wir dann auch meinen Geburtstag reingefeiert. Das war total
schön! Ich hab sogar einen Schokokuchen mit Kerzen bekommenJ.
Am nächsten morgen bei einem Pfannkuchen-mit-Banane-und-Schoko- Frühstück habe
ich sogar noch Geschenke bekommen! Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet,
super lieb! Und der nette Kellner hat mir ein Geburtstagsständchen gesungen und
mich den Rest des Tages nur noch Happy genannt (wegen Happy Birthday). Wir
haben den ganzen morgen auf dem gemütlichen Balkon mit Meerblick gesessen, gelesen
und gequatscht. Nachmittags haben wir uns an den Strand gelegt, waren ein
bisschen an den Straßenständen schoppen (ich habe ein wunderhüsches
Muschelmobile gekauft) und haben lecker zu Abend gegessen. Eigentlich hatte das
Restaurant geschlossen, da es der Tag der Präsidentschaftswahlen war (wozu ich
später noch etwas schreiben werde), aber die Volunteers, Gloria, aus Bochum,
und Julius, die im Baobab arbeiten, haben uns etwas gekocht. Super nett! Ich
hatte eine leckere Erdnusssuppe mit Reisball, Gemüse und Tofu.
Nach dem Essen waren wir alle sooo voll gefuttert, dass wir
auf dem Balkon, wo Sofas stehen, eingeschlafen sind. Glücklicher Weise konnte
uns Tina dann noch alle motivieren feiern zu gehen. Wir waren wieder im Oasis,
der Strandbar, wo freitags total viel los ist. Wir hatten ein tollen Abend,
haben was getrunken, getanzt und nette Leute kennen gelernt. Den nächsten morgen
musste ich dann leider verkatert im Bett verbringen, ich bin ja gar kein
Alkohol mehr gewöhnt. Am Nachmittag mussten Magda und Franzi schon abreisen,
Tina und ich hingegen haben uns das Cape Coast Castle angeschaut. Eine der
vielen Sklavenburgen an Ghanas Küste. Wir hatten eine Führung durch das
Gebäude, durch die riesigen und dunklen Kellerräume, wo die Sklaven zu
tausenden saßen, und durch die wunderschönen, sonnendurchfluteten Gemächer der Gouverneure.
Die Umstände unter denen die Sklaven oft wochenlang leben mussten bevor sie
verschifft wurden, waren grauenhaft. Nicht dass ich es anders erwartet hätte.
Archäologen haben an der Wand Striche gemalt, bis wohin er Kot gestanden haben
muss. Die Striche waren teilweise über ein Meter hoch! Das würde bedeuten, dass
die Sklaven bis zum Hals in ihren Ausscheidungen saßen! Das ist unvorstellbar.
An einer Stelle haben sie den Bodenbelag bis zum ursprünglichen Boden
abgetragen. Die 20 cm Bodenbelag auf denen wir gelaufen sind, bestanden nur aus
festgetretenem Kot, Urin, Blut und verrottetem Menschen. Neben den Sklaven
kellern gab es einen Kerker für Frauen und einen für Männer. In den Frauenkerker
kamen diejenigen, die sich weigerten mit
den britischen Händlern zu schlafen. Diese Frauen bekamen, dann für eine Woche
weniger zu Essen als die anderen (noch weniger). Aus dem Männerkerker ist
niemand mehr lebend herausgekommen. Dort hin kamen diejenigen, die wiederholt
die Sklaventreiber angriffen oder versuchten die anderen gegen sie aufzulehnen.
In diesem Kerker war es sehr, sehr heiß
und stockdunkel. Die Gruppe, mit der ich die Führung gemacht habe, wurde nur
für wenige Minuten in dem Kerker eingeschlossen und ich hatte ein sehr
unangenehmes Gefühl dabei. In diesem Kerker sollten die Sklaven langsam
verhungern.
Nahezu lächerlich ist die Kirche, die direkt über den
Sklavenkellern der Männer gebaut wurde und die vor dem Eingang ein Guckloch zu
dem Keller hatte.
Es war auf jeden Fall eine sehr interessante Führung und die
Burg sah, obwohl dort so viel Schreckliches geschah, im Abendlicht wunderschön
aus.
Am Abend haben wir wieder sehr gut gegessen, Spagetti mit
Pilzcremsoße. Wann bekommt man auch schon mal eine Pilzcremsoße in Ghana!
Später sind wir wieder ins Oasis gegangen, wo wir uns mit zwei Australierinnen
getroffen haben, die wir am Nachmittag kennen gelernt hatten. Die
Australierinnen waren sehr nett und haben mich sehr beeindruckt. Sie arbeiten
in einem Dorf in der Volta Region. Im Dorf gibt es keine Toiletten, nur ein
Loch im Boden, worauf aber niemand mehr geht, denn es ist voll mit riesigen
Käfern und Maden, die einem die Beine hoch krabbeln, während man sein Geschäft
verrichtet. Deshalb gehen alle Dorfbewohner im Busch aufs Klo. Die beiden
laufen also jeden Tag in den Busch und suchen sich einen noch nicht voll
gekackten Baum und hoffen dass sie niemand beobachtet. Man war ich froh über
unsere Toilette, die sogar (meistens) abziehen kann.
Im Oasis war an diesem Abend eine Vorstellung von
ghanaischem Tanz, was sehr, sehr cool ist. Total schnell und rhythmisch. Wir
haben dann auch unsere Freunde vom Vorabend wieder getroffen und uns gut
unterhalten. Der eine von ihnen war nämlich schon öfter in Deutschland und kann
auch fließend deutsch sprechen. Er ist sehr intelligent und gebildet und man
konnte mal wieder ein tiefgründigeres Gespräch führen. Solche Gespräche
vermisse ich hier wirklich.
Leider mussten wir am nächsten morgen nach dem Frühstück
schon aufbrechen, zurück ins Molloch. Wir sind zum ersten Mal mit dem MMT Bus
gefahren, da wir die MMT Station in Kumasi immer noch nicht gefunden haben,
aber die Station in Cape Coast war direkt gegenüber vom Baobab. Die MMT Busse
sind Reisebusse, die allerdings viel enger sind , denn die Sitze sind in
Dreierreihen, allerdings sind sie so schmal, dass da kein durchschnittlicher
ghanaischer Hintern drauf passt. Trotzdem fahren wir lieber mit diesen Bussen,
denn die Chance, dass der Bus bei einem Unfall mit einem Trotro „heile“ davon
kommt ist größer. Wenn man sich die vielen total zerknautschten oder um Bäume
gewickelte Trotros am Straßenrand anschaut, fühlt man sich in einem so großen
Bus, in dem der Fahrer auch wesentlich vorausschauender fährt, wirklich
sicherer. Dieser sichere Bus hatte jedoch gleich nach 10 m einen Unfall. Aber
der war nur ganz klein. Wir sind in einen parkenden Bus gefahren. Der andere
Bus hatte auch eine ordentlich Beule, aber unser Busfahrer hat nur seinen
Seitenspiegel zu Recht geschlagen und ist weiter gefahren.
im BaobabCape Coast Castle
The door of no return
im Oasis