Gestern am Samstag sind wir von der Schule aus zu einer
richtigen Beerdigung in ein Dorf ca. eine Stunde außerhalb Kumasis gefahren.
Wieder ging es um den Vater oder Mann einer anderen Kollegin, die ich vorher
noch nie gesehen hab. Zu dieser richtigen Beerdigung zieht man sich schick an. Abena hat mir ein
ghanaisches Beerdigungskleid geliehen. Als wir in dem Dorf ankamen sah man
überall nur schwarz, oder auch braun, weiß und rot (die Farben der Trauer)
gekleidete Menschen herum laufen und sitzen. Unter jeden Schattenspendenden
Baum oder Mauer waren Stühle aufgebaut. Im ganzen Dorf hat es vor Menschen nur
so gewimmelt. Wir sind zunächst in irgendeinen Hinterhof gegangen, wo wir uns
hinsetzten und uns Hände schüttelnd und winkend Menschen begrüßten. Es wurde uns
Wasser gebracht und Essen. Für manche gab es Reis mit Fleisch und andere
bekamen Fisch mit Banku und wieder andere Suppe mit Banku. Ich habe gesagt,
dass ich Vegetarier bin und keine Tiere esse und es gar nicht schlimm ist, wenn
ich nichts esse, ich war sowieso voll! Und ich habe Fisch mit Banku bekommen.
Banku ist ein Klops irgendwas, schmeckt ein bisschen wie Sauerteig und stopft
unheimlich. Dazu gibt es eine Soße, die aus klein gestampftem Fisch und noch
anderen Sachen bestand, was ich an den herum schwimmenden Fischschuppen gesehen
habe. Dazu gab es einen getrockneten Fisch, der mich mit gelben Augen angestarrt
hat. Ich hab also gesagt, ich probiere es, ich wollte ja nicht unhöflich sein.
Ich musste allerdings schon etwas kämpfen und mich zusammenreißen. Als ich die
Hälfte dieser riiiiiesigen Portion gegessen hatte, echt stolz und total voll
gefuttert war, dachte ich okay das genügt jetzt hoffentlich der Höflichkeit
halber, doch bevor ich irgendetwas sagen konnte, meinten alle „Eat! Eat! Eat
all!“. Ich hab also weiter gegessen, konnte aber beim besten Willen nicht alles
aufessen. Ich hab mich entschuldigt und die Lehrerin neben mir gefragt ob es
sehr unhöflich sei und sie meinte „ja“. Also haben wir den Rest einem Kind
gegeben, das auf dem Hof lebt. Unhöflich war ich anscheinend trotzdem. Naja,
dann sind ein paar Lehrer aufgebrochen und einige blieben wo sie waren. Da uns
niemand gefragt hat ob wir mit kommen wollen, blieben Tina und ich einfach auch
mal sitzen. Irgendwann später dreht sich die Headmisstress zu uns um und fragt
warum wir nicht mitgegangen sind. Mr. Otu, der stellvertretende Schulleiter,
hat angerufen, wo wir denn sind. Das war mal wieder so eine typische Situation,
man erwartet etwas zu uns, aber einfach mal zu sagen, dass wir mitgehen sollen
o.ä., fällt hier nie jemandem ein. Also hieß es „wollt ihr etwa nicht unsere
Kultur kennen lernen?“ und die Erklärung, dass wir es nicht wussten, da uns
niemand gefragt hat ob wir mitgehen wollen, kam glaub ich auch nicht wirklich
an. Uns hat dann also eine Lehrerin zu einer großen Wiese gebracht. In der
Mitte stand der geschmückte Sarg und darum wieder Pavillons. Der Sarg war ein
Glück geschlossen, da wir nachmittags kamen, morgens wäre er geöffnet gewesen.
Wir haben also wieder die Runde gemacht und Hände geschüttelt und haben uns
dann zu Mr. Otu gesetzt. Diesmal gab es auch einige Trommler und Sänger, die
für die Musik gesorgt haben. Nach insgesamt ca. zwei Stunden, sind wir wieder
gefahren.
Ich glaube ich werde in den nächsten Monaten noch auf einige
Beerdigungen gehen!