Im Juli hatten wir ein Abschlusstreffen mit Frau Kwadade (unserer
Koordinatorin in Accra), mit einem Beamten von SPED (die
Sonderschulen in Ghana unterstehen diesem Ministerium), mit der
Direktorin, dem stellvertretenden Direktor und unseren Mentoren.
Bei diesem Treffen haben wir das Jahr reflektiert und ich habe der
Direktorin mal die Meinung gegeigt bezüglich ihres Verhaltens mir
gegenüber. Sie hat mich das ganze Jahr nur als Schatten von Tina
wahrgenommen, einfach nur weil Tina älter ist als ich und eine
abgeschlossene Ausbildung hat. Wenn es um Termine für die Workshops,
Projekte o.ä. ging, hat sie generell nur Tina angesprochen. Sie hat
mich so gar nicht als eigenständig arbeitende Person wahrgenommen.
Das hätte sie wohlmöglich nicht getan, wäre sie auch nur ein
einziges Mal in unser Büro oder in meine Klasse gekommen. Tina und
ich haben nämlich einen ehemaligen Abstellraum mit Mr. Otu zu einem
Therapieraum umfunktioniert und ein ganzes Regal voll Arbeitsmaterial
angelegt, zum Teil von Spendengeldern finanziert und zum Teil aus
eigener Tasche bezahlt. Auch in der Klasse habe ich
Unterrichtsmaterialien angefertigt, sowie Lernplakate zusammen mit
den Schülern gestaltet. Aber von all dem weiß Madam nichts, da sie
uns trotz Einladung nie dort besucht hat.
Naja auf jeden Fall leitet sie das Treffen damit ein, dass sie
Tina aufforderte mich doch zuerst erzählen zu lassen, weil wenn Tina
anfangen würde, hätte ich ja gar nichts mehr zusagen. Ich habe ihr
also Mal erzählt, dass ich sehr wohl etwas zu erzählen hätte, denn
mit meiner Arbeit und den Projekten in der Klasse, mit der
Physiotherapie, den Einzelförderungen und den etlichen Büchern, die
ich für die Lehrer meiner Einzelförderungsschüler angelegt habe,
hat Tina rein gar nichts zu tun! Nur das EMC Projekt und das
Nachmittagsprogram haben Tina und ich zusammen gestaltet. Und dabei
liegt die Betonung auf ZUSAMMEN. Ich sagte, dass ich damit sehr wohl
umgehen kann, von ihr immer nur als Schatten gesehen zu werden, da es
mir nicht wichtig ist, ob sie meine Arbeit würdigt oder nicht.
Hauptsache ich selbst weiß, dass ich gute Arbeit leiste und dass die
Schüler davon profitieren. Allerdings weiß ich wie demotivierend
dies sein kann und wäre ich schwächer gewesenen und hätte ich
vielleicht einen anderen Charakter als Tina an meiner Seite gehabt,
wer weiß vielleicht hätte ich mich nicht alleine wieder motivieren
können, sondern wäre in ein Loch gefallen, wie es anscheinend
Vorgänger taten. Mich wundert es nicht warum! Ich sagte, dass ich
mir wünschen würde, dass sie bei den nächsten Freiwilligen, die
ebenfalls einen Altersunterschied von 6 Jahren haben, mehr darauf
achtet, die Jüngere nicht gleich abzustempeln und zu demotivieren.
Ich hoffe sie hat sich irgendetwas von dem was ich gesagt habe,
gemerkt oder vielleicht sogar zu Herzen genommen.
Nun ja, danach sind wir mit der Gruppe noch zum Schulladen, dem
EMC Projekt, gelaufen und haben ihn präsentiert. Leider sind Mr. Otu
und die Direktorin während dessen gegangen, sodass sie das Büro,
was wir danach zeigten, wieder nicht gesehen hat. Unglaublich!