Der Abschied von der Schule fiel mir leichter als gedacht. Die
Schüler verschwanden nämlich einfach einer nach dem anderen im
Laufe der Woche. Sie wurden oft abends oder früh morgens von ihren
Eltern abgeholt, sodass kein richtiger Abschied zustande kam. Und
selbst, wenn wir mitbekamen, dass ein Schüler abgeholt wurde, haben
wir ihm natürlich nur schöne Ferien gewünscht. Die meisten wussten
ja auch nicht, dass wir uns erst einmal nicht wieder sehen werden,
also warum sollten wir es ihnen unnötig schwerer machen?
In der vorletzten Woche hatten wir freitags eine Besprechung. Dies
war die letzte Besprechung zusammen mit der Direktorin und einigen
Mitarbeitern, denn diese sind am folgenden Montagmorgen mit zu der
Olympiade der Sonderschulen in Ghana gefahren, an der 20 Schüler
unserer Schule teilnahmen. Die Direktorin schloss also die
Versammlung, alle standen auf und plötzlich sagte sie „Ach halt,
übrigens unsere Freiwilligen werden die Schule bald verlassen und
einige von uns werden sie wegen der Olympiade nicht mehr sehen. Also
good bye“.
Den richtigen Abschied von der Direktorin hatten wir bereits am
Sonntag. Da wir in den letzten Wochen auch am Wochenende arbeiteten,
waren wir an der Schule. Wir sind auf dem Schulhof also auf sie
zugelaufen und wollten uns verabschieden. Mitten in der Unterhaltung
fiel ihr plötzlich ein, dass sie unsere Abschlussberichte ja noch
nicht unterzeichnet hatte. Wir erklärten ihr also, was für Probleme
wir mit dem Ausdrucken hatten, aber dass wir alles schon mit Mr. Otu
besprochen haben und er die Berichte Montag unterzeichnen wird. Die
Direktorin, die meiner Meinung ein riesiges Autoritätsproblem hat,
schimpfte direkt los, was uns denn einfallen würde mit Mr. Otu und
nicht mit ihr darüber zu reden. Mr. Otu hätte gar nicht das Recht
die Berichte zu unterschreiben nur sie allein hätte das Recht. Das
gesamte letzte Jahr mussten wir mit allem zuerst zu den Mentoren und
dann zu Mr. Otu, bevor wir mit ihr darüber sprachen und ganz
plötzlich nach 11 Monaten war das der falsche Weg? Wir mussten erst
zu ihr und dann zu Mr. Otu? Seit wann?! Auf jeden Fall sollten wir
die Berichte dann schnell am Schulcomputer ausdrucken, wofür der
Sekretär erst einmal herbestellt werden musste. Wir gaben ihr die
Berichte und wollten uns verabschieden und unsere Schulleiterin, mit
der wir nun ein Jahr zusammen gearbeitet haben, streckte uns die Hand
über ihrem Schreibtisch entgegen, erhob sich nicht einmal, und sagte
„Bye“.
Bye.
Nach diesem enttäuschenden Händedruck wurden wir in der letzten
Besprechung vor den Ferien noch einmal nach Vorn gerufen. Es wurden
ein paar Sätze zu unserer Arbeit an der Schule gesagt und wir
bekamen Geschenke, zwei Stoffe, überreicht. Danach machten wir noch
mit einigen Lehrern, Sekretärinnen und dem Küchenpersonal Fotos.
Das war ein schöner Abschied!
(An dieser Stelle würde ich zu gerne die Fotos mit den Mitarbeitern der Schule hereinstellen. Das ist aber leider nicht möglich, da Tina sie mit ihrer Kamera gemacht hat und alle Fotos die auf ihrer letzten Speicherkarte sind, d.h. die der letzten Monate, nicht auf den Coputer übertragbar sind. Man kann sie nur noch auf der Kamera anschauen. Ärgerlich.)