Heute waren wir auf dem Markt. In Kumasi gibt es einen
riesigen Markt, irgendwo habe ich mal gelesen es sei der größte Martkt Afrikas.
Er liegt mitten in der Stadt wie in einem Talkessel. Schon außerhalb des
Marktes ist es sehr stressig! Man wird ständig hab von Taxis oder Trotros
überfahren, aber näher zum Bürgersteig kommt man auch nicht, da Taxis und
Gemüseauslagen auf der Straße einem den Weg versperren. Wenn man es dann
geschafft hat irgendwie zum Bürgersteig zu kommen, läuft man an ganz vielen
kleinen Ständen und Tischen vorbei auf denen alles Mögliche zum Verkauf
angeboten wird. Der Markt ist in verschiedene Bereiche gegliedert in denen
hauptsächlich irgendetwas der selben Art verkauft wird. Es gibt Bereiche in
denen Krimskrams, Elektronik, Töpfe, Schmuck, Secondhandkleidung oder
ghanaische Stoffe verkauft werden. In einem Bereich, wir nennen ihn den Bereich
des bunten Staubes, wird bunter Staub, der teilweise zu kleinen und großen
Bällen gepresst ist, verkauft. Keine Ahnung wozu er gut ist. Außerdem gibt es
natürlich sehr viele Lebensmittel zu kaufen. Es gibt Obst und Gemüsestände und
teilweise auch Auslagen auf dem Boden, sowie Stände an denen halb geschlachtete
Tiere hängen. Hufen von Ziegen und Kühen scheinen sehr beliebt zu sein. Auf dem
Boden werden in Waschschüsseln verschiedenste getrocknete oder „frische“ Fische
verkauft. Wenn man bedenkt, dass die Küste sechs Stunden entfernt liegt und der
übliche Transportweg für Fleisch und Fisch ein Trotro ist, wird der Fisch
wahrscheinlich nicht mehr so frisch sein. Es werden auch noch lebende Tiere
verkauft, Hühner die mit zusammengebundenen Beinen in engen Schüsseln oder
Netzen sitzen, Krebse, die ebenfalls zusammengeschnürt werden oder riesige
Schnecken, die gerne mal die Flucht ergreifen, aber leider, leider zu langsam
sind. In den Lebensmittelbereichen sind die Gerüche alles andere als schön. Es
riecht hauptsächlich verwest und wenn sich Fisch- und Fleischgeruch mit
verschimmelter Tomate vermischen, dann stinkt es.
Auf dem Markt haben wir uns die ersten ghanaischen Stoffe
gekauft, aus denen wir nächsten Monat Kleider machen lassen. Außerdem habe ich
für umgerechnet 80 Cent in den gigantischen Wühlbergen auf der Straße zwei
Secondhand-t-shirts gekauft.
Auf der einen Seite war es ziemlich interessant mal in den
Markt rein zu gehen. Es war unser erster Besuch im Markt, vorher sind wir nur drum
herum gelaufen und das allein war schon so anstrengend, dass wir gar nicht
hinein wollten. Auf der anderen Seite war es sehr stressig! Viele Menschen rufen
nach einem und halten einen so fest, dass man blaue Flecke bekommt. Ich wurde
sogar an den Haaren gezogen, nur weil irgendein Idiot mir „Hello, how are you“
sagen wollte und ich ihm anscheinend zu schnell vorbei gelaufen bin. Es wird
eher selten akzeptiert, dass man nach dem Preis fragt und dann nichts kauft, da
man erst noch den restlichen Markt erkunden möchte und es wird oft gesagt, dass
auch gucken etwas kostet, was ich für eine eher semioptimale Geschäftsstrategie
halte. Aber wir hatten auch nette Begegnungen, die sich gefreut haben, dass wir
bei ihnen gekauft haben und sie haben sich noch viel mehr gefreut, als wir mit
ihnen ein bisschen Twi gesprochen haben. An meinem zweiten Tag in Kumasi hat
mich Alberta mit zum Markt (nicht auf den Markt) genommen und ich habe
einen sehr netten Schuhmacher kennen gelernt. Alberta meinte sie ist ohne mich
schneller unterwegs, also hat sie mich mit den Einkaufstüten bei dem
Schuhmacher geparkt. Wir haben uns unterhalten und er hat sogar sein Essen mit
mir geteilt. Seitdem gehe ich ihm immer kurz „Hallo“ sagen, wenn ich bei Dr.
Mesa, der Trotrostation am Markt, bin.
Nachdem anstrengenden Vormittag auf dem Markt sind Tina und
ich noch zu einer Beerdigung gefahren, wo das Kollegium mal wieder hin musste.