Am letzten Wochenende sind wir nach Nkoranza gefahren.
Freitag nach der Schule haben wir Magda in Kumasi getroffen, die sich bereits
am morgen in Winneba auf den Weg gemacht hat. Nach dreistündiger Fahrt Richtung
Norden sind wir in Nkoranza angekommen und haben ein Taxi zum Gelände der
Hand-In-Hand Community genommen. Dort wurden wir von Jan und Julia, zwei
Volunteers von bezev, begrüßt. Wir waren in einem kleinen Guesthouse auf dem
Gelände untergebracht. Es war ein schönes kleines Zimmer, indem wir
(ausnahmsweise) zu dritt in einem Riesigen Doppelbett geschlafen haben. Das
Bad, bzw. Toilette und Dusche waren außerhalb des Bungalows mit einer ca. 1,60
m hohen Mauer vom restlichen Gelände abgegrenzt. So eine Freilichtdusche finde
ich super, denn man kann duschen während einem die Morgensonne ins Gesicht
scheint.
Nachdem wir das Zimmer bezogen hatten, sind wir alle
zusammen in die kleine Stadt Nkoranza gelaufen, um etwas zu Abend zu essen.
Dabei begleitete uns auch Johanna, die dritte deutsche Freiwillige im Projekt.
Ich kaufte mir am Straßenrad ein Brot mit Spiegelei, die anderen nahmen Reis.
Zurück auf dem Projektgelände haben wir es uns im Volunteer-Bereich bequem
gemacht und bis spät in die Nacht geredet. Die Freiwilligen haben in der
Community nämlich ihren eigenen Bereich, mit Bungalows, einer Küche, Toilette
und Freilichtdusche, einem Aufenthaltsraum drinnen und einer Sitzecke draußen.
Da wir für meine Verhältnisse sehr spät ins Bett gegangen
sind, um 1 Uhr (sonst schlafe ich hier zwischen 19 und 20 Uhr schon), haben wir
am nächsten morgen mal so richtig ausgeschlafen! Erst nach 9 Uhr sind wir
langsam aufgestanden und haben geduscht. Julia hat uns zum frühstück angeholt,
Johanna und Jan haben noch geschlafen. Wir haben leckeren Kaffee gekocht und
Brot mit Marmelade gegessen.
Mittags haben Jan und Julia uns dann über das Projektgelände
geführt. Es ist riesig. Es gibt einige Häuser, in denen die Menschen mit
Behinderung in Gruppen zu sechst mit je einem Betreuer wohnen. Hauptsächlich
leben hier Kinder, die im Projekt umsorgt und gefördert werden, aber außerhalb
zur Schule gehen. Außerdem gibt es für die Menschen auf dem Gelände einen
Disko-Pavillon, einen Spiele-Pavillon, ein Fernseh-Haus, ein
Mittagsschlaf-Haus, eine Sommerschule, eine Essecke, einen Kinderpool und einen
Spielplatz. Es gibt auch einen Snoozel-Raum, einen Raum der besonders für
schwer-mehrfach behinderte Kinder interessant ist. Dort gibt es eine
Sitzkissenschaukel, über der Bälle baumeln, Matratzen über denen Lichterketten
hängen, und Bilder, auf denen man verschiedene Materialien ertasten kann.
Die älteren Bewohner arbeiten in den Werkstätten und weben,
nähen oder stellen Perlenketten her. Es gibt auch einen Perlenbrennofen, in dem
aus alten Glasflaschen Perlen
hergestellt werden. An einem Tisch für autistische Kinder, werden
Partygirlanden gebastelt. Die hergestellten Ketten, Taschen und Geldbeutel
werden in einem Shop auf dem Gelände, aber auch über Bestellung im Internet
verkauft.
Für die Touristen gibt es einige Gästehäuser, kleine
Bungalows sowie unserer, und ein Restaurant.
Das Gelände ist sehr weitläufig und sehr grün. In einem
kleinen natürlichen Felsgarten am Rande des Geländes wurden ein Altar und Sitzbänke
aufgebaut, um hier immer sonntags einen kleinen Gottesdienst abzuhalten.
Nachmittags sind wir zum Markt in Nkoranza gelaufen, wo wir
für unser Abendessen einkauften. Dort war es fast entspannt über den Markt zu
laufen. Es war nicht sehr voll und die Menschen haben uns angelächelt. Wenn wir
Twi mit ihnen geredet haben, haben sie sich total gefreut. Wir wurden nicht ein
Mal am Arm oder an den Haaren gezogen und es wurde nicht penetrant „ Weiße
komm!“ gebrüllt. Auch auf dem Rückweg wurde nicht ein Mal „Weiße“ gerufen.
Durch Nkoranza zu laufen war wirklich so was von angenehm. Tina und ich haben
noch eine nette Begegnung mit einem Jungen, der ca. 9 Jahre alt war, gemacht.
Er ist die ganze Zeit schweigend, aber lächelnd, mit seinem Fahrrad hinter uns
her gelaufen und wenn wir stehen geblieben sind um ein Foto zu machen, ist er
auch stehen geblieben und hat uns aufmerksam angeschaut. Als wir ihm Fragen
gestellt haben, hat er diese schüchtern lächelnd beantwortet und als ich
fragte, ob ich ihn fotografieren dürfte, hat er sich gefreut. Die meisten
Kinder wollen ständig fotografiert werden. Er ist uns bis zur Community gefolgt
und wurde dort von dem Securitymann weg geschickt. Wir haben uns von ihm
verabschiedet und er hat noch einen Keks bekommen, von den leckeren Keksen, die
wir eben gekauft hatten.
Eine sehr sympathische und unaufdringliche Begegnung war
das.
Abends haben wir dann zusammen gekocht: Kuntumre, das sind
große grüne Blätter, die man kocht und die dann ähnlich wie Spinat schmecken,
mit Zwiebeln und Knoblauch und frittierte Yam, die etwas bitterer und trockener
als Kartoffel schmeckt. Dazu gab es Spiegelei und Ketchup. Im Grunde haben wir
aus ghanaischen Zutaten Spinat, Pommes und Spiegelei gekocht. Hat ziemlich gut
geschmeckt! Nach dem Essen haben wir noch zusammen gesessen und geredet, bis
müde und voll gefuttert ins Bett gefallen sind. Nachdem wir am Sonntag wieder
ausgeschlafen und dann ausgiebig gefrühstückt haben, sind wir aufgebrochen
zurück nach Kumasi. Magda hat noch eine Nacht bei mir geschlafen und sich am
Montagmorgen die Garden City Special School angeschaut, bevor sie sich auf den
sechsstündigen Heimweg nach Winneba gemacht hat.
Es war ein ziemlich schönes und vor allem ganz entspanntes
Wochenende!
Hier ist der Link zur Internetseite von der Hand-In-Hand
Community. Dort findet man schöne Videos aus dem Projekt und kann sich die
Produkte anschauen:
http://www.operationhandinhand.nl/engels.htm
die Webwerkstatt
der Perlenbrennofen
der Snoozel-Raum
ein sehr deutscher Spielplatz
die Kirche
unser neuer Freund
auf dem Rückweg in einem sehr geräumigen Trotro