Beschreibung

Hallo,

mein Name ist Isabel Unger. Ich bin 19 Jahre alt und habe mich entschieden ab August 2012 für ein Jahr in Ghana zu leben. Mein Wohnort wird die große Stadt Kumasi sein, in der mich eine Gastfamilie aufnehmen wird. Vor Ort werde ich im Rahmen des EMC-Ghana Projektes an der Garden City Special School, einer Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, arbeiten.

Auf diesem Blog werde ich Berichte vom Leben und der Arbeit in Ghana, sowie Fotos hochladen.

Viel Spaß beim Lesen, eure Isa

Dienstag, 20. November 2012

20.11.12:


Bilanz des heutigen Tages (wir waren kurz in der Stadt):

- 1 mal wurde ich feste an den Haaren gezogen
- 1 mal wurde mir direkt ins Gesicht gefasst
- 9 mal wurde ich feste am Arm gezogen
- 5 mal habe ich ein penetranten Heiratsantrag bekommen
- 2 mal wurde ich aufgefordert mein Essen abzugeben (nicht von Leuten, die sich nicht selbst Essen kaufen könnten, ich habe es trotzdem geteilt)
- 1 mal wurde ich aufgefordert einer Frau Kekse zu kaufen
- 2 mal wurde ich aufgefordert Geld zu geben (von Leuten in schicken Trikots und mit guten Fußballschuhen, die es offensichtlich nicht nötig hätten)
- 1000 mal habe ich das Wort Obrouni gehört
- und ein bestimmt 80jähriger Mann hätte doch gerne Sex mit mir

Und all das kam von Erwachsenen, nicht etwa von Kindern.

Samstag, 17. November 2012

12.11.12: Nkoranza – ein Besuch bei Jan und Julia in der Hand-In-Hand Community



Am letzten Wochenende sind wir nach Nkoranza gefahren. Freitag nach der Schule haben wir Magda in Kumasi getroffen, die sich bereits am morgen in Winneba auf den Weg gemacht hat. Nach dreistündiger Fahrt Richtung Norden sind wir in Nkoranza angekommen und haben ein Taxi zum Gelände der Hand-In-Hand Community genommen. Dort wurden wir von Jan und Julia, zwei Volunteers von bezev, begrüßt. Wir waren in einem kleinen Guesthouse auf dem Gelände untergebracht. Es war ein schönes kleines Zimmer, indem wir (ausnahmsweise) zu dritt in einem Riesigen Doppelbett geschlafen haben. Das Bad, bzw. Toilette und Dusche waren außerhalb des Bungalows mit einer ca. 1,60 m hohen Mauer vom restlichen Gelände abgegrenzt. So eine Freilichtdusche finde ich super, denn man kann duschen während einem die Morgensonne ins Gesicht scheint.
Nachdem wir das Zimmer bezogen hatten, sind wir alle zusammen in die kleine Stadt Nkoranza gelaufen, um etwas zu Abend zu essen. Dabei begleitete uns auch Johanna, die dritte deutsche Freiwillige im Projekt. Ich kaufte mir am Straßenrad ein Brot mit Spiegelei, die anderen nahmen Reis. Zurück auf dem Projektgelände haben wir es uns im Volunteer-Bereich bequem gemacht und bis spät in die Nacht geredet. Die Freiwilligen haben in der Community nämlich ihren eigenen Bereich, mit Bungalows, einer Küche, Toilette und Freilichtdusche, einem Aufenthaltsraum drinnen und einer Sitzecke draußen.
Da wir für meine Verhältnisse sehr spät ins Bett gegangen sind, um 1 Uhr (sonst schlafe ich hier zwischen 19 und 20 Uhr schon), haben wir am nächsten morgen mal so richtig ausgeschlafen! Erst nach 9 Uhr sind wir langsam aufgestanden und haben geduscht. Julia hat uns zum frühstück angeholt, Johanna und Jan haben noch geschlafen. Wir haben leckeren Kaffee gekocht und Brot mit Marmelade gegessen.

Mittags haben Jan und Julia uns dann über das Projektgelände geführt. Es ist riesig. Es gibt einige Häuser, in denen die Menschen mit Behinderung in Gruppen zu sechst mit je einem Betreuer wohnen. Hauptsächlich leben hier Kinder, die im Projekt umsorgt und gefördert werden, aber außerhalb zur Schule gehen. Außerdem gibt es für die Menschen auf dem Gelände einen Disko-Pavillon, einen Spiele-Pavillon, ein Fernseh-Haus, ein Mittagsschlaf-Haus, eine Sommerschule, eine Essecke, einen Kinderpool und einen Spielplatz. Es gibt auch einen Snoozel-Raum, einen Raum der besonders für schwer-mehrfach behinderte Kinder interessant ist. Dort gibt es eine Sitzkissenschaukel, über der Bälle baumeln, Matratzen über denen Lichterketten hängen, und Bilder, auf denen man verschiedene Materialien ertasten kann.
Die älteren Bewohner arbeiten in den Werkstätten und weben, nähen oder stellen Perlenketten her. Es gibt auch einen Perlenbrennofen, in dem aus alten Glasflaschen Perlen  hergestellt werden. An einem Tisch für autistische Kinder, werden Partygirlanden gebastelt. Die hergestellten Ketten, Taschen und Geldbeutel werden in einem Shop auf dem Gelände, aber auch über Bestellung im Internet verkauft.
Für die Touristen gibt es einige Gästehäuser, kleine Bungalows sowie unserer, und ein Restaurant.
Das Gelände ist sehr weitläufig und sehr grün. In einem kleinen natürlichen Felsgarten am Rande des Geländes wurden ein Altar und Sitzbänke aufgebaut, um hier immer sonntags einen kleinen Gottesdienst abzuhalten.

Nachmittags sind wir zum Markt in Nkoranza gelaufen, wo wir für unser Abendessen einkauften. Dort war es fast entspannt über den Markt zu laufen. Es war nicht sehr voll und die Menschen haben uns angelächelt. Wenn wir Twi mit ihnen geredet haben, haben sie sich total gefreut. Wir wurden nicht ein Mal am Arm oder an den Haaren gezogen und es wurde nicht penetrant „ Weiße komm!“ gebrüllt. Auch auf dem Rückweg wurde nicht ein Mal „Weiße“ gerufen. Durch Nkoranza zu laufen war wirklich so was von angenehm. Tina und ich haben noch eine nette Begegnung mit einem Jungen, der ca. 9 Jahre alt war, gemacht. Er ist die ganze Zeit schweigend, aber lächelnd, mit seinem Fahrrad hinter uns her gelaufen und wenn wir stehen geblieben sind um ein Foto zu machen, ist er auch stehen geblieben und hat uns aufmerksam angeschaut. Als wir ihm Fragen gestellt haben, hat er diese schüchtern lächelnd beantwortet und als ich fragte, ob ich ihn fotografieren dürfte, hat er sich gefreut. Die meisten Kinder wollen ständig fotografiert werden. Er ist uns bis zur Community gefolgt und wurde dort von dem Securitymann weg geschickt. Wir haben uns von ihm verabschiedet und er hat noch einen Keks bekommen, von den leckeren Keksen, die wir eben gekauft hatten.
Eine sehr sympathische und unaufdringliche Begegnung war das.
Abends haben wir dann zusammen gekocht: Kuntumre, das sind große grüne Blätter, die man kocht und die dann ähnlich wie Spinat schmecken, mit Zwiebeln und Knoblauch und frittierte Yam, die etwas bitterer und trockener als Kartoffel schmeckt. Dazu gab es Spiegelei und Ketchup. Im Grunde haben wir aus ghanaischen Zutaten Spinat, Pommes und Spiegelei gekocht. Hat ziemlich gut geschmeckt! Nach dem Essen haben wir noch zusammen gesessen und geredet, bis müde und voll gefuttert ins Bett gefallen sind. Nachdem wir am Sonntag wieder ausgeschlafen und dann ausgiebig gefrühstückt haben, sind wir aufgebrochen zurück nach Kumasi. Magda hat noch eine Nacht bei mir geschlafen und sich am Montagmorgen die Garden City Special School angeschaut, bevor sie sich auf den sechsstündigen Heimweg nach Winneba gemacht hat.
Es war ein ziemlich schönes und vor allem ganz entspanntes Wochenende!

Hier ist der Link zur Internetseite von der Hand-In-Hand Community. Dort findet man schöne Videos aus dem Projekt und kann sich die Produkte anschauen:
http://www.operationhandinhand.nl/engels.htm

                                          der Volunteers-Bereich

                                          die Webwerkstatt
                                          der Perlenbrennofen
                                          der Snoozel-Raum
                                          ein sehr deutscher Spielplatz
                                          die Kirche

                                          unser neuer Freund

                                          auf dem Rückweg in einem sehr geräumigen Trotro

6.11.12: ein winziges Baby


Heute morgen als ich am Haus meiner Nachbarin vorbei lief, rief mich Abena, die dort stand, zu sich. Die Nachbarin hat nämlich ein Baby bekommen, was sie mir direkt zeigen wollte. Sie bat mich in ihr kleines Haus, was im Grunde ein kleiner Container ist. Dort gab es nur ein großes Bett und zwei Koffer als Kleiderschrank für eine nun siebenköpfige Familie. Junior, der nun schon 4 Tage alt ist, lag in einem kleinen Laken eingewickelt auf dem Bett. Die Mutter hat ihn mir direkt auf den Arm gelegt. Ein so winziges Baby habe ich noch nie gesehen. Junior war eigentlich ein Zwilling, aber seine Schwester ist leider bei der Geburt gestorben. Meine Nachbarin, mit der ich mich, da sie kein englisch spricht, nur mit gebrochen Twi und Gesten unterhalten kann, lud mich ein, abends vorbei zu kommen und beim Waschen des Babys zu zuschauen. Diese nette Einladung habe ich natürlich dankend angenommen. Das Baby wird beim Waschen auf die Schienbeine der Mutter gelegt, die diese werden wiederum auf eine Waschschüssel legt. Warmes Wasser wird durch ein Loch in einer alten Tomatenmarkdose auf den Kopf und auf den Nabel des Kindes geträufelt. Danach wird das Baby mit einem harten Netzschwamm, den hier jeder benutzt, abgewaschen. Dabei hatte ich für einen Moment Sorge um die dünne Papierhaut des Kleinen, die teilweise Falten wirft, als wäre er ein alter Mann. Nachdem Waschen wurde Junior gepudert, wieder in sein Laken eingewickelt und ich bin dankbar für diese Erfahrung zurück in unser Haus gegangen.

3.11.12: Markttag


Heute waren wir auf dem Markt. In Kumasi gibt es einen riesigen Markt, irgendwo habe ich mal gelesen es sei der größte Martkt Afrikas. Er liegt mitten in der Stadt wie in einem Talkessel. Schon außerhalb des Marktes ist es sehr stressig! Man wird ständig hab von Taxis oder Trotros überfahren, aber näher zum Bürgersteig kommt man auch nicht, da Taxis und Gemüseauslagen auf der Straße einem den Weg versperren. Wenn man es dann geschafft hat irgendwie zum Bürgersteig zu kommen, läuft man an ganz vielen kleinen Ständen und Tischen vorbei auf denen alles Mögliche zum Verkauf angeboten wird. Der Markt ist in verschiedene Bereiche gegliedert in denen hauptsächlich irgendetwas der selben Art verkauft wird. Es gibt Bereiche in denen Krimskrams, Elektronik, Töpfe, Schmuck, Secondhandkleidung oder ghanaische Stoffe verkauft werden. In einem Bereich, wir nennen ihn den Bereich des bunten Staubes, wird bunter Staub, der teilweise zu kleinen und großen Bällen gepresst ist, verkauft. Keine Ahnung wozu er gut ist. Außerdem gibt es natürlich sehr viele Lebensmittel zu kaufen. Es gibt Obst und Gemüsestände und teilweise auch Auslagen auf dem Boden, sowie Stände an denen halb geschlachtete Tiere hängen. Hufen von Ziegen und Kühen scheinen sehr beliebt zu sein. Auf dem Boden werden in Waschschüsseln verschiedenste getrocknete oder „frische“ Fische verkauft. Wenn man bedenkt, dass die Küste sechs Stunden entfernt liegt und der übliche Transportweg für Fleisch und Fisch ein Trotro ist, wird der Fisch wahrscheinlich nicht mehr so frisch sein. Es werden auch noch lebende Tiere verkauft, Hühner die mit zusammengebundenen Beinen in engen Schüsseln oder Netzen sitzen, Krebse, die ebenfalls zusammengeschnürt werden oder riesige Schnecken, die gerne mal die Flucht ergreifen, aber leider, leider zu langsam sind. In den Lebensmittelbereichen sind die Gerüche alles andere als schön. Es riecht hauptsächlich verwest und wenn sich Fisch- und Fleischgeruch mit verschimmelter Tomate vermischen, dann stinkt es.
Auf dem Markt haben wir uns die ersten ghanaischen Stoffe gekauft, aus denen wir nächsten Monat Kleider machen lassen. Außerdem habe ich für umgerechnet 80 Cent in den gigantischen Wühlbergen auf der Straße zwei Secondhand-t-shirts gekauft.
Auf der einen Seite war es ziemlich interessant mal in den Markt rein zu gehen. Es war unser erster Besuch im Markt, vorher sind wir nur drum herum gelaufen und das allein war schon so anstrengend, dass wir gar nicht hinein wollten. Auf der anderen Seite war es sehr stressig! Viele Menschen rufen nach einem und halten einen so fest, dass man blaue Flecke bekommt. Ich wurde sogar an den Haaren gezogen, nur weil irgendein Idiot mir „Hello, how are you“ sagen wollte und ich ihm anscheinend zu schnell vorbei gelaufen bin. Es wird eher selten akzeptiert, dass man nach dem Preis fragt und dann nichts kauft, da man erst noch den restlichen Markt erkunden möchte und es wird oft gesagt, dass auch gucken etwas kostet, was ich für eine eher semioptimale Geschäftsstrategie halte. Aber wir hatten auch nette Begegnungen, die sich gefreut haben, dass wir bei ihnen gekauft haben und sie haben sich noch viel mehr gefreut, als wir mit ihnen ein bisschen Twi gesprochen haben. An meinem zweiten Tag in Kumasi hat mich Alberta mit zum Markt (nicht auf den Markt) genommen und ich habe einen sehr netten Schuhmacher kennen gelernt. Alberta meinte sie ist ohne mich schneller unterwegs, also hat sie mich mit den Einkaufstüten bei dem Schuhmacher geparkt. Wir haben uns unterhalten und er hat sogar sein Essen mit mir geteilt. Seitdem gehe ich ihm immer kurz „Hallo“ sagen, wenn ich bei Dr. Mesa, der Trotrostation am Markt, bin.
Nachdem anstrengenden Vormittag auf dem Markt sind Tina und ich noch zu einer Beerdigung gefahren, wo das Kollegium mal wieder hin musste.
Leider darf ich keine Bilder, auf denen Schüler zu sehen sind, in diesem Blog hochladen. Ich werde nun nur Bilder von den Gebäuden hochladen.

                                         unser Schulbus