Beschreibung
Hallo,
mein Name ist Isabel Unger. Ich bin 19 Jahre alt und habe mich entschieden ab August 2012 für ein Jahr in Ghana zu leben. Mein Wohnort wird die große Stadt Kumasi sein, in der mich eine Gastfamilie aufnehmen wird. Vor Ort werde ich im Rahmen des EMC-Ghana Projektes an der Garden City Special School, einer Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, arbeiten.
Auf diesem Blog werde ich Berichte vom Leben und der Arbeit in Ghana, sowie Fotos hochladen.
Viel Spaß beim Lesen, eure Isa
Mittwoch, 17. Juli 2013
15.7.13: Projekt Awia
Projekt Awia ist der neue Name für das diesjährige EMC-Projekt. Awia ist Twi und bedeutet Sonne.
Hier der neuste Stand:
Übungsladen
Verkaufsladen
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7.7.13: Klassenbrieffreundschaft
Die Group 4 hat nun eine Brieffreundschaft zu einer Klasse der JKS Bochum, einer Schule für geistig behinderte KInder und Jugendliche, aufgebaut. Ein Brief, Klassenfotos und diese selbst gebastelte Elefantengirlande sind auf dem Weg nach Deutschland.
1.7.13: das Filmteam war hier
Ein Filmteam, bestehend aus Simon, der Regisseurin und
Tonfrau, und Carina, der Kammerafrau, kam von Donnerstag bis Samstag zu Besuch.
Es soll ein neuer Werbefilm, eine Art kurze Doku, über Freiwillige mit
abgeschlossener Berufsausbildung gedreht werden. Tina wurde gefragt, ob sie
nicht als Logopädin etwas über ihren Freiwilligendienst berichten möchte. Also
kamen Simon und Carina am Donnerstag nach Kumasi. Ich, neugierig wie ich bin,
wollte den Spaß natürlich nicht verpassen und habe mich den beiden und Tina
angeschlossen. Ich wurde auch dazu eingeladen, so ist es ja nicht. Wir trafen
uns also Donnerstag nach der Schule im Hotel in Kumasi und haben erst einmal
ein bisschen geredet. Am nächsten Tag begleiteten sie uns, bzw. Tina dann mit
in der Schule. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass ich nicht wirklich im
Film auftauchen würde. Ich dachte ich würde mehr hinter der Kamera stehen,
alles beobachten und Tina zuwinken oder so ähnlich. Aber sie filmten uns beide
bei der morgendlichen Versammlung, bei dem Gottesdienst der Schule und in der
Pause. Wir zeigten ihnen unseren Schulladen, den wir als EMC-Projekt aufgebaut
haben, und plötzlich sollte ich auch etwas sagen. Nach der Schule wollten wir
eigentlich noch ein paar Szenen in Kumasi in der Stadt drehen, aber unsere
Kamerafrau hatte leider plötzlich einen Hexenschuss, sodass wir Pizza geholt
haben und zurück ins Hotel gefahren sind. Abends haben wir noch eine ziemlich
unrealistische Szene gedreht, in der Tina und ich im Dunkeln (!) eine Cola bei
einer netten Kioskfrau kaufen und sie trinken. Im Dunkeln sind wir
normalerweise nicht mehr auf der Straße, aber gut.
Samstagmorgens haben wir dann Tinas zweites Interview
gedreht und ich durfte den Ton angeln. Das hört sich spannender an als es ist.
Ich musste mit diesem Püschelmikro, was an einem langen Stab hängt, ganz steif und bewegungslos herum stehen und
aufpassen, dass das Mirko nicht ins Bild sinkt. Nach einer halben Stunde angeln
konnte ich mich nicht mehr bewegen und meinen Arm einen Tag lang nicht mehr
hochheben. Ich werde nie wieder angeln!
Dann sind wir noch im ruhigen Viertel, indem das Hotel
steht, herum gelaufen und haben Szenen gedreht, wo Tina und ich Straßen auf und
ab laufen. Ab 11 Uhr haben wir dann auf den Fahrer, einem Arbeitskollegen,
gewartet, der dann um 12 Uhr kam. Soetwas ist natürlich echt doof für ein
Filmteam, bei dem es auf jede Minute ankommt. Wir mussten also die Aufnahmen am
Uni Campus ausfallen lassen und sind direkt zur Schule gefahren zu einem
Interview mit der Direktorin. Danach haben wir noch kurz eine weitere Aufnahme
zu dem EMC-Projekt gemacht, in der wir mit Felicia ein Perlenarmband gefädelt
haben.
Und schon war die Zeit mit dem Filmteam vorbei. Wir brachten
die beiden zur Busstation, denn sie mussten in den nächsten Tagen noch in Accra
und Korfuridua drehen.
Im Oktober treffen wir uns noch einmal und Tina wird von
ihrer Rückkehr nach Deutschland berichten. Der Film wird wohl nächstes Jahr heraus
kommen. Erscheinen werden eine Gehörgeräteakustikerin in Peru, ein
Krankenpfleger in Ghana und Tina, bzw. unerwarteter Weise auch ich.
5.6. 13:
Mit meinen neuen Gastschwestern am Lake Busumtwe. Katie aus
Irland bleibt 2 Wochen in Ghana und Caroline aus den USA 2 Monate.
5.6.13: Magdas Abschied
Letztes Wochenende waren wir in Winneba, um uns von Magda zu
verabschieden. Ihre Zeit ist um und sie ist am Monatag zurück nach Deutschland
geflogen. Wir hatten eine sehr schöne Zeit zusammen in Ghana und werden uns mit
Sicherheit bald schon in Deutschland wieder sehen!
Auch das letzte Wochenende in Winneba war wie immer schön!
Wir waren am Strand und haben uns abends mit Magdas Schulleiter, der wirklich
super nett ist, auf ein Bier getroffen. Sonntagmorgens hieß es dann Abschied nehmen
von Magda, aber auch von Sister, ihrem Mann und Magdas Gastgeschwistern. Die
werden wir bestimmt länger nicht mehr sehen, als Magda.
31.5.13: Workshop-Tage
Am letzten Dienstag und Mittwoch fand unser Projekt-Workshop.
Wir teilten Lehrer und Klassenassistenten in zwei Gruppen, die jeweils an einem
Tag kommen sollten.
Ich kann sagen, es war wirklich höllisch anstrengend, diesen
Workshop zu halten! Einige Lehrer waren zwar sehr interessiert, aber der
Großteil der Belegschaft hatten ein Gesichtsausdruck drauf… Ständig standen
Leute auf, gingen zum telefonieren nach draußen oder redeten laut. Wir
starteten am ersten Tag um 10 Uhr. Bzw. um 10.30 Uhr, da die Lehrer, selbst,
wenn man sie dreimal auffordert hat zu kommen, erst nach einer Weile
angeschlichen kamen. Wir hätten unseren Workshop sicher bis 13.30 Uhr
(offizieller Schulschluss) beendet, so war es mit Mr. Otu auch abgesprochen. Um
11.30 Uhr wurden die Leute langsam nervös und teilten uns mit, dass sie um 12
Uhr gehen wollten. Es hat sich über das Jahr anscheinend inoffiziell
eingebürgert, dass man Mittwochs und Freitags die Schule schon 1 ½ Stunden
vorher verlässt. Da wussten wir nicht einmal was von! Wir machten also erst
einmal weiter, aber nach dem Coconut-Workshop, sind die ersten gegangen. Wir
gingen zu Mr. Otu, um zu fragen, ob wir die restlichen Punkte dann wann anders
besprechen sollten. Er sprach mit dem Kollegium, während wir draußen warten
mussten, und sie wollten auf keinen Fall länger bleiben. Also wurde der
restliche Workshop auf die nächste Woche verlegt. An diesem Tag dann kamen von
den 15 Lehrern in der Gruppe nur 5.
Der zweite Workshoptag lief generell besser, da die Gruppe
leiser war und wir schon um 9 Uhr, bzw. 9.15 Uhr starten konnten. Trotzdem
hatten wir bei beiden Gruppen nicht wirklich das Gefühl, dass irgendetwas von
der Idee angekommen ist: etwas zu produzieren, es zu verkaufen, sodass neues
Geld heran geschafft wird für neues Material, sodass ein Kreislauf entsteht und
die kontinuierliche Berufsausbildung der älteren Schüler gesichert wird.
Es wäre sicher angekommen, wenn die Lehrer nicht so abwesend
und unkonzentriert gewesen wären, denn wir haben es mehrmals betont. Wir haben
z.B. gesagt wir möchten abstimmen und haben dann zwei Möglichkeiten etwas zu
organisieren vorgeschlagen. Dann wollten wir abstimmen und jemand fragte
„Abstimmen?“. Wir haben also noch mal die zwei Möglichkeiten erklärt und
meinten dann, wenn es keine Fragen mehr zu den Möglichkeiten gibt, können wir
ja jetzt abstimmen. Ein anderer fragt: „Abstimmen?“. Wir haben die
Möglichkeiten, also noch ein drittes mal erklärt und gesagt „Wenn es keine
Fragen mehr gibt können wir ja jetzt abstimmen“. Es gab keine Fragen mehr, wir
fragten also „ Wer ist für die offene Liste?“ und jemand fragt „ Es gibt eine
offene Liste?“. Ich hoffe dieses Beispiel macht deutlich, wie frustrierend
dieser Workshop war!
An anderer Stelle, haben sich plötzlich alle Lehrer, obwohl
nur 2 nach vorne kommen sollten, über das Material, Fäden und Perlen her
gemacht. Wir haben jedem mehrmals erklärt, dass er das Material wieder
zurücklegen soll, denn sonst ist nichts mehr für die Schüler da und dann wäre
der Sinn verfehlt. Tina hat es tatsächlich einer Kollegin 5 mal gesagt, diese
nickte und machte sich weiter an dem Material zu schaffen. 5 mal! Dann hat sich
Tina umgedreht, weil jemand sie etwas gefragt hat und unsere nette Kollegin
geht mit Perlen und Faden in der Hand weg und will sie in die Tasche stecken.
Ich bin ihr hinterher gegangen und meinte ob sie mir bitte den Inhalt ihrer
Hand zurückgeben kann und sie gibt mir tatsächlich die andere Hand, indem sie
den Kokosnussanhänger hielt, den sie selbst gemacht hat und behalten durfte.
Ich sagte also „Nein, ich würde gerne die andere Hand sehen“. Sie machte ein
abfälliges Zungenschnalzen und gab mir die verdammt teuren Perlen zurück.
Am Ende des zweiten Workshoptages waren Tina und ich
dermaßen demotiviert! Weder Mr. Otu, der stellvertretende Schulleiter und
Ghanas bester Lehrer 2012, noch unsere Schulleiterin, oder mein Mentor Gyan,
waren beim Workshop. Das hätte dem ganzen vielleicht etwas an Wichtigkeit
verliehen und es wäre ernster genommen worden. Sehr enttäuschend war das! Wir
haben das auch sowohl Mr. Otu, als auch unseren Mentoren mitgeteilt. Sie
mussten etwas für die Schulleiterin erledigen und konnten deshalb nicht kommen.
Ist ja auch in Ordnung, die beiden müssen eben auch springen, wenn die
Direktorin „Hop“ ruft, aber dennoch ist es sehr enttäuschend, dass von der
Schulleitung so wenig Unterstützung kommt.
Darüber haben wir dann mit unseren Mentoren gesprochen und
nach einem gemeinsamen Gespräch mit der Schulleitung gefragt, denn sie war
bisher noch bei keinem Gespräch, was das Projekt betrifft, dabei und sie zeigt
deutlich, dass sie nicht begriffen hat, worum es eigentlich geht! Unsere
Mentoren sehen das anders und erlaubten uns nicht mit der Direktorin zu reden.
Obwohl ich davon nicht überzeugt bin, ermutigte mich jedoch dies: Gyan meinte,
es kommt ja sowieso auf die Klassenlehrer des Vocational Traktes an, die die
neuen Produkte herstellen. Ob die anderen Lehrer den Sinn des Projektes nun
verstanden haben oder nicht, das ist im Grunde egal. Solange Mr. Boadi, der
Schreinerlehrer, Md. Grace und Phillis, Lehrerinnen der Perlenklasse, Md.
Agnes, die Nählehrerin und Md. Mary, die Zuständige für das Projekt und
Lehrerin der Schusterklasse, motiviert und überzeugt sind, hat das Projekt eine
Zukunft! Und das sind sie!
Samstag, 13. Juli 2013
30.5.13: Schulbeginn
Die ersten zwei Wochen in der Schule mussten wir leider ohne
Schüler verbringen. Da das Geld für das Essen der Internatskinder mal wieder
nicht pünktlich und ausreichend kam, haben die Lehrer der Sonderschulen
beschlossen zu streiken, indem sie die Schüler einfach nicht zurückkommen
ließen.
Diese zwei Wochen Ausfall waren unschön für unsere
Therapien, aber gut für unseren Projekt-Workshop, den wir täglich 8 Stunden
lang vorbereiteten. Wir schrieben Anleitungen, malten Vorlagen, planten,
sortierten Material für Ketten, laminierten alles und stellten Ordner zusammen.
In diesen zwei Wochen traf es meine Kollegin und Freundin
ziemlich hart. Sie wurde vom Arzt überzeugt ihr Kind (Louisa) im 7. Monat
abzutreiben, da es möglicherweise schwerstmehrfach behindert sein könnte. Dann
starb ihre beste Freundin, eine ehemalige Kollegin von der Garden City Special
School, ganz plötzlich und kurze Zeit später starb auch ihr Vater. Wir gingen
in diesen zwei Wochen also auch zur One-Week-Celebration und zur Beerdigung von
ihrem Vater. Es war eine muslimische Beerdigung und sie fand nicht an einem
Samstag oder Sonntag, wie die bisherigen Beerdigungen, statt. Außerdem tragen
Muslime hier beim Trauern keine schwarze Kleidung. Ansonsten gestaltete sich
diese Beerdigung, wie alle anderen auch. Um die Frau des Verstorbenen zu
begrüßen mussten wir allerdings in das winzige Haus hinein gehen. Sie saß mit
anderen Frauen im Schlafzimmer, wo ihr Mann, von Vorhängen umgeben, im Bett
lag. Trotz der Vorhänge konnte man Kopf und Füße sehen. Wir schüttelten allen
die Hände, bis auf der Witwe. Ihr darf man bei der Beerdigung des Mannes nicht
die Hand geben.
Am Ende der zwei Wochen wurde verkündet, dass die Schüler
endlich wieder kommen dürften. Ein Glück! Es wurde samstags ein PTA-Meeting
(eine Eltern-Lehrer-Versammlung) einberufen und mit dieser kamen auch die
ersten Schüler!
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